Warum Maenner mauern
die Kinder behandeln soll. Sagen Sie ihm, womit er zu rechnen hat (»Vierjährige sind in einer Phase des Ausprobierens, und da sie schon sprechen können, sind sie ein bisschen schwieriger als Zweijährige«) und wie er mit dem Kind und der Situation zurechtkommen kann. Er wird stolz auf sich sein, wenn die Kleinen positiv reagieren. Helfende Informationen und Komplimente (»Am Pool mit den Kindern warst du großartig, Jack!«) setzen den positiven Kreislauf fort. Denken Sie daran: Der passiv-aggressive Familienvater hatte für seine Rolle nie ein geeignetes Vorbild. Um seinen Weg zu finden, braucht er Ermutigung und Unterstützung. (»Weißt du, Jack… dein Vater hätte das nie gekonnt, aber du schaffst es.«) Und das Motto »bis hierher und nicht weiter« ist nur sinnvoll, wenn Sie selbst einmal diese Erfahrung gemacht haben.
Viele passiv-aggressive Väter machen ihren Kindern Versprechungen, ohne dass sie beabsichtigen, diese auch zu halten. Stehen Sie nicht untätig daneben, wenn sich ein solches Drama der Enttäuschung abspielt, sondern greifen Sie taktvoll ein. (»Hör mal, Bill, du wirst es nicht schaffen, rechtzeitig vom Club zurückzusein und Jennifer zum Ballettunterricht zu bringen. Sag das Golfspiel doch lieber ab!«)
Und schließlich…
Intim- und Kindheitsbeziehungen haben auf das Leben eines Menschen einen bemerkenswert starken Einfluss. Manche Verhaltensmuster im Umgang mit anderen setzen sich ohne wirklichen Anlass bis ins Erwachsenenalter fort. Der passiv-aggressive Mann kämpft immer noch gegen viele ungelöste Gefühle aus seiner Vergangenheit an, manchmal ohne jeden Nutzen, bei anderen Gelegenheiten aber auch mit recht großem Erfolg für seine Beziehung zu Ihnen.
Er bietet auch seinem Schicksal in der Außenwelt die Stirn, wo Verzeihung nicht so leicht zu finden ist und wo allein seine Taten zählen. Im nächsten Kapitel werden Sie erfahren, wie der passiv-aggressive Mann mit seinem zweiten großen Konflikt umgeht: mit Konkurrenz und Berufsleben.
10.
Das Minenfeld:
der passiv-aggressive Mann im Beruf
Im Beruf ist der passiv-aggressive Mann ein Meister der Intrige und der Herrschsucht. Er ist einfallsreich und schlau, verschlagen und kompliziert. Er plant, heckt Dinge aus und weiß, was er tun muss, um Erfolg zu haben. Als seine Kollegin sind Sie nur eine Schachfigur in seinem Spiel. Er will Sie glauben machen, er sei nicht egoistisch: Er lobt Ihre Fachkenntnis, fördert scheinbar Ihre Karriere und überzeugt Sie so davon, dass er auf Ihrer Seite steht. Aber irgendwann werden seine wahren Absichten deutlich, und dann fragen Sie sich, warum Sie auf seine Geschichten hereingefallen sind.
Ein solcher Intrigant ist Shakespeares Held Jago, der Gegenspieler Othellos: Geschickt und unbemerkt beherrscht er die Menschen um sich herum. Er ist nur am Manipulieren interessiert, egoistisch und gefühllos, und seine größte Fähigkeit besteht darin, nie sein wahres Wesen zu offenbaren. Seine Empfindungen hat er immer unter Kontrolle, verborgen hinter einer Maske, und er erzählt gerade so viel von der Wahrheit, dass es glaubwürdig klingt. Nur das Publikum erkennt Jagos Ränkespiel, aber die anderen Personen des Stücks betätigen sich unwissentlich als seine Handlanger und sind Figuren in seinem großen Plan. Jago lässt nie die Maske des treuen Soldaten seines Königs fallen, nicht einmal dann, wenn er ihn belügt und betrügt. Er ist das Musterbeispiel eines passiv-aggressiven Mannes auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Da es bei der passiven Aggression grundsätzlich um Macht und Einflussnahme geht, ist es keine Überraschung, dass der passiv-aggressive Mann im Beruf ständig in Machtkämpfe gerät. Dabei betätigt er sich nicht so sehr als Oberfeldwebel, der Befehle bellt, sondern er handelt verdeckt, distanziert und wohl überlegt. Der Jago im Beruf spannt Sie dafür ein, die Arbeit zu tun und für ihn das Beste herauszuholen, und er bestimmt Ihr Verhalten, bis Sie sich fühlen wie eine Marionette in seiner Hand.
Wie Jago, der hinter den Kulissen agiert, legt er Fallen, in die Sie unvermittelt hineinstolpern. Selbst wenn Sie solche Fallstricke erkennen, gibt es scheinbar keine Möglichkeit, sie zu umgehen. Immer wieder fragen Sie sich: Warum tue ich das eigentlich? Wie bin ich in diesen Schlamassel hineingeraten? Warum opfere ich meine eigenen Pläne und führe stattdessen seine aus? Andere passiv-aggressive Männer sind ebenso verschlagen und kompliziert wie Jago, aber sie besitzen nicht seinen
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