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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern
Autoren: Scott Wetzler
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Einsamkeit und sein Geiz – nicht unbedingt mit Geld, aber mit Zuneigung und Aufmerksamkeit – können sich auf seine Kinder sehr negativ auswirken. Eigentlich will er ein guter Vater sein, aber oft verbringt er nicht genügend Zeit mit den Kindern, und er widersetzt sich ihren Ansprüchen, die jedes normale Kind stellt. Wieder kommen seine ambivalenten Gefühle zum Vorschein. Er will als Vater nicht versagen, aber gleichzeitig hofft er, dass Sie, seine Frau, diese Aufgabe als wichtigste Quelle von Aufmerksamkeit und Zuwendung übernehmen. Dann fühlt er sich aber wieder schuldig und als schlechter Vater – vor allem, weil er die Verantwortung zum größten Teil Ihnen zuweist –, und deshalb zieht er sich noch mehr zurück.
    Betrachten wir diesen Kreislauf einmal etwas genauer.
    Die Führung übernehmen
    Der schwierigste Aspekt der Vaterrolle ist für den passiv-aggressiven Mann die Disziplinierung der Kinder . Er nimmt vielleicht die Position der Autorität ein (»Das ist mein Haus, und da hast du zu tun, was ich dir sage!«), und er stellt auch Regeln auf und lehrt die Kinder den Unterschied zwischen Gut und Böse, aber er schafft es nicht, sich durchzusetzen.
    Die meisten passiv-aggressiven Männer spielen nicht gerne den Starken – das überlassen sie lieber der Frau. Es ist ganz natürlich, dass Kinder die Geduld ihrer Eltern auf die Probe stellen, und deshalb muss jeder irgendwann einen Standpunkt beziehen. Der passiv-aggressive Mann versucht, diesem kritischen Punkt zu entgehen, und hofft, dass das Kind sich ändert, bevor er sich mit ihm auseinandersetzen muss. Es ist eine Verzögerungstaktik, mit der sich der passiv-aggressive Vater vor dem Zorn seiner Kinder sicher fühlt – aber sie legen es auf Kampf an, denn Kinder brauchen eine solche Autoritätsperson.
    Eric, ein »gutmütiger« Charakter, reagiert verwirrt oder ängstlich, wenn Regina, seine Tochter, schreit oder einen Wutanfall hat. Zu seiner Erleichterung springt seine Frau dann jedes Mal ein und übernimmt es, das Kind zu besänftigen.
    Regina weiß bei aller Arglosigkeit ganz genau, wie sie ihren Vater manipulieren und in ihrem Sinne beeinflussen kann, einfach indem sie sich aufregt und ihm signalisiert, so weiterzumachen. Wie das funktioniert, zeigt der folgende Vorfall:
    Als Reginas sechster Geburtstag bevorstand, kauften die Eltern ihr ein neues Kleidchen, das sie außerhalb ihrer Reichweite versteckten. Eric erzählte mir:
    Eines Nachmittags – meine Frau war nicht zu Hause – hörte ich, wie Regina erst in ihrem Schrank und dann in dem meiner Frau herumwühlte und nach dem Kleid suchte. Sie wollte es anprobieren, das wusste ich. Ich wusste aber auch, dass meine Frau wütend sein würde, wenn das Kleid schon vor der Geburtstagsfeier beschmutzt war.
    Als Regina herauskam und mich fragte, wo es sei, konnte
    ich ihr nicht sagen, was sie schon wusste: Du kannst das Kleid nicht anprobieren. Du bekommst es erst nächste Woche.
    Stattdessen belog ich sie. Ich wollte von dem Thema ablenken und sagte: »Welches Kleid? Ich weiß von keinem Kleid für deinen Geburtstag. Frag deine Mutter!«
    Diese Antwort verwirrte Regina, denn sie erinnerte sich, dass er von dem Kleid gesprochen hatte, als es gekauft worden war. Eric, der eine lockere Atmosphäre aufrechterhalten und einem Wutanfall zuvorkommen wollte, beharrte: »Ich kann mir nicht alle deine Kleidungsstücke merken. Geh in dein Zimmer spielen.« Dann wandte er sich wieder seiner Zeitung zu.
    Viele Eltern entschließen sich zum Leugnen , wenn sie ein Thema umgehen wollen, auf das sie in dem jeweiligen Augenblick gefühlsmäßig nicht eingestellt sind. Für Eric bedeutete allein die Aufgabe, seiner Tochter das Tragen ihres Feiertagskleides zu verbieten, einen Konflikt mit seinem Selbstbild als guter Vater. Er fürchtete den Ärger des Kindes und verschloss sich automatisch. Dass Eric sich von einem Kind so bedroht fühlte und ihm solche Macht über sich einräumte, ist ein überzeugendes Beispiel dafür, wie sehr seine Wahrnehmungen in Unordnung geraten sind. Kinder sind durch solche unnötigen Lügen verwirrt: Sie wissen nicht mehr, welcher Realität sie vertrauen sollen, der des Vaters oder ihrer eigenen. Sie setzen sich immer mehr in Szene und treiben es immer weiter, nur um einen solchen Vater wütend zu machen.
    Manche anderen passiv-aggressiven Väter lassen ihre Frustration mit Autoritätspersonen (zum Beispiel Vorgesetzten oder Kollegen mit gesicherter Stellung und besseren
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