Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
einmal quer durch Fuerteventura vögeln lasse, aber ich gönne es ihr wirklich und will eigentlich nur eins: raus aus dieser Ehe, und das so schnell wie möglich.
Aber da sind auch Lisa und Lars, die Kinder krabbeln in einer Tour auf mir herum, besonders Lisa scheint sich nur langsam vom fünf Wochen langen Papa-Entzug zu erholen, sie malt mir ein Bild nach dem anderen und hängt an meinen Beinen wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Lisa ist acht Jahre alt, ein Papa-Kind, schon immer gewesen, Abend für Abend schläft sie nur dann ein, wenn sie meine Hand in ihrer hält, sie weigert sich entschieden, ins Bett zu gehen, bevor ich wieder zu Hause bin, und so langsam dämmert mir, dass das verdammt noch mal nicht so einfach wird: Lisa und Lars verlassen, nur um Laura lieben zu dürfen.
Laura und ich sehen uns jeden Tag im Büro, wir treffen uns heimlich in der Mittagspause, aber Abende oder gar freie Tage sind rar gesät, nicht zuletzt wegen Lisa, die sich dann in den Schlaf weint. Laura leidet so wie ich, und ich denke darüber nach, ob sie für ihren Philosophen das Gleiche empfindet wie ich für Lisa und Lars. In unseren kostbaren gemeinsamen Momenten halten wir uns mehr aneinander fest, als dass wir eine Affäre haben. Manchmal, wirklich nur manchmal gelingt es uns, miteinander zu schlafen, wir tun es in entlegenen Hotels oder irgendwo, wo uns die Liebe überfällt, wir tun es im Treppenhaus unseres Büroturms, in meinem Auto am Hafen, wir erschwindeln uns ein ganzes Wochenende, an dem ich angeblich zu einem Kongress reise und sie Jan nicht direkt davon erzählt, dass sie mit mir an die Nordsee fahren wird, er weiß es auch so. Zwei Tage lang verlassen wir das Bett nur, um schweigend aufs Meer hinauszusehen, an dessen Ende irgendwo London liegt, oder um Wettbewerbe im Steineditschen auszutragen. Aber auch dieses Wochenende dauert nur gefühlte 20 Minuten, mir ist noch nie so stark bewusst geworden, wie relativ die Zeit ist, denn in Lauras Armen verrinnt sie nicht, sie ist immerzu und einfach nur weg.
Alles in allem, denke ich manchmal, fällt Laura die Situation leichter als mir, denn sie lebt stets im Hier und Jetzt, ich aber kriege einfach nicht gebacken, mir vorzustellen, wie das Morgen aussehen wird.
Doch nach acht endlos langen Wochen sitzen Laura und ich am Elbstrand und sie blickt düster aufs Wasser. »Jan ist sehr unglücklich«, sagt sie. »Er hat zum ersten Mal gefragt, ob du wichtiger bist als er.«
Ich denke darüber nach.
»Was hast du ihm gesagt?«
»Dass ich dich liebe. Dass es mir ernst ist. Und er hat mich gefragt, ob ich gehen will.«
»Willst du?«, frage ich.
»Ja. Ja und nein. Ein bisschen mehr Ja, aber auch sehr viel Nein.«
Schweigend sehen wir einen Frachter vorbeiziehen.
Schließlich sagt Laura: »Es würde ihn umbringen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Ich weiß es auch nicht.
Aber Laura verlässt ihn.
Wir werden keine gemeinsame Wohnung nehmen, beschließen wir, sondern jeder eine eigene. Ich werde es akzeptieren, wenn sie Jan sehen möchte, den sie nicht allein lassen kann im finsteren Wald. Und wir werden allen Menschen, die es angeht, die Wahrheit sagen. Dann werden wir sehen, was passiert. An diesem Abend trennen wir uns noch schwerer als bisher.
Elke ist entsetzt.
»Was ist das für eine Schlampe?«, fragt sie mich, und ich sage ihr, dass ich nie wieder ein Wort mit ihr reden werde, wenn sie Laura noch einmal Schlampe nennt. Elkes Schultern straffen sich. »So ist das also. Na dann, Lisa ist noch wach. Kannst du ja gleich mal hochgehen und es ihr sagen.«
Das ist der Moment, vor dem ich mich am meisten fürchte. Ich setze mich zu Lisa aufs Bett und sie ruft: »Papi, Papi, ich hab dir was gebastelt.«
Ich nehme sie auf den Schoß, vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren und versuche, nicht zu heulen. Wir sitzen so, ewige Zeiten, bis ich merke, dass sie in meinen Armen eingeschlafen ist. Dann gehe ich runter.
Elke fragt: »Und?« Ich schüttele den Kopf. »Das kann ich nicht.«
Elke trägt es mit Würde wie eigentlich alles im Leben.
Wir einigen uns darauf, dass wir den Kindern eine Geschichte erzählen, in der Papi so viel arbeiten muss, dass er jetzt für eine Weile in der Firma schläft. Lisa wird diese Geschichte später widerwillig schlucken, aber sie bedingt sich aus, dass ich jeden Abend nach Hause komme und sie ins Bett bringe, danach kann ich wieder in die Firma. Lars ist das egal. Er will lieber mit mir Fußball spielen, als sich Geschichten über meine
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