Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Bereiche der englischen Wirtschaft. Es gab erhebliche Verbesserungen im Verkehrswesen, bei der Metallgewinnung und durch die Dampfkraft. Der bedeutendste Innovationsbereich war jedoch die Mechanisierung der Textilproduktion, die mit dem Bau der erforderlichen Fabriken einherging. Dieser dynamische Prozess wurde durch die institutionellen Veränderungen, die der Glorreichen Revolution zu verdanken waren, ausgelöst. Die Rede ist nicht nur von der Abschaffung inländischer Monopole bis 1640 oder von der Veränderung der Besteuerung oder dem freien Zugang zu Krediten. Vielmehr ging es um eine fundamentale Umgestaltung der Wirtschaftsinstitutionen zugunsten von Erfindern und Unternehmern auf der Grundlage verlässlich gesicherter Eigentumsrechte.
Die bessere Absicherung von Eigentumsrechten spielte eine zentrale Rolle für die »Transportrevolution«, die der Industriellen Revolution den Weg ebnete. Nach 1688 erhöhten sich die Investitionen in Kanäle und Straßen massiv. Dadurch, dass die Transportkosten sanken, wurde eine wichtige Voraussetzung für die Industrielle Revolution geschaffen. Vor 1688 waren solche Investitionen durch die willkürlichen Eingriffe der Stuart-Könige gebremst worden.
Die Änderung der Lage nach 1688 lässt sich am Beispiel des Flusses Salwerpe in Worcestershire nachvollziehen. 1662 verabschiedete das Parlament ein Gesetz zur Förderung von Investitionen in die Schiffbarmachung der Salwerpe. Das veranlasste die Familie Baldwyn, 6000 Pfund zu investieren, wofür sie das Recht erhielt, Gebühren für das Befahren des Flusses zu erheben. 1693 wurde ein Gesetzesvorschlag im Parlament eingebracht, das Recht zur Gebührenerhebung auf den Earl of Shrewsbury sowie auf Lord Coventry zu übertragen. Daraufhin legte Sir Timothy Baldwyn dem Parlament unverzüglich eine Petition vor, in der er erklärte, dass der Gesetzesvorschlag im Wesentlichen dazu diene, seinen Vater zu enteignen, denn dieser habe in Erwartung der Gebühren bereits hohe Summen in die Arbeiten zur Schiffbarmachung des Flusses investiert. Baldwyn argumentierte, dass »das neue Gesetz geeignet ist, das alte außer Kraft zu setzen und all den bisher aufgebrachten Arbeits- und Materialaufwand zunichtezumachen«. Die Umverteilung von Rechten entsprach dem typischen Verhalten der Stuart-Monarchen. Baldwyn merkte an: »Es hat gefährliche Konsequenzen, einer Person im Einklang mit einem Parlamentsbeschluss erworbene Rechte ohne ihr Einverständnis wieder wegzunehmen.« Letztlich scheiterte der neue Gesetzesvorschlag, und die Rechte der Baldwins wurden bestätigt. Die Eigentumsrechte waren nach 1688 viel sicherer, weil dies den Interessen des Parlaments entsprach, und teilweise auch, weil pluralistische Institutionen durch Eingaben beeinflusst werden konnten. Das weitaus pluralistischere politische System nach 1688 schuf also innerhalb Englands relativ faire Wettbewerbsbedingungen.
Die Transportrevolution und die Neuorganisation des Landbesitzes im 18. Jahrhundert wurden durch Parlamentserlasse in die Wege geleitet, die das Wesen des Grundeigentums änderten. Bis 1688 bestand sogar die juristische Fiktion, dass der gesamte Grund und Boden in England letztlich der Krone gehöre – ein direktes Vermächtnis der Feudalgesellschaft. Viele Grundstücke waren mit zahlreichen archaischen Formen des Eigentumsrechts und einander ausschließenden Ansprüchen belastet. Große Teile des Bodens waren sogenannten Treugütern zugeordnet, deren Besitzer keine Hypotheken auf das Land aufnehmen und es nicht verpachten oder verkaufen durften. Gemeindeland stand häufig nur für traditionelle Zwecke zur Verfügung. Es gab enorme Hindernisse, wenn jemand den Boden für seine Zwecke ökonomisch nutzen wollte. Nun erlaubte das Parlament, Petitionen zur Vereinfachung und Umgestaltung der Eigentumsrechte einzureichen, die in Hunderte von Parlamentsbeschlüssen einflossen.
Die Umgestaltung der Wirtschaftsinstitutionen führte auch zu Schutzmaßnahmen für die einheimische Textilproduktion vor Importen aus dem Ausland. Wie nicht überraschen wird, lehnten die Parlamentsmitglieder und ihre Wähler nicht sämtliche Eintrittsschranken und Monopole ab. Diejenigen, durch die sich ihr eigener Markt vergrößerte, waren willkommen. Andererseits sorgten die pluralistischen politischen Institutionen – gekennzeichnet dadurch, dass das Parlament breite Gesellschaftsschichten repräsentierte, stärkte und ihnen zuhörte – dafür, dass die Eintrittsschranken anderen
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