Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
Vom Netzwerk:
Aufrechterhaltung des Konsums und des Lebensstils der bisherigen Herrschenden hoch oben auf der Liste der Prioritäten gestanden hätte. Bei der Realisierung dieses Szenarios hätte der Übergang zu besseren Wirtschaftsinstitutionen den König und die Elite zu politischen und auch wirtschaftlichen Verlierern werden lassen.
    Die Wechselwirkung zwischen wirtschaftlichen und politischen Institutionen vor fünfhundert Jahren lässt außerdem erkennen, warum der heutige Staat Kongo immer noch elend arm ist. Die Ankunft des europäischen Kolonialismus in dieser Gegend – und im Becken des Flusses Kongo – zur Zeit des »Gerangels um Afrika« im späten 19. Jahrhundert führte zu einer Unsicherheit der Menschen- und Eigentumsrechte, die noch ungeheuerlicher war als die der vorkolonialen Epoche. Daneben wiederholte sich nun das Muster der extraktiven Institutionen und des politischen Absolutismus, durch das einige wenige auf Kosten der Massen Macht und Reichtum erlangten, wobei die wenigen mittlerweile belgische Kolonialisten, vornehmlich in Gestalt von König Leopold II., waren.
    Als der Kongo 1960 unabhängig wurde, wiederholte sich das gleiche Muster der Wirtschaftsinstitutionen, der Anreize und Leistungen. Die kongolesischen extraktiven Wirtschaftsinstitutionen wurden wieder von genauso extraktiven politischen Einrichtungen gestützt. Die Situation verschlimmerte sich jedoch noch, da der europäische Kolonialismus das Gemeinwesen Kongo aus vielen unterschiedlichen vorkolonialen Staaten und Gesellschaften geschaffen hatte, über die der von Kinshasa aus regierte Kongo wenig Kontrolle besaß. Obgleich Präsident Mobutu den Staat dazu benutzte, sich selbst und seine Kumpane zu bereichern – beispielsweise durch das »Zairisierungs«-Programm von 1973, bei dem es um die Massenenteignung ausländischen Besitzes ging –, saß er einem nichtzentralisierten Staat vor, der über große Landesteile wenig Macht hatte (weshalb er in den 1960er Jahren ausländische Hilfe hatte erbitten müssen, um die Provinzen Katanga und Kasai an einer Abspaltung zu hindern). Dieser Mangel an politischer Zentralisierung, beinahe bis hin zum totalen Zusammenbruch, ist ein Merkmal, das der Kongo mit vielen Staaten des subsaharischen Afrika teilt.
    Die heutige Demokratische Republik Kongo bleibt arm, weil ihren Bürgern noch immer die Wirtschaftsinstitutionen fehlen, welche die Hauptanreize für die Wohlstandsbildung einer Gesellschaft schaffen. Nicht wegen der Geographie, der Kultur oder der Ignoranz seiner Bürger und Politiker ist der Staat arm, sondern wegen seiner extraktiven Wirtschaftsinstitutionen. Diese bestehen nach all den Jahrhunderten weiter, weil sich die politische Macht noch immer auf ein paar Angehörige der Elite konzentriert, die kaum einen Anreiz verspüren, die Eigentumsrechte für das Volk abzusichern, elementare Dienstleistungen, durch die sich die Lebensqualität verbessern würde, anzubieten oder den wirtschaftlichen Fortschritt zu fördern. Ihr Interesse richtet sich vielmehr darauf, Gelder abzuschöpfen und ihre Macht zu festigen. Sie machen diese Macht allerdings nicht geltend, um einen zentralisierten Staat zu errichten, denn dann würden die gleichen Probleme wie bei einer Förderung des Wirtschaftswohlstands entstehen. Darüber hinaus haben, wie beinahe im gesamten subsaharischen Afrika, interne Machtkämpfe zwischen konkurrierenden Gruppen jegliche Tendenz zur staatlichen Zentralisierung ausgelöscht.
    Die Geschichte des Königreichs Kongo und der jüngeren Demokratischen Republik Kongo zeigt anschaulich, wie politische die wirtschaftlichen Institutionen und damit auch die ökonomischen Anreize und Wachstumsperspektiven beeinflussen. Sie illustriert auch die symbiotische Beziehung zwischen politischem Absolutismus und Wirtschaftsinstitutionen, die wenige auf Kosten der Vielen mit Macht und Reichtum ausstatten.

Wachstum unter extraktiven politischen Institutionen
    Der heutige Kongo mit seiner Gesetzlosigkeit und seinen überaus ungewissen Eigentumsrechten ist ein extremes Beispiel. In den meisten Fällen jedoch dienen derart extreme Verhältnisse nicht den Interessen der Machthaber, da sie sämtliche wirtschaftlichen Anreize beseitigen und wenige ausbeutbare Ressourcen erzeugen. Die Tatsache, dass Wirtschaftswachstum und Wohlstand mit inklusiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen verknüpft sind, während extraktive Institutionen typischerweise Stagnation und Armut bewirken, bedeutet jedoch nicht,

Weitere Kostenlose Bücher