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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Demokratiebewegung, welche die Militärdiktatur herausforderte, nicht lange unterdrückt werden konnte. Obwohl sich General Parks Ermordung im Jahr 1979 ein weiterer, von Chun Doo-hwan geführter Militärputsch anschloss, leitete Chuns von ihm selbst ausgewählter Nachfolger, Roh Tae-woo, einen politischen Reformprozess ein, der nach 1992 eine Konsolidierung der pluralistischen Demokratie bewirkte.
    In der Sowjetunion hingegen kam es bekanntlich zu keinem vergleichbaren Wandel. Dadurch ging dem sowjetischen Wachstum der Atem aus, und die Wirtschaft näherte sich in den 1980er Jahren dem Zusammenbruch, der dann in den 1990ern eintrat.
    Das heutige Wirtschaftswachstum in China weist einige Gemeinsamkeiten sowohl mit der sowjetischen als auch mit der südkoreanischen Entwicklung auf. Während die frühen Stadien des chinesischen Wachstums durch radikale Reformen im Agrarsektor eingeleitet wurden, waren die Reformen im Industriesektor verhaltener. Noch heute spielen der Staat und die Kommunistische Partei eine zentrale Rolle bei Entscheidungen darüber, welche Sektoren und welche Unternehmen zusätzliches Kapital erhalten und sich ausweiten sollen (wobei Vermögen gemacht und verloren werden). Wie die Sowjetunion in ihrer Blütezeit wächst auch China sehr rasch, aber es handelt sich immer noch um ein Wachstum unter extraktiven Institutionen, unter der Kontrolle des Staates, ohne irgendwelche Anzeichen für einen Wechsel zu inklusiven politischen Institutionen. Die Tatsache, dass die chinesischen Wirtschaftsinstitutionen weiterhin keineswegs völlig inklusiv sind, lässt außerdem vermuten, dass ein Wandel nach südkoreanischem Vorbild wenig wahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich ist.
    Es sei darauf hingewiesen, dass die politische Zentralisierung die Voraussetzung für beide Methoden bildet, durch die Wachstum unter extraktiven politischen Institutionen generiert werden kann. Ohne ein gewisses Maß an politischer Zentralisierung wären die herrschenden Plantagenbesitzer auf Barbados, Kuba, Haiti und Jamaika nicht fähig gewesen, Recht und Ordnung zu wahren und ihren eigenen Besitz zu verteidigen. Ohne eine erhebliche politische Zentralisierung und ohne eine feste Umklammerung der politischen Macht hätten sich weder die südkoreanischen Militäreliten noch die Kommunistische Partei Chinas sicher genug gefühlt, bedeutende Wirtschaftsreformen herbeizuführen. Und ohne diese Zentralisierung hätte der Staat in der Sowjetunion oder in China die Wirtschaftsaktivitäten nicht koordinieren und Ressourcen in die produktivsten Bereiche umleiten können. Durch den Grad an politischer Zentralisierung lässt sich also eine deutliche Trennungslinie zwischen den extraktiven politischen Institutionen ziehen. Ist, wie in vielen Ländern des subsaharischen Afrika, keine Zentralisierung vorhanden, wird es schwierig, ein auch nur begrenztes Wachstum zu erzielen.
    Obgleich extraktive Institutionen ein gewisses Wachstum erzeugen können, handelt es sich in der Regel nicht um eine dauerhafte Erscheinung und schon gar nicht um einen Wachstumstyp, der von schöpferischer Zerstörung begleitet wird. Wenn sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Institutionen extraktiv sind, gibt es keinen Anreiz zu schöpferischer Zerstörung und technologischem Wandel. Eine Zeitlang mag der Staat imstande sein, ein rasches Wirtschaftswachstum hervorzurufen, indem er Ressourcen und Menschen per Kommando verteilt, doch dieser Prozess ist von Natur aus beschränkt. Sobald seine Grenzen erreicht sind, hört das Wachstum auf wie in den 1970er Jahren in der Sowjetunion. Selbst als die Moskauer Regierung ein rapides Wirtschaftswachstum erzielte, blieb der technologische Wandel in den meisten Wirtschaftsbereichen aus, während man großzügig Mittel in die Hochrüstung der Streitkräfte pumpte. Dadurch war die Sowjetunion in der Lage, die Militärtechnologien weiterzuentwickeln und die Vereinigten Staaten im Wettlauf um die Eroberung des Alls und in der nuklearen Rüstung kurzfristig hinter sich zu lassen. Aber dieses Wachstum war ohne schöpferische Zerstörung und ohne breit gefächerte technologische Innovation nicht aufrechtzuerhalten und fand daher ein abruptes Ende.
    Zudem sind die Arrangements, die das Wirtschaftswachstum unter extraktiven politischen Institutionen stützen, ihrem Wesen nach zerbrechlich – sie können sich auflösen oder im Rahmen interner, durch die extraktiven Institutionen selbst verursachter Machtkämpfe problemlos

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