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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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südchinesischen Guangzhou erklärte Deng 1961: »Egal, ob die Katze weiß oder schwarz ist – Hauptsache, sie fängt Mäuse.« Kurz, es komme nicht darauf an, ob politische Maßnahmen einen kommunistischen Eindruck machten oder nicht, solange sie zur Erhöhung der Produktion und zur Ernährung des Volkes beitrugen.
    Doch Deng sollte bald unter seinem neu entdeckten Pragmatismus zu leiden haben. Am 16. Mai 1966 warnte Mao, die Revolution werde durch »bourgeoise« Interessengruppen bedroht, welche die kommunistische Gesellschaft sabotierten und den Kapitalismus wiederherstellen wollten. Als Gegenmaßnahme rief er die Große Proletarische Kulturrevolution aus, die auf sechzehn Punkten basierte. Der erste lautete:
    Obwohl die Bourgeoisie gestürzt worden ist, versucht sie immer noch, die alten Ideen, die alte Kultur, die alten Sitten und Gebräuche der Ausbeuterklassen zu verwenden, um die Massen zu korrumpieren, ihre Herzen zu gewinnen und eine Restauration mit allen Kräften herbeizuführen. Das Proletariat muss genau das Gegenteil tun: Es muss jeder Herausforderung der Bourgeoisie auf ideologischem Gebiet hartnäckig begegnen und neue Ideen, eine neue Kultur, neue Sitten und Gebräuche des Proletariats anwenden, um das geistige Antlitz der gesamten Gesellschaft zu ändern. Gegenwärtig besteht unser Ziel darin, gegen jene Leute in Machtpositionen, die den kapitalistischen Weg gehen, zu kämpfen und ihnen einen vernichtenden Schlag zu versetzen, die reaktionären bürgerlichen akademischen »Autoritäten« und die Ideologie der Bourgeoisie und aller anderen Ausbeuterklassen zu kritisieren und zurückzuweisen sowie die Erziehung, Literatur und Kunst und alle anderen Teile des Überbaus, die nicht der sozialistischen Wirtschaftsbasis entsprechen, umzuformen, damit die Konsolidierung und Entwicklung des sozialistischen Systems gefördert werden.
    Bald sollte die Kulturrevolution, genau wie der Große Sprung nach vorn, sowohl die Wirtschaft als auch viele Menschenleben zerstören. Überall im Land formierten sich Rote Garden aus jungen, enthusiastischen Mitgliedern der Kommunistischen Partei, die zur Vernichtung von Regimegegnern eingesetzt wurden. Viele Menschen wurden getötet, verhaftet oder in die innere Verbannung geschickt. Mao erwiderte auf Bedenken über das Ausmaß der Gewalt: »Dieser Hitler war noch grausamer. Je grausamer, desto besser, meinen Sie nicht? Je mehr Menschen man umbringt, desto revolutionärer ist man.«
    Deng sah sich als »kapitalistischen Rechtsabweichler Nummer zwei« abgestempelt, wurde 1967 inhaftiert und 1969 in die Provinz Jiangxi verbannt, wo er in einer Traktorfabrik arbeitete. Er wurde 1974 rehabilitiert, und Ministerpräsident Zhou Enlai überredete Mao, Deng zum Ersten Stellvertretenden Premier zu ernennen. Bereits 1975 beaufsichtigte er die Abfassung von drei Parteidokumenten, die eine neue Richtung vorgegeben hätten, wären sie angenommen worden. In ihnen wurden die Wiederbelebung des Hochschulwesens, die Rückkehr zu materiellen Anreizen in Industrie und Landwirtschaft sowie die Entfernung von »Linksabweichlern« aus der Partei gefordert.
    Damals verschlechterte sich Maos Gesundheit, und die Macht konzentrierte sich zunehmend in den Händen genau der Linksabweichler, die Deng Xiaoping von der Macht fernhalten wollte. Maos Ehefrau Jiang Qing und drei ihrer engen Mitarbeiter, kollektiv als Viererbande bekannt, hatten die Kulturrevolution und die daraus resultierende Unterdrückung begrüßt. Sie beabsichtigten, das Land weiterhin nach diesem Modell unter der Diktatur der Kommunistischen Partei zu regieren. 1976 starb Zhou Enlai. Am 5. April verwandelte sich eine spontane Trauerfeier zu seinen Ehren auf dem Tiananmen-Platz in einen Protest gegen das Regime. Die Viererbande machte Deng für die Demonstrationen verantwortlich, und er wurde erneut sämtlicher Ämter enthoben und entlassen. Statt dass er, wie er gehofft hatte, die Linksabweichler entfernte, musste Deng nun feststellen, dass sie ihn entfernt hatten. Nach dem Tod von Zhou Enlai hatte Mao den Funktionär Hua Guofeng und nicht Deng zum amtierenden Ministerpräsidenten ernannt, und Hua konnte in dem relativen Machtvakuum erheblichen persönlichen Einfluss gewinnen.
    Im September kam es durch Maos Tod zu einer Umbruchphase. Er hatte bisher die Kommunistische Partei Chinas dominiert, und der Große Sprung nach vorn sowie die Kulturrevolution waren überwiegend auf seine Initiative zurückgegangen. Nun entstand ein

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