Warum Maenner mauern
Erfolgsaussichten) an den Menschen in ihrem Umfeld aus, die sich am wenigsten wehren können: an ihren Kindern. Für diesen Vorgang der Übertragung eines Unterlegenheitsgefühls auf andere haben die Psychologen einen Begriff: Identifikation mit dem Aggressor. Ein solcher Mann schlägt zurück. Er fühlt sich schlecht behandelt, und deshalb glaubt er sich im Recht, wenn er auch mit anderen schlecht umgeht. Die meisten passiv-aggressiven Väter schlagen zwar ihre Kinder nicht, aber sie können starken psychischen Druck ausüben und Strafen verteilen, die in keinem Verhältnis zum Anlass stehen.
Ein Beispiel für einen Vater, der seine Töchter stark unter Druck setzt, ist Lars, ein verärgerter Mann, der seinen Ärger nicht eingestehen kann. Er gibt den Mädchen das Gefühl, dass sie nicht geliebt werden und kaum zu ertragen sind – als ob er sie nur einem unglücklichen Zufall zu verdanken hätte. Was die Arbeit im Haushalt angeht, stellt er oft übermäßige Ansprüche: »Ihr müsst euch euren Unterhalt verdienen«, erklärt er ihnen und lässt sie immer mehr Aufgaben erledigen. Statt seinen Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie ihm etwas bedeuten, missbraucht dieser herrische Vater sie mit Hilfe seiner Machtstellung.
Einem so streitsüchtigen Vater kann ein Kind nichts recht machen. Sind die Schulleistungen schlecht, wird er es beschimpfen und ihm erklären, es sei unfähig zum Lernen, und damit bestätigt er die schlimmsten Ängste des Kindes. Er setzt für Söhne und Töchter die Maßstäbe, und wenn sie erfüllt werden, schraubt er sie höher.
Gleichzeitig stellt er sich selbst als fehlerlos dar, voller Liebe und immer im Recht. Darin zeigt sich der Widerspruch zwischen dem »fürsorglichen« Vater, der für seine Töchter nur das Beste will und sie deshalb zu immer höheren Leistungen drängt, und dem missbrauchenden Vater, der ihnen jedes Mal, wenn sie glauben, sie könnten stolz auf sich sein, den Boden unter den Füßen wegzieht. Zwar ist die Familie im Leben des passiv-aggressiven Mannes die Quelle der größten Liebe und Bestätigung, aber sie kann auch der kritische Punkt sein, der ihn am stärksten zu seinem widersprüchlichen Verhalten veranlasst. Er hält vielleicht Ausschau nach Anzeichen für zu viel Druck, und er zählt die unbeabsichtigten Andeutungen, die er nicht übersehen und kaum verzeihen kann. In dem Familienleben, das er mit Ihnen schafft, spiegelt sich möglicherweise das Leben in seiner Jugend wider: Es wühlt Erinnerungen und Konflikte aus seiner oft unglücklichen Kinderzeit auf.
Kann er sich ändern? Was können Sie in die Beziehung einbringen, das ihn von diesen alten Themen ablenkt? Einen Anhaltspunkt, wie Sie Ihre Ehe stärken können, sollen Ihnen die folgenden Richtlinien geben.
Wie Sie Ihrem Mann helfen können, die Vaterschaft zu bewältigen
Für einen passiv-aggressiven Mann ist es schwierig, die Rolle als Vater, Vorbild, Autorität und Vorgesetzter anzunehmen, obwohl er sich andererseits selbst gerne als Führungsperson sieht. Im Zentrum des Problems stehen mangelnde Kenntnis im Umgang mit Kindern, der Unwille, bei Fehlentwicklungen die Hauptlast von Meinungsverschiedenheiten und Ärger zu tragen, und die Unfähigkeit, das »bis hierher und nicht weiter« durchzusetzen. Wissen ist am leichtesten zu erwerben, und es kann Ihnen den Weg zur bestmöglichen Lösung ebnen. Tausende von Büchern wurden darüber geschrieben, wie man Kinder erzieht und wie man mit ihren besonderen Problemen am klügsten umgeht, aber der passiv-aggressive Mann hat vermutlich nicht ein einziges davon gelesen. Er will die Kinder auf seine Weise großziehen – aber seine Art ist durch passive Aggression geprägt, und deshalb ist sie wenig wirksam.
Wie ein Kind die Welt erlebt, hängt zu einem beträchtlichen Teil von den Eltern ab. Sie sind für das Kind die Quelle von Liebe, Grenzen, Spielen, sich entwickelndem Bewusstsein und Selbstwertgefühl. Der passiv-aggressive Vater verfügt meist nicht über die Fähigkeit, mit den ungefilterten Gefühlen, Fragen und Anforderungen eines Kindes umzugehen; andererseits mag er aber auch nicht zugeben, dass er das nicht kann. Stattdessen versucht er, der Vaterrolle zu entfliehen oder sich den Problemen, die sich durch die Kinder stellen, zu entziehen.
Kein Mann möchte ein miserabler Vater sein, und deshalb liegt es an Ihnen, seiner Frau, ihm zu helfen, dass er eine größere Rolle übernimmt; dazu müssen Sie ihm vorsichtig Ratschläge geben, wie er
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