Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
dass die beiden größten Gefahren in ihrem Alter Dehydrierung und plötzlicher Gewichtsverlust sind. »
Je n’ai pas soif
– ich habe keinen Durst«, hört man immer wieder von älteren Menschen, aber seinem Rat folgend, trank sie alle drei Stunden ein Glas.
KAPITEL 13
Der Plan fürs Leben
Leslie, eine Freundin aus New York, die liebend gern nach Paris kommt, ist neulich abends mit mir in ein köstliches Restaurant in der rue des Grands-Augustins, gleich bei der Seine, zum Essen gegangen. Während sie auf ihrem Teller herumstocherte und mir zusah, wie ich meinen leer aß, erzählte sie mir von ihrem Mittagessen ein paar Stunden zuvor. Zusammen mit einer amerikanischen Freundin war sie einkaufen gewesen, bis sie auf der eleganten Faubourg St. Honoré nicht mehr konnten und in ein schickes kleines Bistro in der rue Matignon gingen. Zwei typische Pariserinnen, gut gekleidet, saßen am Tisch neben ihnen. Leslies Freundin sagte: »Pass auf«, und war sich sicher, dass die beiden Salat und Evian bestellen und danach nur noch eine Gauloise rauchen würden. Zu ihrer Überraschung mussten sie jedoch feststellen, dass die beiden Frauen nicht nur Nichtraucherinnen waren, sondern eine Vor- und Hauptspeise und dazu auch noch Wein bestellten. Völlig am Boden waren sie dann, als es am Nachbartisch zum Dessert auch noch
profiteroles
gab, während sie selbst bereits ihr »Ein-Gang-Essen« bezahlten. »Nun ja, alles genetisch bedingt«, sagte Leslies Freundin schließlich.
Nein, das ist es nicht. Und Sie können sicher sein, dass die beiden Damen, die da ihr ausgiebiges Essen an einem solch wunderbaren Tag genossen, schon genau wussten, worauf sie im Austausch abends oder am nächsten Tag verzichten würden.
C’est la vie
.
Bei allem gebührenden Respekt für die GenforscherWatson und Crick kann die große Mehrheit von uns ihr Essen genießen und braucht dennoch nicht dick dabei zu werden, auch wenn sie nicht mit einer besonderen DNA gesegnet ist. Tatsächlich gibt es in Frankreich, was das angeht, weit weniger »natürlich« große oder schlanke Frauen als in Kalifornien oder Schweden. Der wahre Grund, warum französische Frauen nicht dick werden, ist nicht genetischer, sondern kultureller Natur, und wenn sich die Französinnen ähnlichen Extremen von Essen und Diäten aussetzen würden wie beispielsweise die Amerikaner, wäre das Problem der Übergewichtigkeit bei uns weit größer. Bei unserer vergleichsweise kleinen Gestalt wären wir eine Nation aufgeblähter Kugeln, die die Boulevards entlangrollten, ich mit meinem Beruf vorneweg!
Es gibt ein »französisches Paradox«, das weit über unsere Fähigkeit hinausgeht, Wein und Käse zu genießen und uns gleichzeitig ein gesundes Herz zu bewahren. Wobei der Widerspruch, wie bei fast allen Paradoxa, nur auf einem Eindruck beruht, der einen völlig logischen Zusammenhang verschleiert. Französische Frauen werden nicht dick, weil sie ihre uralten Erfahrungen nicht durch neue Gewohnheiten und Theorien ersetzt haben, die uns zu erklären versuchen, wie unser Körper seine Nahrung verarbeitet. Sie sehen keinen Widerspruch im Essen von Brot und Schokolade oder einem Schluck Wein und dem Wunsch, schlank und gesund zu bleiben. Dafür verstehen sie, dass jede von uns für ihr eigenes Gleichgewicht verantwortlich ist und, wenn diese Balance aus dem Lot gerät, ihren eigenen Korrekturplan entwerfen muss, der auf den persönlichen Umständen und Vorlieben beruht. Gewöhnlich lassen Französinnen einen Verlust an Balance nicht zu weit fortschreiten. Wenn wirklich einmal des Guten zu viel getan wird, währt das höchstens ein paar Tage und kannbald schon wieder behoben werden. Wenn Sie Ihre Genüsse und den dafür fälligen Ausgleich auf wöchentlicher Ebene planen, ist es sehr schwer, zu weit vom Weg abzukommen. Viele Frauen stolpern über einzelne Fehler. »Nun, damit bin ich raus aus der Diät. Da kann ich auch gleich ganz aufgeben.« Das ist grundsätzlich falsch gedacht. Wir sind alle Menschen: Wir straucheln und kehren auf unseren Weg zurück. Französinnen geht es da nicht anders. Nur dass sie besser verstehen, wie damit umzugehen ist.
Manchmal nehmen auch Französinnen mehr zu, als sich mit einer Woche des Ausgleichs wieder abnehmen lässt. Auch wir machen unsere Pubertät durch, Schwangerschaften, die Menopause – all die bekannten Gleichgewichtskiller. Der Unterschied liegt darin, wie wir darauf reagieren. Wir machen nicht einfach nur eine Diät, sondern nehmen langfristig
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