Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
ich mir vorher ausbedungen.
Ich habe mich mit Elke getroffen. Ich musste mit jemandem sprechen, der Dich kennt, denn ich hatte das Gefühl, dass Du immer fremder geworden bist, von Woche zu Woche, und dass ich zum Schluss mit einem schweigenden, traurigen Unbekannten zusammengewohnt habe. Du, der Mann, in den ich mich verliebt habe, warst einfach weg, schon zwei, drei Wochen bevor Du ausgezogen bist, und ich hatte keine Ahnung, warum oder wohin. Ehrlicherweise habe ich immer noch keine Ahnung, was passiert ist. Natürlich war mir klar, dass es mit Laura zu tun hat. Aber Laura gab es schon, als wir uns kennenlernten, und ich wollte wissen, was mit Dir passiert ist und was alles verändert hat.
Elke sagt, du bist ein kleiner, neunjähriger Junge, der nie wirklich erwachsen geworden und der hoffnungslos in seinen Träumen gefangen ist, ohne sie je in die Tat umsetzen zu können.
Elke sagt, es gibt Dich zweimal: einmal Leif, den Macher, der die ganze Zeit so tut, als ob er ein erwachsener Mann wäre, und der doch nur alle Frauen blendet. Und einmal Lasse, den völlig unberechenbaren Kindskopf, dessen Universum sich einzig und allein um die Befriedigung seiner Sehnsüchte von Sex und Liebe dreht. Sei ihr nicht böse, Elke hat nicht wirklich schlecht über dich gesprochen, ich glaube, sie mag Dich noch immer, aber sie ist davon überzeugt, dass keine Frau der Welt mit Dir glücklich werden kann, auch Laura nicht.
Elke war ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe, wenn auch - verständlicherweise - ein wenig verbittert. Unter anderen Umständen hätte ich sie sehr nett gefunden, aber das hattest Du mir erzählt: dass Elke ein Mensch ist, der sehr freundlich ist und der schnell die Herzen gewinnt.
Elke hat einen wichtigen Satz gesagt, der mir geholfen hat, ein kleines bisschen besser mit unserer Trennung umzugehen. Sie sagte, Dein Problem sei, dass Du Dich nach der liebenden Mutter sehnst, die Du nie gehabt hast, aber dass diese Mutter Konfektionsgröße 32 haben müsste und nie älter werden dürfte als 25 und dass es zu Deinem Leidwesen solche Frauen nicht gibt und dass Du deshalb alle anderen unglücklich machst.
Ich fühle mich nicht besonders gut nach allem, was ich in den letzten Jahren mit meinen Beziehungen erlebt habe, nicht zuletzt mit Dir. Aber ich bin froh, dass es vorbei ist. Besser jetzt als später. Schließlich bin ich längst keine 25 mehr. Und ich glaube auch nicht, dass ich zum Mutterersatz tauge.
Ich wünsche Dir alles Gute, und vor allem wünsche ich Dir, dass Du irgendwann wieder glücklich wirst. Denn das ist alles, was ich jetzt noch von Dir weiß: Glücklich bist Du nicht.
Hannah
Cowboy
Ja, Jungs, langsam fürchte ich doch, dass ich die Sache mit Laura erklären muss. Aber Laura kann ich nicht erklären, wenn ich nicht erzähle, wie es mit Elke war. Und Elke kann ich nicht erklären, ohne über den kleinen Leif zu schreiben und über seinen großen Bruder Holger, der ihm den Cowboy schickte, damit der kleine Bursche überleben konnte, als seine Welt eine einsame und feindliche wurde.
Und während ich darüber nachdenke, wächst in mir die Befürchtung, dass ich am Ende noch meine ganze verschissene Lebensgeschichte aufschreiben muss, insofern warne ich euch jetzt ganz offiziell: Wenn’s euch nur um die Fickgeschichten geht, packt das Buch lieber weg, denn in den nächsten Kapiteln wird wenig gevögelt. Mir macht das nichts, bezahlt habt ihr ja eh schon.
Um zu Leif und dem Cowboy zu kommen, müssen wir gut 30 Jahre zurückgehen, und das ist auch für mein Gedächtnis eine verdammt lange Zeit. Manchmal weiß ich nicht mehr ganz genau, was Erinnerung ist und was der empfindsame Knabe noch hinzugeträumt haben mag, aber wenn ich zweifle, dann sehe ich meinen alten, winzig wirkenden Kinderbaseballschläger an, der in meinem Kleiderschrank wohnt, und dieser legt ein stummes Zeugnis ab, genau wie die alten Fotos, auf denen ein blondes Kerlchen bewundernd zu einem großen, lachenden Soldaten in Fallschirmjägeruniform aufschaut, während dieser mit seiner Hand liebevoll durch das weißblonde Haar des Kleinen wuschelt.
Stellt euch Leif als schmächtigen Jungen vor, der es nicht einfach hat in seinem Leben, aber dafür seinen großen Bruder Holger anbetet. Anbetet, ja. Es gibt kein anderes Wort dafür.
Papa Andersson ist Papa Andersson, den findet Leif auch gut, aber der ist nie da. Er ist Prokurist bei einem Holzimporteur im Hamburger Hafen, ein schweigsamer, verschlossener, großer,
Weitere Kostenlose Bücher