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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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Laken hüllen und ins Bad schleichen, damit mir die kleinen Makel an ihren Körpern nicht auffallen, was gar nicht notwendig wäre, denn eigentlich könnte ich auch sagen: »Lass mal, die Dellen habe ich schon gesehen, als ich dich von hinten gefickt habe. Macht mir nichts, wirklich nicht, sobald ’ne Hübschere kommt, mach ich eh mit dir Schluss.«
    Mein WG-Kumpel Matze schwankt zwischen Neid und Heldenverehrung, manchen Abend verbringen wir zusammen vor dem Rechner, wo ich mich bemühe, sein Internetprofil etwas aufzumöbeln. Ein hoffnungsloses Unterfangen, jedenfalls solange ich keine Lust habe, ihm auch noch die gesamten Mails zu diktieren.
    Er vögelt inzwischen häufiger mit Regina, einer 43 Jahre alten, etwas fülligen Postbeamtin, die auch mir manchmal kokette Blicke zuwirft, wenn sie in Unterwäsche Größe 42 durch unsere Küche tappt, um sich einen Schluck Wasser zu holen.
    Weil ich nett sein will, beglückwünsche ich Matze zu seinem Erfolg an der Front, während ich froh bin, dass ich doch noch eine Liga höher spiele, und wenn ich mir Reginas halb nackten Arsch angucke, der sich zur nächsten Runde auf seiner inzwischen ebenfalls mit einem Laken bezogenen Matratze aufmacht, denke ich mit Schaudern an die Zeit, in der auch ich nicht mehr in der Altersklasse zwischen 25 und 35 fischen werde und so etwas wie seine Postfrau bumsen muss.
    Doch im Moment läuft die Marketingmaschine rund. Alles in allem umfasst meine Reservebank an guten Tagen ein halbes Dutzend Frauen, von denen ich akut mit der Hälfte schlafe, mehr schaffe ich einfach nicht, schließlich habe ich noch zwei Kinder und einen Job.
    Bewegung kommt in die Besetzungsliste ungefähr alle zwei bis vier Wochen, sobald es vielversprechende Neuzugänge gibt, die auch mal in mein Bett eingewechselt werden wollen, oder sobald sich eine, die sich vorher sittsam zeigte, dann doch entschließt, mir Herz und Beine zu öffnen.
    Allerdings, und das ist einfach paradox, vereinsame ich trotz der vielen Frauen zusehends.
    Matze schläft jetzt immer häufiger auf seinem Postamt, wie er die Bude von Regina nennt, um dort ein paar Briefe zu stempeln, und ich hocke allein in der vermüllten St.-Pauli-Höhle. Joachim schaut ab und an vorbei, manchmal jagen wir einen Abend gemeinsam, aber mehr als die Fickerei verbindet uns nicht, seine dauernde Kifferei geht mir auf die Eier und letztlich versteht auch er weder meine Beweggründe noch meine Sehnsüchte und Zweifel.
    Andere Freunde, geschweige denn ein soziales Netzwerk, habe ich nicht. Mit Robert, meinem Halbbruder im Geiste, maile ich alle paar Wochen, der Rest meines ehemaligen Freundeskreises hockt in Köln oder Bonn, und wenn ich hier nicht ficke, dann hocke ich vor dem Laptop und sehe mich nach weiblicher Kundschaft um.
    Richtige Freunde sind totale Fehlanzeige, bessere Bekannte ebenfalls. Es wird noch Jahre dauern, ehe der Totalschaden, den die Trennung von Elke in meinem sozialen Umfeld verursacht hat, repariert sein wird.
    Ganz im Ernst: Als Typ, der für eine Jüngere seine tapfere Frau und die Kinder im Stich gelassen hat, bist du zumindest für den weiblichen Teil der verehelichten Welt so etwas wie Lepra. Was nicht weniger heißt als: aussätzig, ansteckend, die Inkarnation aller Albträume. Bei Kontakt mit ihrem Ehemann, so fürchten sie, käme am Ende auch ihr kleiner Cowboy auf die Idee, mal zu testen, wie kurz das Seil ist, an dem er vor der Doppelhaushälfte angepflockt ist, und das wissen sie zu verhindern.
    Und sie haben nicht ganz unrecht, die Mädels.
    Bei Ikea treffe ich zufällig auf Thorsten. Mit ihm, dem echt ganz netten Kerl von Elkes Freundin Gudrun, habe ich in friedvolleren Familientagen manchen Abend biertrinkend am Gartengrill verbracht. Jetzt fragt er mich, ob ich eigentlich eine Freundin habe. Auf mein lakonisches »drei bis fünf, das wechselt« kriegt er leuchtende Augen und möchte ein paar von meinen Fickgeschichten hören. Allerdings bimmelt kurz darauf das Handy, zu Hause wartet die Gattin auf das neue Badezimmerregal und er bittet mich, Elke nicht zu sagen, dass wir uns getroffen hätten, nachher würde die das Gudrun erzählen, und die wiederum würde ziemlich gallig, sobald sie meinen Namen höre. Aber ich könnte ihn doch vielleicht mal mitnehmen, wenn ich auf die Piste gehe, ich wisse schon, was er meine.
    Was mir an Freundschaften bleibt, ist ein einziger Basketballkumpel aus alten Jugendtagen in Pinneberg, aber diese Tage sind nun auch schon um die 24 Jahre her. Fabian

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