Warum macht Sex Spaß?
zugeschrieben, der Vater von siebenhundert Söhnen und einer nicht genau bekannten, aber wahrscheinlich ähnlich großen Zahl von Töchtern gewesen sein soll. Wie man an solchen Zahlen erkennt, verbaut sich ein Mann, der eine Frau befruchtet und sich dann der Kindererziehung widmet, unter Umständen gewaltige Alternativen.
Der letzte Faktor, der die Versorgung der Kinder für Männer genetisch weniger lohnend macht als für Frauen, ist die gerechtfertigte Sorge um die eigene Vaterschaft, eine Angst, die Männer mit den Männchen aller intrakorporal befruchteten Arten teilen. Ein Mann, der sich für die Versorgung der Kinder entscheidet, läuft immer Gefahr, daß er mit seinen Bemühungen unwissentlich den Genen eines Konkurrenten zur Fortpflanzung verhilf. Diese biologische Tatsache ist die Ursache einer ganzen Reihe von Abwehrpraktiken, mit denen die Männer in verschiedenen Kulturkreisen versuchen, die Sicherheit hinsichtlich der eigenen Vaterschaft zu steigern: Sie lassen ihren Frauen kaum Möglichkeiten, sexuell mit anderen Männern zu verkehren. Zu diesen Praktiken gehören unter anderem: hohe Preise, die nur bei nachgewiesener Jungfräulichkeit für Bräute gezahlt werden; traditionelle Gesetze, nach denen Ehebruch nur anhand des Familienstandes der beteiligten Frau definiert wird (während der Stand des Mannes ohne Bedeutung ist); die Bewachung oder Freiheitsberaubung von Frauen; die »Beschneidung« von Frauen (Entfernung der Klitoris), durch die der Wunsch der Frauen nach sexueller Initiative – sei es in der Ehe oder außerhalb – verringert werden soll; die Inftbulation, das fast vollständige Zusammennähen der großen Schamlippen, so daß Geschlechtsverkehr während der Abwesenheit des Ehemannes unmöglich wird.
Alle drei Faktoren – Geschlechtsunterschiede bei den unumgänglichen elterlichen Investitionen, Verzicht auf andere Möglichkeiten zugunsten der Kinderversorgung und Sicherheit hinsichtlich der eigenen Vaterschaft – tragen dazu bei, daß Männer viel stärker als Frauen dazu neigen, Partnerin und Kind zu verlassen. Aber ein Mann gleicht weder einem männlichen Kolibri oder Tiger noch den Männchen vieler anderer Tierarten, die nach der Kopulation ohne weiteres sofort das Weite suchen können, weil sie genau wissen, daß die verlassene Sexualpartnerin mit der gesamten späteren Arbeit, das Überleben seiner Gene zu sichern, fertig wird. Menschliche Säuglinge brauchen – zumindest in traditionellen Kulturen – eigentlich die Fürsorge beider Eltern. Wie wir in Kapitel 5 noch genauer erfahren werden, haben Tätigkeiten, die sich als väterliche Fürsorge darstellen, manchmal vielleicht kompliziertere Funktionen, als es auf den ersten Blick scheint, aber viele oder die meisten Männer in traditionellen Gesellschaften leisten ihren Partnerinnen und Kindern zweifellos gute Dienste. Dazu gehören unter anderem: Beschaffung von Nahrung; Schutz nicht nur gegen Raubtiere, sondern auch gegen andere Männer, die sexuell an der Mutter interessiert sind und ihren Nachwuchs (das heißt ihre potentiellen Stiefkinder) als konkurrierende genetische Belästigung empfinden; Landbesitz und Gewinnung Landwirtschaftlicher Produkte; Hausbau, Anlage eines Gartens und andere nützliche Arbeit; die Erziehung der Kinder (insbesondere der Söhne) zur Steigerung ihrer Überlebenschancen.
Die Geschlechtsunterschiede bezüglich des genetischen Wertes der elterlichen Fürsorge bilden die biologische Grundlage für die nur allzu vertrauten unterschiedlichen Einstellungen von Männern und Frauen zum außerehelichen Sex. Da ein Kind in den herkömmlichen Gesellschaftsformen der Menschen auf die Fürsorge des Vaters praktisch nicht verzichten kann, bringt außerehelicher Sex für einen Mann am meisten Nutzen, wenn er mit einer verheirateten Frau stattfindet, deren Ehemann unwissentlich das daraus entstehende Kind großzieht. Gelegentlicher Sex mit einer verheirateten Frau führt für den Mann zu einer höheren Kinderproduktion, für die Frau jedoch nicht.
Dieser entscheidende Unterschied spiegelt sich in den unterschiedlichen Motivationen von Männern und Frauen wider. Wie sich in Umfragen in den verschiedensten Kulturen auf der ganzen Welt gezeigt hat, streben Männer in der Sexualität mehr als Frauen nach Abwechslung, so unter anderem auch nach gelegentlichen Begegnungen und kurzfristigen Bekanntschaften. Diese Einstellung ist leicht zu verstehen, denn durch sie kann der Mann möglichst viele Gene
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