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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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gewissen Maß an Ordnung hin und her. Langfristig ist der Effekt jedoch der gleiche: Der Staat ist so gut wie abwesend, und die Institutionen sind extraktiv.
    In sämtlichen Fällen bestehen die extraktiven Institutionen mindestens seit dem 19. Jahrhundert. Alle genannten Länder sind in einem Teufelskreis gefangen. In Kolumbien und Argentinien ist man in den Institutionen der spanischen Kolonialherrschaft verwurzelt. Simbabwe und Sierra Leone gingen aus britischen Kolonialregimen hervor, die im späten 19. Jahrhundert entstanden. In Sierra Leone, wo es keine weißen Siedler gab, stützten sich die Regime in großem Rahmen auf vorkoloniale extraktive politische Machtstrukturen und kräftigten sie. Diese Strukturen waren das Ergebnis eines langen Teufelskreises, in dem der Mangel an politischer Zentralisierung und die katastrophalen Auswirkungen des Sklavenhandels eine Rolle spielten. In Simbabwe kann man eher davon sprechen, dass eine neue Form extraktiver Institutionen aufgebaut wurde, da die British South Africa Company eine duale Wirtschaft erzeugte. Usbekistan übernahm die extraktiven Institutionen der UdSSR und nutzte sie, ähnlich wie Ägypten, für den Kumpelkapitalismus. Die extraktiven Institutionen der UdSSR gründeten sich auf die des zaristischen Regimes – wiederum ein Muster, das mit dem Ehernen Gesetz der Oligarchie zu erklären ist. Die Teufelskreise in verschiedenen Teilen der Welt erzeugten in den vergangenen 250 Jahren eine noch heute bestehende Ungleichheit.
    Das wirtschaftliche und politische Versagen heutiger Staaten kann behoben werden, wenn sich extraktive Institutionen in inklusive verwandeln. Der Teufelskreis macht dies nicht leicht, aber es ist nicht unmöglich, und das Eherne Gesetz der Oligarchie braucht nicht zwangsläufig wirksam zu werden. Entweder schon früher vorhandene inklusive Elemente von Institutionen oder breite Koalitionen, die den Kampf gegen das überkommene Regime führen, oder auch nur die Zufälle der Geschichte können Teufelskreise brechen.
    Wie der Bürgerkrieg in Sierra Leone war auch die Glorreiche Revolution von 1688 ein Kampf um die Macht – allerdings von ganz anderer Art. Möglicherweise sah sich irgendjemand im Parlament, der die Absetzung Jakobs I. nach der Glorreichen Revolution anstrebte, in der Rolle eines neuen absolutistischen Herrschers, wie es Oliver Cromwell nach dem Englischen Bürgerkrieg tat. Aber die Tatsache, dass das Parlament bereits Einfluss hatte und aus einer breiten Koalition von Vertretern unterschiedlicher Wirtschaftsinteressen und politischer Meinungen bestand, ließ das Wirksamwerden des Ehernen Gesetzes der Oligarchie weniger wahrscheinlich werden. Außerdem hatte das Parlament im Ringen mit Jakob II. das Glück auf seiner Seite.
    Im folgenden Kapitel werden wir uns anderen Ländern widmen, denen es gelungen ist, den Rahmen zu sprengen und trotz einer langen Geschichte extraktiver Institutionen ein besseres System aufzubauen.

14. 
    Den Rahmen sprengen
    Drei afrikanische Chiefs
    Am 6. September 1895 legte der Ozeandampfer Tantallon Castle in Plymouth an der Südküste Englands an. Drei afrikanische Chiefs, Khama von den Ngwato, Bathoen von den Ngwaketse und Sebele von den Kwena, gingen von Bord und nahmen den Express um 8.10 Uhr zur Londoner Paddington Station. Die drei Chiefs hatten eine Mission: Sie wollten ihre eigenen und fünf andere Tswana-Staaten vor Cecil Rhodes retten. Die Ngwato, Ngwaketse und Kwena machten drei der acht Tswana-Staaten des damaligen Bechuanalands aus, das nach der Unabhängigkeit im Jahr 1966 den Namen Botswana tragen sollte.
    Die Stämme hatten fast das ganze 19. Jahrhundert hindurch Handel mit den Europäern getrieben. In den 1840er Jahren war der berühmte schottische Missionar David Livingstone ausgiebig durch Bechuanaland gereist und hatte König Sebele von den Kwena zum Christentum bekehrt. Die erste Bibelübersetzung in eine afrikanische Sprache lag auf Setswana vor, das die Tswana verwendeten.
    Im Jahr 1885 hatte Großbritannien Bechuanaland zum Protektorat erklärt. Damit waren die Tswana zufrieden, denn sie glaubten sich nun vor weiteren europäischen Einmärschen geschützt, besonders vonseiten der Buren, mit denen sie seit dem großen Treck von 1835 (der Flucht Tausender von Buren vor dem britischen Kolonialismus ins Landesinnere) immer wieder zusammengestoßen waren. Die Briten dagegen wollten das Gebiet kontrollieren, um weitere Expansionen der Buren und möglicherweise auch der

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