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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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angebaut wird, und Interspan beschloss, in Teekulturen zu investieren, für die manche Landesteile ideal geeignet sind. Bis 2005 hatte das Unternehmen 30 Prozent des lokalen Anbaus übernommen, doch dann geriet es in Schwierigkeiten. Gulnora hatte festgestellt, dass die Teebranche vielversprechend aussah, und bald wurden die örtlichen Angestellten von Interspan verhaftet, verprügelt und gefoltert. Im August 2006 musste sich das Unternehmen zurückziehen. Seine Vermögenswerte wurden von der Familie Karimow übernommen, die damit ihren vorherigen Anteil am Teeanbau in Höhe von 2 Prozent innerhalb von zwei Jahren auf 67 Prozent erhöhte.
    In vieler Hinsicht gleicht Usbekistan einem Relikt aus einem vergessenen Zeitalter. Es darbt unter dem Absolutismus einer einzigen Familie und der sie umgebenden Kumpane, und seine Wirtschaft basiert auf Zwangsarbeit – und zwar auf der Zwangsarbeit von Kindern. Aber es gehört nicht der Vergangenheit an, sondern ist ein Teil des heutigen Mosaiks aus Gesellschaften, die unter extraktiven Institutionen scheitern, und leider hat es viele Gemeinsamkeiten mit anderen früheren Sowjetrepubliken, von Armenien und Aserbaidschan bis hin zu Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Es zeigt uns, dass extraktive wirtschaftliche und politische Institutionen sogar im 21. Jahrhundert eine grässlich und unverfroren extraktive Form annehmen können.

Die Verzerrung der Wettbewerbsbedingungen
    Die 1990er Jahre waren in Ägypten eine Ära der Reformen. Seit dem Militärputsch, durch den die Monarchie 1954 gestürzt wurde, war es als pseudosozialistische Gesellschaft geführt worden, in der die Regierung die Wirtschaft lenkte. Viele Wirtschaftssektoren wurden von staatseigenen Unternehmen dominiert. Im Lauf der Jahre schwächte sich die sozialistische Rhetorik ab, die Märkte wurden geöffnet, und die Privatwirtschaft begann sich zu entwickeln.
    Es handelte sich jedoch nicht um inklusive Märkte, sondern um solche, die vom Staat und von ein paar Geschäftsleuten, die sich mit der Nationaldemokratischen Partei (NDP) verbündet hatten, kontrolliert wurden. Die NDP war 1978 von Präsident Anwar Sadat gegründet worden. Geschäftsleute engagierten sich immer stärker für die Partei, und diese engagierte sich unter der Regierung von Hosni Mubarak immer stärker für Geschäftsleute. Mubarak, der 1981 nach Sadats Ermordung Präsident geworden war, herrschte mit der NDP, bis er im Februar 2011 durch Volksproteste und durch das Militär aus dem Amt gedrängt wurde.
    Führende Unternehmer erhielten Regierungsposten, die eng mit ihren Geschäftsinteressen verknüpft waren. Rasheed Mohamed Rasheed, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Unilever AMET (Africa, Middle East and Turkey) wurde Außenhandels- und Industrieminister; Mohamed Zoheir Wahid Garana, der Inhaber und Geschäftsführer der Garana Travel Company, eines der größten ägyptischen Reiseunternehmen, wurde Tourismusminister; Amin Ahmed Mohamed Osman Abaza, Gründer der Nile Cotton Trade Company, des größten Baumwollexporteurs in Ägypten, wurde Landwirtschaftsminister.
    In vielen Wirtschaftsbereichen bewogen Geschäftsleute die Regierung, den Marktzugang durch staatliche Regulierung zu beschränken. Zu diesen Sektoren gehörten die Medien, Eisen und Stahl, die Autoindustrie, alkoholische Getränke und Zement. Sie alle waren mit hohen Eintrittsbarrieren versehen, um die politisch vernetzten Unternehmer und ihre Firmen zu schützen. Industrielle, die dem Regime nahestanden, wie Ahmed Ezz (Eisen und Stahl), die Familie Sawiris (Multimedia, Getränke und Telekommunikation) oder Mohamed Nosseir (Getränke und Telekommunikation), wurden nicht nur vom Staat protegiert, sondern erhielten auch Regierungsaufträge und hohe Darlehen, ohne Sicherheiten hinterlegen zu müssen. Ahmed Ezz war sowohl Vorsitzender von Ezz Steel, das 70 Prozent des ägyptischen Stahls produzierte, als auch Abgeordneter der NDP, Vorsitzender des Nationalen Haushaltsausschusses und ein enger Vertrauter von Gamal Mubarak, einem von Präsident Mubaraks Söhnen.
    Die Reformen der 1990er Jahre, die von internationalen Finanzinstitutionen und Ökonomen gefördert wurden, hatten das Ziel, die Märkte zu öffnen und die Rolle des Staates in der Wirtschaft zu reduzieren. Ein entscheidender Bestandteil solcher Reformen überall auf der Welt ist stets die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen. Doch in Mexiko beispielsweise wurde der Wettbewerb durch die Privatisierungen

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