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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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nicht erhöht, sondern staatliche wurden einfach in private Monopole verwandelt, wodurch sich politisch vernetzte Geschäftsleute wie Carlos Slim bereichern konnten. Genau das geschah auch in Ägypten. Dem Regime nahestehende Unternehmer konnten das ägyptische Privatisierungsprogramm zugunsten ihrer Netzwerke aus den bereits führenden Geschäftsleuten beeinflussen – der »Wale«, wie man sie im Land nannte. Als die Privatisierung ihren Anfang nahm, wurde die Wirtschaft von zweiunddreißig dieser »Wale« dominiert.
    Einer war Ahmed Zayat an der Spitze der Luxor Group. 1996 beschloss die Regierung, den staatlichen Getränkekonzern Al Ahram (ABC) zu privatisieren, der das Biermonopol in Ägypten besaß. Ein Konsortium der Egyptian Finance Company reichte ein Angebot ein. Geleitet wurde das Konsortium vom Projektentwickler Farid Saad sowie von der ersten, 1995 gegründete Risikokapitalgesellschaft Ägyptens. Zu den Mitgliedern des Konsortiums zählten der ehemalige Tourismusminister Fouad Sultan, Mohamed Nosseir und Mohamed Ragab, ein weiterer führender Unternehmer. Die Gruppe hatte gute Beziehungen, doch ihr Gebot von 400 Millionen ägyptischen Pfund wurde als zu niedrig abgelehnt.
    Zayat verfügte über noch bessere Beziehungen, aber ihm fehlte das Geld für den ABC-Kauf, weshalb er sich einen Plan einfallen ließ, der Carlos Slim Ehre gemacht hätte. Die ABC-Aktien wurde an die Londoner Börse gebracht, und die Luxor Group erwarb 74,9 Prozent der Anteile für jeweils 68,5 ägyptische Pfund. Drei Monate später kam es zu einem Aktiensplit von eins zu zwei, wonach die Luxor Group ihre Anteile mit einem Gewinn von 36 Prozent für jeweils 52,5 Pfund weiterverkaufte. Damit konnte Zayat im folgenden Monat den Erwerb von ABC für 231 Millionen Pfund finanzieren. Damals fuhr ABC einen Jahresgewinn von etwa 41,3 Millionen ägyptischen Pfund ein und hatte Barreserven in Höhe von 93 Millionen. Es war ein Schnäppchen.
    1999 kaufte ABC die ebenfalls gerade privatisierte Weinfirma Gianaclis auf und ergänzte dadurch sein Biermonopol um ein Weinmonopol. Dieses Unternehmen war durch einen Einfuhrzoll von 3000 Prozent für ausländische Weine geschützt und erzielte eine Gewinnspanne von 70 Prozent auf seinen Umsatz. Im Jahr 2002 wechselte das Monopol erneut den Besitzer, als Zayat ABC für 1,3 Milliarden ägyptische Pfund an Heineken veräußerte. Damit hatte er einen Profit von 563 Prozent in nur fünf Jahren erzielt.
    Mohamed Nosseir hatte nicht immer zu den Verlierern gehört. 1993 kaufte er die privatisierte El Nasr Bottling Company, welche die Monopolrechte für das Abfüllen und den Verkauf von Coca-Cola in Ägypten besaß. Nosseirs Beziehungen zu dem damaligen Minister für staatliche Unternehmen, Atif Abaid, gestatteten ihm, die Firma ohne nennenswerte Konkurrenz zu erwerben. Zwei Jahre später verkaufte er sie für mehr als das Dreifache des Akquisitionspreises. Ein weiteres Beispiel war der Beschluss in den späten 1990er Jahren, die staatliche Kinobranche ebenfalls zu privatisieren. Wiederum hatten politische Beziehungen zur Folge, dass nur zwei Familien – eine davon waren die Sawiris – Gebote einreichen und die Kinos betreiben durften.
    Ägypten ist heute eine arme Nation – nicht so arm wie die meisten Länder im subsaharischen Afrika, doch rund 40 Prozent der Bevölkerung müssen von weniger als zwei Dollar pro Tag leben. Im 19. Jahrhundert hatte, wie im zweiten Kapitel geschildert, unter Muhammad Ali zunächst ein erfolgreicher Versuch des institutionellen Wandels und der wirtschaftlichen Modernisierung stattgefunden. Ihm gelang es, für einen gewissen Zeitraum ein extraktives Wirtschaftswachstum zu erzeugen, bevor das Land vom Britischen Reich okkupiert wurde. Die Briten schufen eine Reihe neuer extraktiver Institutionen, die das ägyptische Militär nach 1954 beibehielt. Die Wirtschaft wuchs ein wenig, und man investierte gewisse Summen in das Bildungswesen, doch die Mehrheit der Bevölkerung hatte kaum ökonomische Chancen, während die neue Elite von ihren Beziehungen zur Regierung profitierte.
    Diese extraktiven Wirtschaftsinstitutionen wurden erneut von einem extraktiven politischen System gestützt. Präsident Mubarak wollte eine politische Dynastie gründen und seinen Sohn Gamal zu seinem Nachfolger machen. Dieser Plan wurde durch den Zusammenbruch seines extraktiven Regimes Anfang 2011 infolge verbreiteter Unruhen und Demonstrationen während des Arabischen Frühlings durchkreuzt.

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