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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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haben sich so entwickelt, damit sie sexuelle Gunst gegen Fleisch von den männlichen Jägern eintauschen konnten. Dann gibt es – ebenfalls von einem männlichen Wissenschaftler – die Theorie von den besseren Genen durch Betrug. Sie lautet: Wenn eine Höhlenbewohnerin Pech hat und von ihrer Sippe an einen wenig leistungsfähigen Mann verheiratet wird, kann sie mit ihrer ständigen Bereitschaft auch einen Mann aus der Nachbarhöhle mit besseren Genen anziehen und sich außerehelich von ihm schwängern lassen.
     
    Dann gibt es – von einer Wissenschaftlerin – die Theorie der Empfängnisverhütung; die Urheberin wußte ganz genau, wie beispiellos schmerzhaft und gefährlich die Entbindung bei unserer Spezies ist, weil das menschliche Neugeborene, verglichen mit unseren nächsten Verwandten, den Affen, im Verhältnis zur Mutter sehr groß ist. Eine Frau von fünfzig Kilo bringt in der Regel ein Kind von etwa drei Kilo zur Welt, das Junge eines doppelt soviel wiegenden Gorillaweibchens wiegt dagegen nur die Hälfte (1,5 Kilo). Bevor es die moderne Medizin gab, starben Menschenmütter deshalb häufig bei der Entbindung. Noch heute stehen den Frauen bei der Geburt Helfer zur Seite:
     
    Ärzte und Schwestern in der modernen Industriegesellschaft, Hebammen oder ältere Frauen in traditionellen Kulturen; Gorillaweibchen bringen dagegen ihre Jungen ohne Hilfe zur Welt, und es wurde noch nie berichtet, daß eines von ihnen dabei gestorben wäre. Nach der Empfängnisverhütungstheorie waren die Höhlenbewohnerinnen sich also der Schmerzen und Gefahren bei der Entbindung bewußt, und da sie auch den Tag ihres Eisprungs kannten, mißbrauchten sie dieses Wissen, um Sex zu solchen Zeiten zu meiden. Solche Frauen gaben ihre Gene nicht weiter, und zurück blieb eine Welt voller Frauen, die sich ihres Eisprungs nicht bewußt waren und deshalb auch den Sex während der fruchtbaren Tage nicht umgehen konnten.
     
    Von den verschiedenen Hypothesen zur Erklärung des versteckten Eisprungs haben zwei überlebt, weil sie am plausibelsten erscheinen. Ich möchte sie »Papa-zu-Hause-Theorie« und »Viele-Väter-Theorie« nennen. Interessanterweise sind beide einander praktisch diametral entgegengesetzt. Nach der Papa-zu-Hause-Theorie entwickelte sich der versteckte Eisprung, weil er die Monogamie begünstigt, weil er den Mann zwingt, zu Hause zu bleiben, und weil er ihm dadurch mehr Sicherheit vermittelt, daß er tatsächlich der Vater der Kinder seiner Frau ist. Die Viele-Väter-Theorie dagegen besagt, der versteckte Eisprung habe sich entwickelt, damit die Frau Zugang zu vielen Sexualpartnern hat, so daß sich viele Männer unsicher sind, ob sie die Kinder gezeugt haben.
     
    Betrachten wir als erstes die Papa-zu-Hause-Theorie, die von den Biologen Richard Alexander und Katherine Noonan von der University of Michigan entwickelt wurde. Um ihre Überlegungen zu verstehen, sollte man sich zunächst vorstellen, wie das Eheleben aussähe, wenn Frauen tatsächlich ihren Eisprung bekanntmachten wie die Pavianweibchen mit ihrem roten Hinterteil. Dann erkennt der Ehemann an der gefärbten Kehrseite seiner Frau eindeutig, wann sie ihren Eisprung hat. An solchen Tagen würde er zu Hause bleiben und eifrig der Liebe frönen, um die Frau zu befruchten und seine Gene weiterzugeben. An allen anderen Tagen würde er an dem blassen Gesäß seiner Frau sehen, daß Liebe mit ihr keinen Nutzen bringt, und dann würde er sich herumtreiben und nach anderen, unbegleiteten Damen mit rotem Merkmal suchen, um auch sie zu befruchten und noch mehr von seinen Genen weiterzugeben. Seine Ehefrau könnte er ohne weiteres allein zu Hause lassen, denn er wüßte ja, daß sie zur Zeit für Männer nicht empfänglich ist, und befruchtet werden könnte sie ohnehin nicht. Männliche Gänse, Möwen und Trauerschnäpper verhalten sich tatsächlich so.
     
    Für Menschen hätte eine solche Ehe mit zur Schau gestelltem Eisprung entsetzliche Folgen. Die Väter wären kaum einmal zu Hause, die Mütter könnten die Kinder nicht ohne Hilfe großziehen, und die Kinder würden in großer Zahl sterben. Das aber wäre für Mutter und Vater schlecht, denn dann hätte keiner von beiden seine Gene weitergereicht.
     
    Malen wir uns nun den umgekehrten Fall aus, bei dem der Ehemann keinen Hinweis bekommt, wann seine Frau ihre fruchtbaren Tage hat. Wenn er dann eine Chance haben will, sie zu befruchten, muß er zu Hause bleiben und an möglichst vielen Tagen mit ihr schlafen. Und er hat

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