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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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kommen würde, um mit seinem Volk um die Gewürze zu kämpfen.« Ein Händler hörte 1699 Ähnliches über den Herrscher von Maguindanao: »Er hat die weitere Anpflanzung von Pfeffer verboten, um nicht in einen Krieg mit der [Niederländischen] Kompanie oder mit anderen Potentaten verwickelt zu werden.« Es kam zur Stadtflucht und sogar zu einem allgemeinen Bevölkerungsrückgang. 1635 verlegten die Birmesen ihre Hauptstadt aus Pegu an der Küste viel weiter landeinwärts nach Ava am Irrawaddy.
    Wir wissen nicht, welche wirtschaftliche und politische Entwicklung diese südostasiatischen Staaten ohne die niederländische Aggression eingeschlagen hätten. Vielleicht wäre eine eigene Version des Absolutismus entstanden, oder sie hätten im gleichen Zustand wie am Ende des 16. Jahrhunderts verharrt, oder ihre Kommerzialisierung hätte sich durch die allmähliche Übernahme inklusiverer Institutionen weiterentwickelt. Aber ihre wirtschaftliche und politische Evolution wurde wie auf den Molukken durch den niederländischen Kolonialismus radikal verändert. Die Menschen in Südostasien stellten ihre Handelstätigkeiten ein und kapselten sich ab. In den folgenden beiden Jahrhunderten sollten sie nicht in der Lage sein, die Neuerungen der Industriellen Revolution zu nutzen. Und letztlich sollte ihr Rückzug aus dem Handel sie nicht vor den Europäern retten, denn am Ende des 18. Jahrhunderts waren fast alle zu einem Teil der europäischen Kolonialreiche geworden.

    Im siebten Kapitel haben wir geschildert, wie das europäische Vordringen in den Atlantik den Aufstieg inklusiver Institutionen in Großbritannien beschleunigte. Aber wie die Geschichte der Molukken unter den Niederländern zeigt, wurden durch diese Expansion zugleich in vielen Gegenden der Welt die Samen der Unterentwicklung gesät, da dort extraktive Institutionen entstanden oder bereits existierende ausgebaut wurden. Diese stoppten überall auf dem Globus, direkt oder indirekt, alle aufkommenden gewerblichen und industriellen Aktivitäten oder machten jegliche Industrialisierung unmöglich. Während sich die industrielle Entwicklung in manchen Teilen der Welt entfalten konnte, hatten die Staaten, welche den europäischen Kolonialmächten unterworfen waren, keine Möglichkeit, von den neuen Technologien zu profitieren.

Die allzu übliche Institution
    In Südostasien setzte die europäische Flotten- und Handelsmacht in der frühen Neuzeit einer vielversprechenden Periode der wirtschaftlichen Expansion und des institutionellen Wandels ein Ende. Während die Niederländische Ostindien-Kompanie ihre Marktposition ausbaute, expandierte ein ganz anderes Gewerbe in Afrika: der Sklavenhandel.
    In den Vereinigten Staaten wurde die südliche Sklaverei häufig als »besondere Institution« bezeichnet. Doch historisch gesehen war die Sklaverei, wie der große Altertumsexperte Moses Finley hervorhob, durchaus nichts Besonderes, sondern in fast jeder Gesellschaft vorzufinden. Wie wir ausgeführt haben, war sie im alten Rom und in Afrika verbreitet, das lange als Lieferant von Sklaven (wenn auch nicht als einziger) für Europa diente.
    In der Zeit der römischen Herrschaft stammten die Sklaven von den slawischen Völkern am Schwarzen Meer, aus dem Nahen Osten und auch aus Nordeuropa. Aber die Europäer hörten noch vor 1400 auf, einander zu versklaven. Afrika dagegen vollzog, wie gesagt, anders als das mittelalterliche Europa keinen Übergang von der Sklaverei zur Leibeigenschaft. In Ostafrika herrschte vor der frühen Neuzeit ein reger Sklavenhandel, und eine große Anzahl von Sklaven wurde durch die Sahara zur Arabischen Halbinsel gebracht. Auch die großen mittelalterlichen Staaten in Westafrika – Mali, Ghana und Songhai – setzten in der Armee und in der Landwirtschaft Sklaven ein, wobei sie die Organisationsmodelle der muslimischen nordafrikanischen Staaten, mit denen sie Handel trieben, übernahmen.
    Die im frühen 17. Jahrhundert beginnende Entwicklung der Zuckerplantagenkolonien in der Karibik führte zu einer dramatischen Ausweitung des internationalen Sklavenhandels und einem beispiellosen Bedeutungsanstieg der Sklaverei innerhalb Afrikas selbst. Im 16. Jahrhundert wurden schätzungsweise rund 300000 Sklaven im Atlantikhandel verkauft. Sie stammten hauptsächlich aus Zentralafrika, und bei der Lieferung spielten der Kongo sowie die Portugiesen, die ihren Stützpunkt weiter südlich in Luanda, der heutigen Hauptstadt von Angola, errichtet hatten, eine

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