Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Zur Zeit von Nassers Präsidentschaft hatten die Wirtschaftsinstitutionen einige inklusive Aspekte erhalten. Außerdem baute der Staat das Bildungswesen aus und bot der Bevölkerung etwas mehr Chancen als das vorherige Regime unter König Faruk. Aber dabei handelte es sich um eine instabile Verbindung von extraktiven politischen Institutionen mit einer gewissen wirtschaftlichen Inklusivität. Das unvermeidliche Ergebnis unter Mubaraks Herrschaft bestand darin, dass die Wirtschaftsinstitutionen extraktiver wurden, was die Verteilung der politischen Macht in der Gesellschaft widerspiegelte. In mancher Hinsicht war der Arabische Frühling eine Reaktion auf diese Entwicklung. Das Gleiche gilt für Tunesien. Drei Jahrzehnte tunesischen Wachstums unter extraktiven politischen Institutionen gerieten ins Stocken, als Präsident Ben Ali und seine Familie die Wirtschaft immer mehr ausbeuteten.
Warum Nationen scheitern
Nationen scheitern wirtschaftlich infolge extraktiver Institutionen. Durch sie bleiben arme Länder arm und werden daran gehindert, den Weg zu wirtschaftlichem Wachstum einzuschlagen. Dies trifft heutzutage in Afrika auf Länder wie Simbabwe und Sierra Leone zu; in Südamerika auf Länder wie Kolumbien und Argentinien; in Asien auf Länder wie Nordkorea und Usbekistan; und im Nahen Osten auf Länder wie Ägypten. Es gibt beträchtliche Unterschiede zwischen ihnen. Manche liegen in tropischen, andere in gemäßigten Breiten. Manche waren britische, andere japanische, spanische oder russische Kolonien. Ihre Geschichte, Sprache und Kultur hat sich kontrastreich entwickelt, doch was sie alle gemeinsam haben, sind extraktive Institutionen.
In allen Fällen wurden die Wirtschaftsinstitutionen von einer Elite mit dem Ziel geschaffen, sich zu bereichern und ihre Macht auf Kosten der großen Bevölkerungsmehrheit zu sichern. Die Geschichte und die Gesellschaftsstrukturen der Länder bewirkten, dass sich der Charakter der Eliten und die Details der extraktiven Institutionen voneinander unterschieden. Aber der Grund für die Fortdauer der extraktiven Institutionen ist immer im Teufelskreis zu suchen, und die Folgen für die Verarmung der Bürger sind einander ähnlich, auch wenn die Intensität nicht einheitlich ist.
In Simbabwe zum Beispiel besteht die Elite aus Robert Mugabe und dem Kern der ZANU-PF, die den antikolonialen Kampf in den 1970er Jahren anführten. In Nordkorea haben wir es mit der Clique um Kim Jong-Il und mit der Kommunistischen Partei zu tun. In Usbekistan handelt es sich um Präsident Islam Karimow, seine Familie und seine Kumpane aus der Zeit der Sowjetunion, die sich ein neues Image zugelegt haben. Diese Gruppen sowie die von ihnen beeinflussten Gemeinwesen und Wirtschaftssysteme unterscheiden sich natürlich stark voneinander, weshalb sie jeweils spezifische Arten von extraktiven Institutionen hervorbringen. Da beispielsweise Nordkorea durch eine kommunistische Revolution entstanden ist, haben sich seine Regierenden die kommunistische Ein-Parteien-Herrschaft zum Vorbild gemacht. Aber obwohl Mugabe in den 1980er Jahren nordkoreanische Soldaten heranzog, um seine Gegner in Matabeleland niedermetzeln zu lassen, ist ein solches Modell extraktiver politischer Institutionen nicht auf Simbabwe anwendbar. Vielmehr musste er, da er durch den Kampf gegen den Kolonialismus an die Macht kam, seine Herrschaft durch Wahlen verschleiern, wobei es ihm für eine Weile tatsächlich gelang, einen konstitutionell abgesegneten Ein-Parteien-Staat aufzubauen. Dem gegenüber werden in Kolumbien seit Langem Wahlen durchgeführt, die man seit der Unabhängigkeit von Spanien als Methode der Machtteilung zwischen der Liberalen und der Konservativen Partei benutzt.
Nicht nur die Eigenarten der Eliten sind unterschiedlich, sondern auch ihre jeweilige Anzahl. In Usbekistan konnte Karimow die Reste des Sowjetstaats vereinnahmen, wodurch er einen effektiven Apparat zur Unterdrückung und Ermordung alternativer Eliten erhielt. In Kolumbien hat die mangelnde Autorität des Zentralstaats in vielen Teilen des Landes zu stärker zersplitterten Eliten geführt, die einander oft gegenseitig ermorden. Doch ungeachtet der Mannigfaltigkeit der Eliten können die von ihnen geschaffenen politischen Institutionen häufig ihre Macht festigen und vergrößern. Aber zuweilen wird der Zusammenbruch des Staates durch interne Kämpfe unvermeidlich, wie das Beispiel Sierra Leones zeigt.
Genau wie sich die Identität der Eliten und die Details der
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