Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
wollen in meinem Kopf einfach nicht zusammengehen.
Mit Joachim kann ich über so etwas nicht reden. Darüber kann ich mit niemandem reden. Außer mit einem einzigen Menschen, und der heißt definitiv nicht Hannah.
Ich quäle mich mit der Frage herum, ob ich es tun soll. Dann rufe ich Laura an, zum ersten Mal seit 19 Monaten.
Wir treffen uns in der Mittagspause im Park, auf der Bank von früher.
Laura sieht entzückend aus mit ihrem Babybauch, und sie weiß über fast alles Bescheid, die Probleme im Projekt, meinen Rauswurf bei Elke, mein Pensionszimmer, der Bürotratsch erreicht sie noch immer, nur von Hannah hat sie nichts gehört.
Ich erzähle zaghaft, ansonsten reden wir wenig, aber wir sind uns so nah wie jemals zuvor. »Bist du sehr unglücklich?«, fragt Laura, und ich nicke. »Ich auch«, sagt sie, »aber ich muss jetzt an meine kleine Familie denken.«
Wir sitzen fast drei Stunden hier, bis Laura schließlich aufsteht. »Du sollst Hannah lieben, und wenn du es schaffst, dann gibt es niemanden, den das glücklicher machen wird als mich.«
Zum Abschied küsst mich Laura auf die Stirn. »Im nächsten Leben«, sagt sie, »da passiert uns diese Scheiße nicht noch mal, da finde ich dich eher, und dann lass ich dich nie wieder weg.«
Laura geht, sie hat beide Hände über ihren Bauch gelegt und ich vermute, dass sie weint. Sie dreht sich nicht mehr um, ich sehe ihr kummervoll nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden ist.
Ich weiß nicht, wie ich Hannah unter die Augen treten soll.
Im Büro setze ich mich mit dem Kleinen hin und mache eine Bestandsaufnahme.
Hannah +
– Hammergeile Frau (und das in echt)
– Schöner Sex (aber das ist es nicht)
– Geiler Arsch (na ja, ich steh halt drauf)
– Endlich wieder zu Hause (was für ein Gefühl)
– Verdient genauso viel wie ich, will never ever nur meine Kohle (gute Sache!)
– Intelligente Frau (und wie)
– Warmherzige Frau (wie sie Lisa und Lars angesehen hat)
– Frau fürs Leben (absolut und ohne jede Einschränkung)
Hannah –
– Sie ist nicht Laura
Ich quäle mich mit dieser Erkenntnis herum.
Aber Hannah hat Antennen, sie ist ein sehr vernünftiges Mädchen und sie ist ähnlich analytisch veranlagt wie ich. Nach einer Weile fragt sie mich: »Du vermisst Laura, oder?«
Ich nicke stumm, und sie streichelt mein Gesicht. Aber ich will bei ihr bleiben, ums Verrecken, ich will nicht wieder raus aus Hannahs Leben und schon gar nicht wieder raus in diese elendige, kalte Welt voller dämlicher Singleweiber, aber ich habe keine Ahnung, wie ich es formulieren soll, denn ich weiß genau, dass es die falschen Motive sind. Also schweige ich, und Hannah fragt nicht mehr, und zum ersten Mal fängt die Stille an, zwischen uns zu lasten.
Nach zwei weiteren Wochen zu dritt macht Hannah Schluss.
»In deinem Herzen«, sagt sie, »ist zu wenig Platz für Laura und mich.« Hannah weint ein bisschen, und ich fühle mich beschissen.
An der Tür frage ich: »Krieg ich eine zweite Chance, in einem halben Jahr oder so?«
Doch jetzt schüttelt Hannah stumm den Kopf.
Ihrem Papa kann ich nicht mehr unter die Augen treten, Hannah erst recht nicht, und so suche ich gerade wieder nach einem Anwalt, aber diesmal möchte ich einen Mann. Und von Frauen, in die ich mich verlieben könnte, halte ich mich fern. Herzschmerz habe ich in den letzten Jahren genug gehabt.
Hannah – 2 Monate später
Hallo, Leif,
seltsam, wie lange man über die richtige Anrede nachdenken kann. Natürlich wollte ich zuerst »Lieber« schreiben, aber ich bin mir nicht mehr so sicher, wie lieb Du wirklich bist. Ich bin mir überhaupt ganz vieler Dinge nicht mehr sicher, zum Beispiel frage ich mich, ob es tatsächlich Liebe gibt oder ob all diese Gefühle, die ich gespürt habe, einer traurig machenden Scheinwelt entstammen.
Du bekommst in den nächsten Tagen Post von meinem Vater, auch er wird das Mandat in Deinem Fall niederlegen. Er wollte es Dir persönlich sagen, aber Du hast wochenlang alle Termine platzen lassen. Papa ist ziemlich sauer und hält Dich für einen Kindskopf, weil Du Angst vor einem ehrlichen Gespräch von Mann zu Mann hast.
Ich bin nicht sauer, ich bin traurig, auch wenn mein Verstand mir sagt, dass es gut ist, so wie es ist. Ich möchte Dir noch eine Sache sagen, bevor Du es von anderer Seite hörst. Ich habe wieder gegen die Standesregeln verstoßen, nicht sehr, aber immerhin. Sei Dir aber sicher: Wir haben Deinen Scheidungsfall mit keinem Wort besprochen, das hatte
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