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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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abspielen würde. Dies wurde nur durch den spezifischen Prozess der institutionellen Entwicklung und das Wesen der Umbruchphase ermöglicht, die durch die Öffnung des Atlantikhandels entstand. Auch hätte niemand mitten in der Kulturrevolution während der 1970er Jahre geglaubt, dass China bald den Weg zu radikalen Änderungen seiner Wirtschaftsinstitutionen und zu einem halsbrecherischen Wirtschaftswachstum beschreiten würde. Genauso unmöglich ist es, mit Sicherheit zu prognostizieren, wie die Situation in fünfhundert Jahren aussehen wird. Doch dies sind keine Mängel unserer Theorie. Unser historischer Überblick weist darauf hin, dass jeder Ansatz unzureichend ist, der auf historischem Determinismus beruht – mag er auf geographischen, kulturellen oder historischen Fakten gründen. Kleine Unterschiede und Unwägbarkeiten sind nicht bloß Teil unserer Theorie, sondern auch der geschichtlichen Entwicklung.
    Wenngleich es schwierig ist, genaue Voraussagen darüber zu treffen, welche Gesellschaften besser gedeihen werden als andere, haben wir in diesem Buch dargelegt, dass unsere Theorie die großen Unterschiede hinsichtlich des Wohlstands und der Armut von Staaten überall auf der Welt recht gut erklärt. Wie wir noch ausführen werden, liefert sie auch einige Richtlinien dafür, welche Gesellschaftstypen in den kommenden Jahrzehnten am ehesten Wirtschaftswachstum erzielen dürften.
    Teufels- und Tugendkreise erzeugen ein hohes Maß an Beharrlichkeit und Trägheit. Es sollte kaum Zweifel daran geben, dass die Vereinigten Staaten und Westeuropa aufgrund ihrer inklusiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen in fünfzig oder sogar hundert Jahren reicher – höchstwahrscheinlich viel reicher – sein werden als das subsaharische Afrika, der Nahe Osten, Zentralamerika oder Südostasien. Doch innerhalb dieser breiten Muster werden sich im kommenden Jahrhundert bedeutende institutionelle Veränderungen ergeben, wodurch manche Länder den Rahmen sprengen und den Übergang von der Armut zum Reichtum bewältigen dürften.
    Staaten, die fast keine politische Zentralisierung vorweisen können, etwa Somalia und Afghanistan, oder solche, in denen das Staatswesen zusammengebrochen ist, wie auf Haiti in den letzten Jahrzehnten – lange bevor das dortige schwere Erdbeben von 2011 die Infrastruktur des Landes vernichtete –, werden vermutlich kein Wachstum unter extraktiven politischen Institutionen erzielen noch große Schritte in Richtung eines inklusiven Systems machen. Vielmehr dürften diejenigen derzeit armen Staaten in den nächsten Jahrzehnten wachsen – wenn auch wahrscheinlich unter extraktiven Institutionen –, die einen gewissen Grad an politischer Zentralisierung aufweisen. Im subsaharischen Afrika sind dies Burundi, Äthiopien, Ruanda – die sämtlich auf eine lange Geschichte der Zentralisierung zurückblicken – sowie Tansania, das seit seiner Unabhängigkeit eine gewisse Zentralisierung (oder zumindest die Voraussetzungen dafür) aufgebaut hat. In Lateinamerika gehören Brasilien, Chile und Mexiko dazu, die neben politischer Zentralisierung auch eine beträchtliche Annäherung an den Pluralismus erzielt haben. Dagegen deutet unsere Theorie darauf hin, dass ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Kolumbien sehr unwahrscheinlich ist.
    Unsere Theorie legt auch nahe, dass Wachstum unter extraktiven politischen Institutionen, wie in China, nicht nachhaltig sein und voraussichtlich im Sande verlaufen wird. Ansonsten herrscht Ungewissheit. Kuba zum Beispiel könnte sich inklusiven Institutionen zuwenden und einen bedeutenden Wirtschaftsumschwung erleben, oder es könnte weiterhin unter extraktiven politischen und wirtschaftlichen Institutionen schmachten. Das Gleiche gilt für Nordkorea und Burma (Myanmar). Während unsere Theorie also die Mittel zum Nachdenken darüber liefert, wie und mit welchen Konsequenzen sich Institutionen wandeln, lässt das Wesen dieses Wandels – wegen der Rolle kleiner Unterschiede und der Unwägbarkeiten – exaktere Prognosen schwierig werden.
    Noch größere Vorsicht ist erforderlich, wenn man aus dieser allgemeinen Darstellung der Ursprünge von Wohlstand und Armut Handlungsempfehlungen ableiten will. Ebenso wie die Wirkung der Umbruchphasen von den bestehenden Institutionen abhängt, richtet sich auch die Reaktion einer Gesellschaft auf politische Eingriffe nach solchen Institutionen. Gewiss, unsere Theorie handelt in erster Linie davon, wie Staaten mehr

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