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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Südstaaten nur über etwa 50 Prozent des amerikanischen Pro-Kopf-Einkommens. Dies änderte sich in den späten 1940er und in den 1950er Jahren. Bis 1990 hatte sich die Kluft geschlossen.
    In den Südstaaten war – wie in Botswana – die Entwicklung inklusiver politischer und wirtschaftlicher Institutionen von zentraler Bedeutung. Den Anstoß dazu gaben die wachsende Unzufriedenheit der Schwarzen, die unter den extraktiven Institutionen litten, und der Zusammenbruch der Ein-Parteien-Herrschaft der Demokraten im Süden. Wieder gestalteten die bestehenden Institutionen den Pfad des Wandels. In diesem Fall war entscheidend, dass die Institutionen des Südens in das inklusive System der US-amerikanischen Bundesinstitutionen eingebettet waren, denn das ermöglichte den Schwarzen der Südstaaten, schließlich die Bundesregierung für ihre Sache zu mobilisieren. Dieser Prozess wurde außerdem durch die Tatsache begünstigt, dass sich die Wirtschaftsbedingungen durch die massive Abwanderung der Schwarzen aus dem Süden und durch die Mechanisierung der Baumwollproduktion geändert hatten, was den Widerstandswillen der südstaatlichen Eliten abschwächte.

Wiedergeburt in China
    Nach dreijährigem Bürgerkrieg setzte sich die Kommunistische Partei unter Mao Zedong 1949 schließlich gegen die Nationalisten unter Chiang Kai-shek durch. Am 1. Oktober wurde die Volksrepublik China ausgerufen. Die nach 1940 geschaffenen politischen und wirtschaftlichen Institutionen waren äußerst extraktiv und dienten der Diktatur der Kommunistischen Partei. Seitdem ist keine andere politische Organisation in China zugelassen worden. Bis zu seinem Tod im Jahr 1976 dominierte Mao die Partei und die Regierung.
    Die autoritären, extraktiven politischen Institutionen gingen mit einem genauso extraktiven Wirtschaftssystem einher. Mao verstaatlichte unverzüglich alles im Land und schaffte sämtliche Eigentumsrechte ab. Grundbesitzer und andere Personen, die er verdächtigte, sein Regime abzulehnen, ließ er hinrichten. Die Marktwirtschaft wurde beseitigt, und die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten musste sich zu Kollektiven zusammenschließen. An die Stelle von Geld und Löhnen traten »Arbeitspunkte«, die man gegen Waren eintauschen konnte. 1956 wurden Binnenpässe eingeführt, um unautorisierte Reisen zu verhindern und um die politische und wirtschaftliche Kontrolle zu verschärfen. Nachdem Mao die Industrie ebenfalls verstaatlicht hatte, leitete er nach dem Vorbild der Sowjetunion ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm auf der Basis von »Fünfjahresplänen« ein.
    Wie alle extraktiven Regime versuchte Maos Regierung nun, das ihr unterstehende riesige Land auszubeuten. Ähnlich wie der Wirtschaftsverband von Sierra Leone besaß die Kommunistische Partei Chinas ein Monopol für den Verkauf von Produkten wie Reis und anderen Getreidearten, durch das die Bauern indirekt hoch besteuert wurden. Die Industrialisierungsversuche fanden nach 1958 in Form des angeblichen Großen Sprungs nach vorn statt, der mit dem zweiten Fünfjahresplan zusammenfiel. Mao gab bekannt, dass sich die Stahlproduktion innerhalb eines Jahres durch »Hinterhofhochöfen« verdoppeln und China innerhalb von fünfzehn Jahren so viel Stahl wie Großbritannien erzeugen werde.
    Allerdings bestand keine realistische Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen. Folglich musste Altmetall gefunden werden, wozu man die Töpfe und Pfannen der Menschen und sogar ihre landwirtschaftlichen Geräte wie Hacken und Pflüge einschmolz. Arbeiter, welche die Felder hätten bestellen sollen, erzeugten Stahl, indem sie ihre Pflüge zerstörten – und damit ihre Fähigkeit, sich selbst und das Land zu ernähren. Das Ergebnis war eine katastrophale Hungersnot in den chinesischen Landgebieten. Obwohl Wissenschaftler die Auswirkungen von Maos Politik mit denen von sich gleichzeitig ereignenden Dürren vergleichen, zweifelt niemand an der zentralen Rolle, den der Große Sprung nach vorn beim Tod von 20 bis 40 Millionen Menschen einnahm. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, da solche Gräuel unter Mao nicht dokumentiert wurden. Jedenfalls fiel das Pro-Kopf-Einkommen um rund ein Viertel.
    Eine Folge des Großen Sprungs nach vorn bestand darin, dass Deng Xiaoping – ein hoher Parteifunktionär und erfolgreicher General, der im Rahmen einer »Anti-Rechtsabweichler-Kampagne« zahlreiche »Feinde der Revolution« hatte hinrichten lassen – einen Gesinnungswandel durchmachte. Auf einer Konferenz im

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