Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
Vom Netzwerk:
weitergeben, die Frau jedoch nicht. Dagegen geben Frauen, die außereheliche Beziehungen haben, häufiger Unzufriedenheit in der Ehe als Motiv an. Solche Frauen suchen eher nach einer neuen dauerhaften Beziehung, bei der es sich entweder um eine neue Ehe handeln kann oder auch um eine längere außereheliche Beziehung mit einem Mann, der besser als ihr Ehemann in der Lage ist, Güter oder gute Gene zu liefern.
     
     

Warum stillen Männer ihre Babys nicht?
Die Nichtevolution der männlichen
Milchproduktion
     
    Von uns Männern wird heutzutage erwartet, daß wir uns an der Betreuung unserer Kinder beteiligen. Wir haben keine Ausrede, um uns davor zu drücken, denn wir sind vollständig in der Lage, unseren Kindern praktisch alles zu bieten, was auch unsere Frauen ihnen geben. Also lernte ich 1987, als meine beiden Söhne (Zwillinge) geboren wurden, pflichtschuldigst, Windeln zu wechseln, Erbrochenes zu beseitigen und alle anderen Aufgaben zu erfüllen, die aus der Elternschaft erwachsen.
     
    Nur bei einer Tätigkeit war ich entschuldigt: beim Stillen der Säuglinge. Es war für meine Frau ganz offensichtlich anstrengend. Freunde hänselten mich, ich solle mir Hormonspritzen geben lassen und ihr einen Teil der Mühe abnehmen. Aber wer diese letzte Bastion der weiblichen Privilegien oder der männlichen Drückebergerei zu Fall bringen will, sieht sich offenbar grausamen biologischen Tatsachen gegenüber. Daß Männern die anatomische Ausstattung, die prägende Erfahrung der Schwangerschaft und die zur Milchproduktion notwendigen Hormone fehlen, scheint auf der Hand zu liegen. Bis 1994 hielt man unter normalen Bedingungen bei keiner einzigen der 4300 Säugetierarten auf der Erde die Milchproduktion durch Männchen für möglich. Daß die Milchproduktion bei männlichen Tieren nicht existiert, scheint also völlig klar zu sein und keiner weiteren Diskussion zu bedürfen, und für ein Buch, das von der Entwicklung der einzigartigen Merkmale der menschlichen Sexualität handelt, mag diese Frage doppelt irrelevant sein. Immerhin hängt die Lösung dieser Frage offenbar nicht von entwicklungsgeschichtlichen Überlegungen ab, sondern von physiologischen Tatsachen, und daß ausschließlich Weibchen die Jungen säugen, scheint ein allgemeines Phänomen zu sein, das sich keineswegs auf den Menschen beschränkt.
     
    In Wirklichkeit ergibt sich das Thema der männlichen Milchproduktion voll und ganz aus unserer Beschreibung des Geschlechterkampfes. Es zeigt, daß streng physiologische Erklärungen versagen und daß entwicklungsgeschichtliche Überlegungen von großer Bedeutung sind, wenn man die menschliche Sexualität verstehen will. Ja, es stimmt: Kein männliches Säugetier ist jemals schwanger geworden, und in ihrer großen Mehrheit produzieren Säugetiermännchen auch keine Milch. Aber wir müssen noch einen Schritt weitergehen und fragen: Warum entstanden in der Evolution der Säugetiere jene Gene, die darüber bestimmen, daß nur Weibchen und keine Männchen die erforderliche anatomische Ausstattung, die prägende Erfahrung der Schwangerschaft und die notwendigen Hormone entwickelten? Bei den Tauben sondern sowohl Männchen als auch Weibchen mit dem Kropf eine »Milch« ab, mit der sie ihren Nachwuchs füttern; warum tun Männer das nicht genauso wie Frauen? Bei den Seepferdchen wird nicht das Weibchen, sondern das Männchen schwanger; warum ist es beim Menschen anders?
     
    Was die angebliche Notwendigkeit einer Schwangerschaft als Voraussetzung für die Milchproduktion angeht, so können zahlreiche weibliche Säugetiere einschließlich vieler (der meisten?) Frauen auch Milch bilden, ohne daß eine Schwangerschaft als Auslöser notwendig ist. Bei vielen männlichen Säugetieren und auch bei manchen Männern entwickelt sich die Brust, und wenn man ihnen die richtigen Hormone gibt, entsteht auch Milch. Unter bestimmten Bedingungen finden Brustentwicklung und Milchproduktion bei einem erheblichen Anteil der Männer sogar ohne Hormonbehandlung statt. Bei männlichen Hausziegen kennt man Fälle von spontaner Milchproduktion schon seit langem, und in jüngster Zeit wurde auch über den ersten derartigen Fall bei Wildtieren berichtet.
     
    Die Produktion von Milch liegt also für Männer im Bereich des physiologisch Möglichen. Wie wir noch sehen werden, wäre sie für moderne Männer sogar von größerem entwicklungsgeschichtlichen Nutzen als für die Männchen der meisten anderen Säugetierarten. Aber es bleibt die

Weitere Kostenlose Bücher