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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Monopolrecht durch die Privilegien des Königs geschaffen worden sei, wohingegen Monopolprivilegien nur aufgrund von Gesetzen, also durch das Parlament, gewährt werden könnten. Damit legte er alle künftigen Monopole, nicht nur die der Royal African Company, in die Hände der Volksvertretung. Vor 1688 hätte Jakob II. jeden Richter, der ein solches Urteil fällte, sofort entlassen. Aber mittlerweile sahen die Dinge anders aus.
    Das Parlament musste nun entscheiden, was mit dem Monopol geschehen sollte, und wurde von einer Flut von Petitionen überschüttet. Hundertfünfunddreißig kamen von Konkurrenten, die freien Zugang zum Atlantikhandel forderten. Die Royal African Company reichte ebenfalls Gesuche ein, doch sie vermochte nicht mit der Zahl und dem Ausmaß der Petitionen mitzuhalten, die ihren Untergang verlangten. Den Eindringlingen gelang es, ihre Kritik so zu verpacken, dass sie nicht nur ihre eigenen Belange betraf, sondern auch das Nationalinteresse einbezog, um das es ja auch in der Tat ging. Infolgedessen wurden nur 5 der 135 Petitionen direkt von ihnen selbst eingereicht; 73 der Gesuche um Aufhebung des Monopols stammten aus den Gegenden außerhalb Londons; ihnen standen nur 8 Petitionen gegenüber, die sich für das Recht der Company aussprachen. In den Kolonien, die ebenfalls Gesuche einreichen durften, initiierten die Eindringlinge 27 Petitionen; die Company musste sich mit 11 zufriedengeben. Außerdem erhielten die Konkurrenten viel mehr Unterschriften für ihre Petitionen, nämlich insgesamt 8000 gegenüber 2500 der Company. Das Ringen setzte sich bis 1698 fort, und dann wurde das Monopol der Royal African Company aufgehoben.
    Abgesehen von dieser neuen Möglichkeit für die Gestaltung von Wirtschaftsinstitutionen und von der neuen Aufgeschlossenheit nach 1688 für die Wünsche der Bürger, nahmen Parlamentarier eine Reihe von wichtigen Veränderungen an den Institutionen und an der Regierungspolitik vor, die der Industriellen Revolution letztlich den Weg ebnen sollten. Die unter den Stuarts geschwächten Eigentumsrechte wurden wieder gestärkt. Das Parlament begann einen Reformprozess der Wirtschaftsinstitutionen einzuleiten, um die Fertigung zu fördern, statt sie zu besteuern und zu behindern. Die »Herdsteuer«, die alljährlich auf jeden Kamin oder Ofen erhoben wurde und die Gewerbetreibende am schwersten traf, wurde 1689, kurz nachdem Wilhelm und Maria den Thron bestiegen hatten, abgeschafft. Statt Herde zu besteuern, wollte sich das Parlament nun Grund und Boden zuwenden.
    Die Neuverteilung der Steuerlast war nicht die einzige vom Parlament unterstützte Maßnahme, die das Gewerbe begünstigte. Man verabschiedete eine ganze Reihe von Gesetzen und Verordnungen, durch die der Markt für Wolltextilien expandieren konnte und profitabler wurde. All das war politisch einleuchtend, da viele der parlamentarischen Gegner Jakobs hohe Summen in diesen sich entwickelnden Industriebereich gesteckt hatten. Das Parlament erließ außerdem Gesetze, die eine vollständige Reorganisation der Grundeigentumsrechte ermöglichten, wodurch viele archaische Besitz- und Nutzungsrechte neu geregelt oder abgeschafft werden konnten.
    Eine weitere Priorität für das Parlament war die Reform des Finanzwesens. Nachdem das Bank- und Finanzwesen in der Zeit vor der Glorreichen Revolution ausgebaut worden war, wurde dieser Prozess im Jahr 1694 mit der Gründung der Bank von England, die der Industrie als Kreditgeber dienen sollte, noch einmal verstärkt. Auch das war eine unmittelbare Folge der Glorreichen Revolution. Die Gründung der Bank von England ermöglichte eine umfassendere »Finanzrevolution«, die eine gewaltige Ausweitung der Finanzmärkte und des Bankwesens nach sich zog. Anfang des 18. Jahrhunderts durfte jeder Darlehen aufnehmen, der die erforderlichen Sicherheiten bieten konnte. Dies geht aus den Dokumenten einer relativ kleinen Bank, C. Hoare’s & Co. in London, aus den Jahren 1702–1724 hervor. Die Bank verlieh zwar auch Geld an Aristokraten, doch ganze zwei Drittel der größten Darlehensnehmer jener Zeit gehörten nicht den privilegierten sozialen Schichten an. Vielmehr waren es Kauf- und Geschäftsleute, darunter ein gewisser John Smith – der typische Name eines durchschnittlichen Engländers –, dem die Bank zwischen 1715 und 1719 £ 2600 lieh.
    Bisher haben wir geschildert, wie die Glorreiche Revolution dazu beitrug, dass die englischen politischen Institutionen pluralistischer wurden,

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