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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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James Blake, ein Busfahrer, hatte ein Problem und rief die Polizei an. Die Beamten Day und Mixon trafen am Schauplatz ein und notierten in ihrem Bericht:
    Wir erhielten einen Anruf. Bei unserer Ankunft sagte der Busfahrer, eine farbige Frau habe im weißen Abschnitt Platz genommen und rühre sich nicht von der Stelle. Wir … sahen sie ebenfalls. Der Busfahrer unterzeichnete einen Haftbefehl für sie. Rosa Parks wurde nach Kapitel 6, Abschnitt 11 der Stadtverordnung von Montgomery angeklagt.
    Rosa Parks’ Delikt bestand darin, dass sie sich auf einen für Weiße reservierten Platz des Cleveland-Avenue-Busses gesetzt hatte – ein Verbrechen nach den Jim-Crow-Gesetzen von Alabama. Sie wurde zu einer Geldstrafe von zehn Dollar und zur Zahlung von Gerichtsgebühren in Höhe von vier Dollar verurteilt.
    Rosa Parks war nicht irgendwer, sondern die Sekretärin des Ortsverbands Montgomery der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), die seit langem darum kämpfte, die Institutionen in den Südstaaten zu ändern. Mrs Parks’ Verhaftung löste eine Massenbewegung aus, den Montgomery Bus Boycott. Am 3. Dezember organisierten Martin Luther King jun. und andere eine Protestaktion mit dem Ziel, alle Schwarzen von der Benutzung der Busse in Montgomery abzuhalten. Der Boykott war erfolgreich und dauerte bis zum 20. Dezember 1956. Letztlich führte er zu einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dass die Rassentrennung in den Bussen von Alabama verfassungswidrig sei.
    Der Montgomery Bus Boycott war ein entscheidendes Ereignis für die Bürgerrechtsbewegung in den amerikanischen Südstaaten. Er gehörte zu einer Reihe von Aktionen, durch die der Rahmen gesprengt und ein radikaler Wandel der Institutionen bewirkt wurde. Wie im zwölften Kapitel dargestellt, war es der südstaatlichen Grundbesitzer-Elite nach dem Bürgerkrieg gelungen, die extraktiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen neu zu erschaffen, die den Süden schon vor dem Krieg beherrscht hatten. Obwohl sich einige Details änderten – beispielsweise war die Sklaverei nun verboten – waren die negativen Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Anreize und auf den Wohlstand in den Südstaaten die gleichen. Der Süden blieb merklich ärmer als der Rest der USA.
    Seit den 1950er Jahren begannen die Institutionen der Südstaaten ein viel schnelleres Wachstum in der Region herbeizuführen. Die extraktiven Institutionen, die man in den US-amerikanischen Südstaaten letztlich beseitigte, unterschieden sich von den kolonialen Institutionen in Botswana vor der Unabhängigkeit. Auch die Umbruchphase, die ihre Beseitigung einleitete, war – trotz einiger Gemeinsamkeiten – im Prinzip eine andere. In den 1940er Jahren begannen Menschen wie Rosa Parks, welche die Hauptlast der Diskriminierung und des Wirkens der extraktiven Institutionen in den Südstaaten tragen mussten, ihren Kampf viel besser zu organisieren. Gleichzeitig machten sich der Supreme Court und die Bundesregierung endlich daran, die extraktiven Institutionen in den Südstaaten systematisch zu reformieren. Die Hauptfaktoren für die Entstehung einer Umbruchphase in den Südstaaten waren also das Erstarken der dortigen Schwarzamerikaner und das Ende der unangefochtenen Vorherrschaft der weißen Elite.
    Die politischen Institutionen der Südstaaten hatten, sowohl vor dem Bürgerkrieg als auch danach, eine klare wirtschaftliche Logik, die sich nicht sehr von der des südafrikanischen Apartheid-Regimes unterschied: die Bereitstellung billiger Arbeitskräfte für die Plantagen. Aber in den 1950er Jahren wurde diese Logik weniger zwingend, denn die massenhafte Auswanderung von Schwarzen aus den Südstaaten – ein Vermächtnis sowohl der Weltwirtschaftskrise als auch des Zweiten Weltkriegs – hatte bereits begonnen. In den 1940er und 1950er Jahren waren es durchschnittlich hunderttausend Menschen pro Jahr.
    Unterdessen verringerte sich die Abhängigkeit der Plantagenbesitzer von billigen Arbeitskräften dadurch, dass langsam technische Neuerungen in die Landwirtschaft vordrangen. Die meisten Arbeiter auf den Plantagen wurden zum Baumwollpflücken eingesetzt. Noch 1950 erntete man fast die gesamte Baumwolle in den Südstaaten mit der Hand, doch die Automatisierung ließ die Nachfrage nach solchen Tätigkeiten zurückgehen. Um 1960 hatte man beinahe die Hälfte der Ernte in den wichtigen Staaten Alabama, Louisiana und Mississippi mechanisiert.
    Zum einen war es also

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