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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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in Westeuropa enorme Gewinnmöglichkeiten bot; und die Industrielle Revolution, die das Potential für rasche, doch auch zerstörerische Veränderungen der Wirtschaftsstruktur von Staaten überall auf der Welt in sich barg.
    Die bestehenden institutionellen Unterschiede zwischen Gesellschaften sind selbst das Ergebnis einstiger institutioneller Veränderungen. Warum schlagen Gesellschaften voneinander abweichende Wege des institutionellen Wandels ein? Die Antwort findet man in der unterschiedlichen institutionellen Entwicklungstendenz. Genauso, wie sich die Gene von zwei isolierten Populationen infolge zufälliger Mutationen langsam auseinanderbewegen, können sich auch zwei ansonsten ähnliche Gesellschaften in institutioneller Hinsicht allmählich voneinander entfernen. Der Konflikt um Besitz und Macht – und indirekt um Institutionen – ist in sämtlichen Gesellschaften eine konstante Größe. Häufig hängt sein Ergebnis von Unwägbarkeiten ab, selbst wenn er sich unter ungleichen Wettbewerbsbedingungen abspielt, und das Resultat bewirkt eine bestimmte institutionelle Entwicklungsrichtung, was kein kumulativer Prozess zu sein braucht. Denn die kleinen Unterschiede, die sich irgendwann herausbilden, werden mit der Zeit nicht unbedingt größer. Im Gegenteil, wie unsere Beschreibung des römischen Britannien im sechsten Kapitel illustriert, können kleine Unterschiede auftreten, um dann zu verschwinden und später erneut wiederzukehren. Wenn jedoch eine Umbruchphase eintritt, können diese kleinen Unterschiede, die aus der institutionellen Verschiebung hervorgegangen sind, dazu führen, dass ansonsten recht ähnliche Gesellschaften radikal auseinanderklaffen.
    Wir haben im siebten und im achten Kapitel nachgewiesen, dass die durch den Atlantikhandel bewirkte Umbruchphase trotz der vielen Ähnlichkeiten zwischen England, Frankreich und Spanien wegen solcher kleinen Unterschiede zwischen diesen Staaten die nachhaltigsten Auswirkungen in England hatte. Der Grund war, dass die englische Krone durch die Entwicklungen im 15. und 16. Jahrhundert nicht den gesamten Überseehandel kontrollieren konnte, während in Frankreich und Spanien königliche Monopole herrschten. Infolgedessen waren in Frankreich und Spanien die Monarchie und die mit ihr verbündeten Gruppen die Hauptnutznießer der enormen Profite des Atlantikhandels und der kolonialen Expansion. In England hingegen waren es die monarchiefeindlichen Gruppen, welche die in der Umbruchphase entstandenen wirtschaftlichen Möglichkeiten am besten nutzen konnten. Obwohl die institutionelle Entwicklung nur kleine Unterschiede bewirkt, führt sie in Umbruchphasen zu einer institutionellen Divergenz, die dann größere, von der nächsten Umbruchphase beeinflusste Unterschiede hervorbringt.
    Entscheidend ist die Geschichte, denn historische Prozesse erzeugen durch die institutionelle Entwicklungstendenz Unterschiede, die in Umbruchphasen folgenreich sein können. Umbruchphasen selbst sind historische Wendepunkte, und die Teufels- und Tugendkreise weisen darauf hin, dass wir uns mit der Geschichte beschäftigen müssen, um den Charakter institutioneller Unterschiede zu verstehen. Doch unsere Theorie hat nichts mit einem historischen – oder irgendeinem anderen – Determinismus zu tun. Deshalb lautet die Antwort auf die Frage am Anfang dieses Kapitels: Nein, es gab keine historische Notwendigkeit dafür, dass Peru so viel ärmer wurde als Westeuropa oder die Vereinigten Staaten.
    Im Gegensatz zur Geographie- oder Kultur-Hypothese ist Peru nicht wegen seiner Geographie oder Kultur zur Armut verurteilt. Unserer Theorie zufolge ist Peru heutzutage vielmehr wegen seiner Institutionen erheblich ärmer als Westeuropa oder die Vereinigten Staaten. Um die Gründe dafür zu begreifen, müssen wir die historischen Prozesse der institutionellen Entwicklung in Peru verstehen. Wie im zweiten Kapitel geschildert, war das Inkareich als Vorläufer des heutigen Peru reicher, technologisch fortgeschrittener und politisch stärker zentralisiert als die kleineren Gemeinwesen Nordamerikas. Die Wende kam durch den Kontrast zwischen der unterschiedlichen Kolonisierung jener Region und der Nordamerikas zustande. Dafür war kein historisch vorherbestimmter Prozess, sondern das von Zufällen abhängige Ergebnis mehrerer zentraler institutioneller Entwicklungen in Umbruchphasen verantwortlich. Mindestens drei Faktoren hätten diesen Kurs ändern und stark abweichende langfristige Muster

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