Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
einen digitalen Ordner angelegt, in dem ich die Eckdaten der Mädels sammele, ihre Fotos speichere und nebenbei noch Klarnamen, Berufe, Haarfarben, Telefonnummern, Mailadressen sowie Kindervornamen vermerke. Monate später kommen noch Notizen zu sexuellen Vorlieben und vor allem Abneigungen dazu, man will schließlich nichts durcheinanderbringen und vor allem die maximal peinliche Situation vermeiden, die Nase zwischen die Beine einer Frau zu zwängen, die einem vorher geschrieben hat, dass sie einem noch so gut gemeinten Cunnilingus einfach nichts abgewinnen kann. Noch später, und jetzt ruhig mal mitgeschrieben, Jungs, gehe ich dazu über, die Frauen in einer Excel-Tabelle nach qualitativen Kriterien und Erfolgsaussichten zu sortieren, und daran tut man gut, denn wenn man pro Tag um die fünf Mädels volltextet, sind das nach drei Monaten schon 450, und das kann kein Mensch ohne eine vernünftige Organisationsstruktur bewältigen. Außerdem ist es recht lehrreich, Statistiken zu führen, sie helfen irgendwann enorm, die Erfolgsquote zu erhöhen.
Mandy ist eine blonde, sehr junge Frau aus Cottbus, nach eigenem Bekunden Assistentin der Geschäftsleitung bei einem Unternehmen für Autoteile. Sie hat Kummer mit ihrem Freund, einem Dachdecker, der ganz offenbar fremdgegangen ist.
Ich habe mich zur Findung einer gemeinsamen emotionalen Basis erfolgreich in der Rolle des betrogenen Ehemannes positioniert, der sein Schicksal mit großer Tapferkeit trägt, und wir trösten uns täglich, wobei die Mails auf ihrer Seite von Mal zu Mal ein wenig neckischer werden. An meinem nächsten kinderfreien Wochenende sind wir in Berlin verabredet, was zwar nicht ganz auf der Hälfte liegt, aber ich habe ein Auto und sie nicht, außerdem verheißt die Tatsache, dass sie erst 25 Jahre ist, mir aber verschämt eine gewisse Vorliebe für erfahrene Kerle gesteht, paradiesische Freuden mit einem wirklich knackigen Körper. Die Buchung eines Hotelzimmers unterlasse ich allerdings. Sollte sich Mandy als dritter Reinfall meiner jungen Internetkarriere erweisen, werde ich fünf Minuten später in Richtung Autobahn unterwegs sein und mit Vollgas zurück zu meinem Laptop fahren. Falls ich tatsächlich zum Schuss kommen sollte, kann ich immer noch sehen, wo wir unterkommen, und zweitens darauf verweisen, was für ein sittsamer Junge ich doch bin, der dies auf keinen Fall vorher eingeplant hatte.
Simone ist schon älter, nämlich 39, und ihre Söhne sind sechs, acht und elf Jahre alt, sie ist eigentlich nicht mein Beuteschema, aber ihr Mann hat sie verlassen, als Hausfrau hat sie eine Menge Tagesfreizeit und sie wohnt in Hannover, was ja auch nur 160 Kilometer von Hamburg entfernt liegt. Allerdings ist unser Dialog ein bisschen monothematisch und nicht wirklich unterhaltsam, denn meistens beschwert sie sich, dass wirklich alle Männer immer nur vögeln wollen, vor allem hier, im Internet. Ich verkneife mir, dass diese Einschätzung aus meiner Sicht die glatte Wahrheit ist, und flüchte mich in pastoral anmutende Betrachtungen über das Universum und die Seele eines Menschen, in die man nicht hineinsehen könne. Ich schreibe ihr, dass vermutlich alles einen Sinn haben müsse, wenn auch nur den, dass jetzt wir uns kennengelernt hätten. So etwas mag sie, sie findet, dass ich für einen Mann echt viel Tiefgang habe, und ich lasse sie in diesem Glauben, denn ihre auf dem Foto gigantisch wirkenden Titten sehen so aus, als ob sie mir eines Tages noch einigen Trost verschaffen könnten. Allerdings schaffe ich es nicht immer, alle ihre Mails zeitnah zu beantworten, denn sie schreibt fast stündlich, teilt mir mit, wann sie die Kinder aus der Schule holt, wann sie einkaufen geht, wann sie ihre Mutter besucht und wann sie wieder erreichbar ist, was natürlich unsagbar langweilig ist.
Außerdem habe ich noch andere Verpflichtungen. Zum Beispiel Katja, eine Brünette mit Pagenschnitt. Sie ist irgendwas im gehobenen Dienst der Hamburger Innenbehörde, hat ein recht hübsches Gesicht, sie wirkt auf dem Foto geradezu madonnenhaft und ist soeben 32 geworden. Gleich am zweiten Abend sagt sie Ja zu einem Spontandate nach Feierabend. Wir schlendern um die Außenalster, ich finde sie ein wenig pummelig, aber sie ist umwerfend nett, also sitzen wir noch eine Weile auf meiner Jacke und sehen die Sonne hinter Hamburgs Skyline verschwinden.
Irgendwie stresst es mich, ein echtes Date zu haben, man fühlt sich so real, wenn nicht sogar unsicher dabei, außerdem kann sie
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