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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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mein Handy, es ist eine SMS von Laura. »Du bist ein komischer Vogel«, schreibt sie und ich antworte: »Das fürchte ich auch.«
    Dann nehme ich mir ein Taxi nach Hause, dusche und fahre mit der Bahn ins Büro. Laura kommt nicht viel später, sie hat eine große Papiertüte dabei, die sie mir auf den Tisch stellt. »Guck mal. Schuhe. Hab ich heute auf einem Benz gefunden«, sagt sie feixend. »Leute gibt’s, das glaubt man echt nicht.«
    Den Rest des Tages verbringe ich damit, Laura E-Mails zu schreiben, denn schreiben fällt mir leichter als reden. Ich schreibe ihr, dass ich bis zur Alster gewandert bin und beim Sonnenaufgang an sie gedacht habe, sie antwortet, dass sie an der Elbe war, aber nicht so lange, als Frau knapp vor der 30 bräuchte sie ausreichenden Nachtschlaf, sie sei gegen vier Uhr mit dem Fahrrad nach Hause geradelt.
    In der Mittagspause entere ich kurz entschlossen ein Reisebüro und der Kleine bucht das erste Angebot, das er auf den Plakaten entdeckt, denn diese Fahrten hat er auch als Kind dreimal gemacht, wenn es zum Schüleraustausch nach London ging: England-Fähre von Hamburg nach Harwich, Doppelkabine plus Hotelzimmer in London, Start in zwei Wochen, von Donnerstag bis Sonntag. Als ich wiederkomme, schneidet Laura eine Flunsch und mailt: »Wo warst du?« Ich stecke die Reiseunterlagen in einen Briefumschlag, schlendere an ihrem Platz vorbei, lege ihn beiläufig nieder und sage: »Da war ich!«
    Ihre Antwort erreicht mich, kaum dass ich wieder auf meinem Platz bin. Ihre Augen strahlen durch den ganzen Raum und in ihrer Mail stehen nur drei Worte: »Du bist verrückt.« Später lese ich: »So, so, Herr Andersson, Doppelkabine und Doppelzimmer!« Ich antworte: »Ich wollte eh an Deck schlafen. Und in London auf einer Parkbank, da kriege ich gerade Übung drin.«
    Irgendwann frage ich: »Hast du eigentlich einen Freund oder so was?«
    Die Antwort ist Laura pur. »Ja, warum auch nicht?«

Universum
    Mein Leben hat sich in zwei Bewusstseinsebenen geteilt. Auf der einen funktioniere ich einfach weiter, treibe das »Projekt T« voran, wobei T geheimniskrämerisch für »Thinktank« steht, verhandele mit Gott und der Welt, nutze M&Ms Kontakte zu Hamburger Verlagen, um vorzufühlen, was sie von ihren bisher kläglichen Werbeerlösen im Internet halten. Ich kämpfe mich unter der Aufsicht von Paulsen durch die technischen Wirren eines noch unerforschten Weges und verbreite im Vorstand Optimismus.
    Das Projekt T weckt Revoluzzergeist in der Agentur und ich löse die Kleiderordnung auf, meinem Beispiel folgend, wird der Thinktank zunehmend von unrasierten, T-Shirts und Jeans tragenden Gestalten bevölkert, denen ich ausdrücklich verbiete, mit auch nur der kleinsten Idee hinter dem Berg zu halten. Am Kopfende des Großraums steht ein Flipchart, auf dem jeder seine Beiträge zum Projekt posten kann, und einmal in der Woche besprechen wir in großer Runde die Vorschläge, wobei ich auch die krudesten Gedankengänge lobe. Nach kurzer Zeit bricht eine Art kreative Anarchie aus, Paulsen beguckt sich das peinlich berührt, M&M zieht die Stirn kraus und nur Nottbohm scheint es zu gefallen, mehr als einmal lobt er mich für den Pioniergeist in meiner Truppe.
    Auf der anderen Bewusstseinsebene schreibe ich Mails an Laura und warte auf London, und voller Zweifel frage ich mich, in was ich da sehenden Auges hineinstolpere.
    Elke hat ihre Heimkehr mit fröhlichen Anrufen angekündigt, offenbar wird sie klein beigeben. Ich habe das Gefühl, mit verbundenen Augen und einer brennenden Kerze in der Hand in eine Pulverkammer zu tappen. Aber es ist mir egal, denn Lauras Augen ruhen still auf mir, und das, was sie sieht, scheint ihr zu gefallen.
    Wir sind nicht noch einmal miteinander ausgegangen, ich habe mich nicht getraut, und sie hat nichts forciert. Also packe ich am Mittwoch eine Reisetasche und fahre am Donnerstag mit dem Taxi zum Fährterminal. Mit einer Hälfte meines Verstandes wünsche ich mir, dass sie nicht kommen möge, doch nach einer halben Stunde Warten entdecke ich Laura, wie sie mit einem Rucksack auf ihrem Fahrrad gegen den Wind strampelt.
    »Hab nicht geglaubt, dass du wirklich kommst«, sagt sie zu mir und schweigend entern wir den Aufgang. Die alte Fähre hat sich seit meiner Schulzeit nicht groß verändert, nur der Pool auf dem Oberdeck scheint neu zu sein, und die Kabine ist eine gründliche Enttäuschung. Laura streift den Pullover ab und fängt an, sich auszuziehen. Plötzlich sieht sie meinen

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