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Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt

Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt

Titel: Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchester
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verkaufen, der gerade eine schicke Einnahmequelle sucht. Andererseits könnten die Zinsen jedoch auch in die Höhe schießen und man bekäme leicht 7 Prozent für eine Investition. Dann sehen die 5 Prozent schon wieder wesentlich unattraktiver aus, und der Preis der XY-GmbH-Anleihe sinkt. Das Gleiche geschieht, wenn das Ende der Laufzeit bevorsteht. Das ist der Moment, in dem die XY-GmbH die Anleihe oder den Bond zurückkauft, und zwar für den Wert, der darauf genannt ist – also den Nennwert. Es leuchtet ein, dass der Marktpreis der Anleihe, je näher der Zeitpunkt rückt, an dem sie ganz genau 10 000 Euro wert ist, sich diesem Nennwert auch immer weiter annähern wird. All diese Faktoren zusammen bewirken, dass der weltweitamtder wele Anleihenmarkt eine riesige, komplizierte, sich vielfach überschneidende und zutiefst vernetzte Angelegenheit ist. Es gibt unendlich viele Rädchen im Getriebe und zahllose Gelegenheiten für Handel, Wechselgeschäfte und den Tausch von Einnahmeflüssen.Das war auch der Zusammenhang, in dem 1981 zum ersten Mal Swaps auftauchten. 15 Anfänglich diente ein Swap als Methode, die Einkünfte aus verschiedenen Arten von Bonds zu tauschen (swap) . Der erste derartige Deal wurde von der Bank Salomon Brothers abgeschlossen, war zehn Jahre lang 210 Millionen Dollar wert und brachte eine vollkommen neue Art von Handel ins Rollen. Unternehmen begannen, Anleihen und ähnliche Produkte untereinander auszutauschen, und erschlossen sich damit ganz neue Branchen. Sie konnten ihre ökonomischen Fangarme weiter ausbreiten, ohne vom eigenen Kerngeschäft abweichen zu müssen. Die Swaps waren besonders beliebt als Methode, mit den Zinsraten anderer Unternehmen und deren unterschiedlichen Währungsrisiken herumzuspielen. Im Sommer 1994 waren Swaps im Bankwesen bereits ein rauschender Erfolg: Das Volumen der Zins- und Währungsderivate belief sich auf 12 Billionen Dollar, mehr als die gesamte Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten.
    Einer der wichtigsten Akteure auf diesem Gebiet war die Bank J. P. Morgan. Banken haben unterschiedliche Charaktere, je nach ihrer jeweiligen Geschichte und den Führungspersönlichkeiten – was natürlich nicht nur für Banken, sondern für die meisten Unternehmen und eigentlich alle Institutionen gilt. Die Bank J. P. Morgan wurde nach ihrem Gründer, John Pierpont Morgan, benannt, einem Finanzier, dessen Macht, Reichtum und Ansehen legendär waren und der sich darüber hinaus noch als genialer Kunstsammler betätigte. In der Geschichte des Finanzwesens wurde Morgan dadurch berühmt, dass er das gesamte US-amerikanische Bankensystem vor dem Zusammenbruch rettete, und das sogar gleich zweimal, zunächst während der Finanzpanik von 1893 (als er der amerikanischen Staatskasse mehrere Millionen Dollar lieh, damit sie Gold ankaufen konnte) und dann noch einmal 1907 (als er in seinem Haus Zusammenkünfte mit anderen leitenden Bankern abhielt und sie so lange drangsalierte, bis sie sich bereit erklärten, in einer gemeinsamen Aktion die Zahlungsfähigkeit des Systems zu sichern). Diese Art von Machtfülle,zusammen mit seiner beeindruckenden körperlichen Präsenz, führte dazu, dass ihn eine relativ bedrohliche Aura umwehte, die E. L. Doctorow in seinem Roman Ragtime eindrucksvoll eingefangen hat. Darin verbringt der Bankier wegen seines Interesses am Okkulten und Geheimwissen eine Nacht in der innersten Kammer der Cheopspyramide, um wer weiß welche Weisheit zu erlangen … Seltsam, dass er auf den Fotografien, die es von ihm gibt, so pummelig und nichtssagend aussieht, ein Walross von einem Mann mit einer Knollennase und einem militärischen Schnurrbart, der nicht besonders scharfsichtig wirkt.
    Die Bank J. P. Morgan hatte mehr Ähnlichkeiten mit den Fotografien des Mannes als mit seinem Ruf in der Gesellschaft. Sie war ein zutiefst seriöses Wall-Street-Unternehmen der alten Schule, mit einer langen Liste ähnlich seriöser und geachteter Kunden. Die Bank war eine von zwei Institutionen, die das Erbe J. P. Morgans fortführten: die andere war das Finanzdienstleistungsunternehmen Morgan Stanley. Das erste, von J. P. Morgan gegründete Institut wurde 1935 während der Weltwirtschaftskrise im Rahmen des Glass-Steagall-Gesetzes zerschlagen. Dieses Gesetz war verabschiedet worden, um Privatkundenbanken, also die Art von ganz normaler Bank, mit der wir alle täglich zu tun haben, von Investmentbanken zu trennen, jener Art von Bank also, die komplexe Finanzinstrumente emittiert,

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