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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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daß nicht die Interessen von Frau und Kindern, sondern etwas anderes hinter der Vorliebe der Aché-Männer für die Großwildjagd steckt. Als Kristen Hawkes mir von den paradoxen Befunden berichtete, stieg in mir eine schreckliche Ahnung auf, daß die wahre Erklärung viel weniger heldenhaft sein könnte als der Männermythos von den Brötchen, die sie nach Hause bringen. Ich nahm zugunsten meiner Geschlechtsgenossen eine Abwehrhaltung ein und verspürte den Wunsch nach Erklärungen, die meinen Glauben an die Großherzigkeit der männlichen Strategie vielleicht wiederherstellen würden.
     
    Mein erster Einwand war, daß Kristen Hawkes die Erträge der Jagd nach Kalorien berechnete. Aber jeder ernährungsbewußte Mensch weiß, daß Kalorien in Wirklichkeit nicht gleich Kalorien sind. Vielleicht diente die Großwildjagd der Deckung des Proteinbedarfs, denn Proteine sind für unsere Ernährung wertvoller als die einfachen Kohlenhydrate der Palmenstärke. Aber die Männer der Aché sind nicht nur hinter proteinreichem Fleisch her, sondern auch hinter Honig, dessen Kohlenhydrate kein bißchen wertvoller sind als die der Palmenstärke. Beim Volk der San (»Buschleute«) in der Kalahari gehen die Männer auf Großwildjagd, während die Frauen Mongongonüsse, ausgezeichnete Proteinlieferanten, sammeln und zubereiten. Im Flachland Neuguineas vergeuden die Männer der Jäger und Sammler ihre Tage mit der vergeblichen Suche nach Känguruhs, während Frauen und Kinder sich berechenbare Proteinmengen in Form von Fischen, Ratten, Raupen und Spinnen verschaffen. Warum machen es die Männer bei den San und in Neuguinea den Frauen nicht nach?
     
    Als nächstes fragte ich, ob die Aché-Männer vielleicht außergewöhnlich schlechte Jäger seien und unter den heutigen Jägern und Sammlern vielleicht eine Ausnahme darstellten. Für die Männer der Inuit (»Eskimos«) und der arktischen Indianer ist die Fähigkeit zur Jagd zweifellos unentbehrlich, insbesondere im Winter, wenn ihnen außer Wild kaum Nahrung zur Verfügung steht. Die Männer der Hadza in Tansania erzielen im Gegensatz zu den Aché durch die Großwildjagd höhere Durchschnittserträge als durch die Jagd auf Kleintiere. Aber in Neuguinea jagen die Männer wie die Aché weiterhin, obwohl die Ausbeute gering ist. Und die Jäger der Hadza tun es trotz großer Gefahren, denn sie kehren durchschnittlich an 28 von 29 Jagdtagen mit leeren Händen zurück. Eine Hadza-Familie muß unter Umständen hungern und darauf warten, bis der Vater das Glücksspiel gewinnt und eine Giraffe erlegt. In jedem Fall ist das Fleisch, das die Jäger der Hadza und Aché gelegentlich erbeuten, nicht nur der Familie vorbehalten; aus der Sicht der Familie ist also die Frage, ob die Großwildjagd höhere oder niedrigere Erträge liefert als andere Arten der Ernährung, rein theoretisch. Die Jagd ist einfach nicht die beste Methode, um eine Familie zu ernähren.
     
    Immer noch wollte ich meine Geschlechtsgenossen in Schutz nehmen, und deshalb fragte ich daraufhin: Könnte das allgemeine Teilen von Fleisch und Honig den Sinn haben, die Schwankungen der Jagderträge durch gegenseitigen Altruismus auszugleichen? Oder anders gesagt: Ich kann vielleicht nur alle 29 Tage damit rechnen, eine Giraffe zu erlegen, aber jedem meiner Jagdkameraden geht es genauso; wenn wir in unterschiedliche Richtungen aufbrechen, wird vermutlich jeder seine Giraffe an einem anderen Tag töten. Wenn diese erfolgreichen Jäger, sich darauf einigen, das Fleisch untereinander und mit ihren Familien zu teilen, haben alle oft einen vollen Bauch. Nach dieser Deutung müßten die Jäger ihre Beute bevorzugt mit den besten anderen Jägern teilen, von denen sie auch umgekehrt das meiste Fleisch erhalten.
     
    Tatsächlich aber teilen die Jäger der Aché und Hadza ihr Fleisch mit allen, die in der Nähe sind, ob es sich nun um gute oder miserable Jäger handelt. Damit erhebt sich die Frage, warum ein Mann bei den Aché oder Hadza sich überhaupt die Mühe macht und auf die Jagd geht – er kann ja seinen Anteil an der Beute auch dann beanspruchen, wenn er selbst nie etwas mitbringt. Und umgekehrt: Warum soll man auf die Jagd gehen, wenn jedes erlegte Tier unter allen geteilt wird? Warum sammelt ein Mann dann nicht lieber Nüsse und Ratten, die er seiner Familie mitbringen kann und nicht mit anderen teilen muß? Hinter der Jagd der Männer mußte ein niedriges Motiv stecken, das ich in meinem Bemühen, ein edles zu finden, übersehen

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