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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Strom Thurmonds Wahlkampf konzentrierte sich darauf, dass er der Bundesregierung das Recht absprach, in die Institutionen des Südens einzugreifen. Er brachte seine Position energisch zum Ausdruck: »Alle Soldaten unserer Armee können die Südstaaten nicht zwingen, die Rassentrennung aufzugeben und Neger in unseren Theatern, unseren Schwimmbädern, unseren Häusern und unseren Kirchen zu dulden.«
    Er sollte unrecht haben. Laut den Urteilen des Supreme Court musste die Rassentrennung in den Bildungseinrichtungen der Südstaaten aufgehoben werden, auch an der University of Mississippi in Oxford. 1962, nach einem langen Rechtsstreit, entschieden die Bundesgerichte, dass James Meredith, ein junger schwarzer Luftwaffenveteran, zum Studium an der »Ole Miss« zuzulassen sei.
    Der Widerstand gegen die Umsetzung dieses Urteils wurde von den sogenannten Citizens’ Councils organisiert, deren ersten man 1954 in Indianola, Mississippi, gegründet hatte, um die Aufhebung der Rassenschranken zu bekämpfen. Staatsgouverneur Ross Barnett verkündete am 13. September im Fernsehen, dass man die Universitäten eher schließen werde, als sich mit der Desegregation abzufinden. Nach langwierigen Verhandlungen in Washington zwischen Barnett und Präsident John F. Kennedy und Justizminister Robert Kennedy griff die Bundesregierung gewaltsam ein, um dem Urteil Geltung zu verschaffen. Es wurde ein Tag festgesetzt, an dem U.S. Marshals Meredith nach Oxford bringen sollten. Daraufhin organisierten sich weiße Suprematisten zum Widerstand. Am 30. September, dem Tag vor Merediths geplanter Ankunft, besetzten U.S. Marshals den Campus und umringten das Verwaltungsgebäude. Ungefähr 2500 Menschen versammelten sich zum Protest, und ein Aufruhr brach los. Die Marshals verwendeten Tränengas, um die Menge aufzulösen, gerieten jedoch unter Feuer. Um 22 Uhr rückten Bundestruppen in die Stadt vor, um die Ordnung wiederherzustellen. Bald befanden sich 20000 Soldaten und 11000 Nationalgardisten in Oxford. Man verhaftete insgesamt 300 Menschen. Meredith beschloss, an der Universität zu bleiben, und machte, beschützt von U.S. Marshals und 300 Soldaten, dort schließlich sein Examen.
    Die Bundesgesetzgebung sorgte maßgeblich für die institutionelle Reform in den Südstaaten. Während der Debatte über den ersten Civil Rights Act im Jahr 1957 sprach Strom Thurmond, damals Senator, vierundzwanzig Stunden und achtzehn Minuten lang unaufhörlich, um die Verabschiedung des Gesetzes zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern. Während seiner Rede las er aus der Unabhängigkeitserklärung und aus verschiedenen Telefonbüchern vor – doch vergeblich. Es folgte der Civil Rights Act von 1964, durch den eine Reihe von rassentrennenden Staatsgesetzen und -praktiken für illegal erklärt wurden. Im Voting Rights Act von 1965 wurden auch die Lese- und Schreibfähigkeitstests, die Kopfsteuer und andere Methoden zur Entrechtung südstaatlicher Schwarzer als gesetzwidrig eingestuft. Außerdem betraute man die Bundesregierung mit der weitgehenden Aufsicht über die Staatswahlen.
    All diese Ereignisse führten zu einem erheblichen Wandel der wirtschaftlichen und juristischen Institutionen der Südstaaten. Beispielsweise nahmen im Jahr 1960 nur ungefähr 5 Prozent der dazu berechtigten Schwarzen an den Wahlen teil. Im Jahr 1970 hatte sich diese Zahl auf 50 Prozent erhöht. In Alabama und South Carolina stieg sie zwischen 1960 und 1970 von etwa 10 auf 50 Prozent. Das führte zu strukturellen Änderungen der Wahlen auf kommunaler und auf nationaler Ebene. Was aber noch wichtiger war: Die politische Unterstützung vonseiten der dominanten Demokratischen Partei für die diskriminierenden extraktiven Institutionen löste sich auf. Damit war der Weg frei für etliche Veränderungen der Wirtschaftsinstitutionen.
    Vor den institutionellen Reformen der 1960er Jahre waren Schwarze fast völlig von der Arbeit in Textilfabriken ausgeschlossen gewesen. 1960 betrug der Anteil schwarzer Beschäftigter in solchen Fabriken nur ungefähr 5 Prozent. Dieser Diskriminierung wurde durch die Bürgerrechtsgesetze ein Ende gesetzt. 1970 erhöhte sich ihr Anteil auf 15, 1990 auf 25 Prozent. Die wirtschaftliche Diskriminierung von Schwarzen ging zurück, ihre Ausbildungschancen verbesserten sich stark, und auf dem Arbeitsmarkt der Südstaaten nahm die Konkurrenz zu. Die inklusiven Institutionen bewirkten zügige wirtschaftliche Verbesserungen. Im Jahr 1940 verfügten die

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