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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Braut blieb sie wegen ihres zarten Alters in Italien, und die Ehe mit Alarich wurde nie vollzogen. Später heiratete sie einen anderen mächtigen General, nämlich Petronius Maximus, den Drahtzieher der Ermordung des Aëtius durch Kaiser Valentinian III., der seinerseits kurz darauf in einem von Petronius geschmiedeten Komplott umgebracht wurde. Petronius rief sich zum Kaiser aus, doch seine Herrschaft endete schon kurz darauf durch seinen Tod während der Großoffensive der Vandalen unter Geiserich gegen Italien, in deren Verlauf Rom fiel und brutal geplündert wurde.

    Im frühen 5. Jahrhundert standen die Barbaren buchstäblich vor den Toren. Einige Historiker meinen, der Grund dafür sei gewesen, dass es die Römer im späten Imperium mit stärkeren Gegnern als zuvor zu tun gehabt hätten. Aber der Erfolg der Goten, Hunnen und Vandalen gegenüber Rom war nicht die Ursache, sondern ein Symptom des Verfalls. In der Zeit der Republik war Rom mit viel besser organisierten und bedrohlicheren Feinden, beispielsweise den Karthagern, fertig geworden. Der Untergang des Römischen Reiches hatte ähnliche Ursachen wie jener der Maya-Stadtstaaten. Die zunehmend extraktiven politischen und wirtschaftlichen Institutionen Roms bewirkten seinen Zusammenbruch, da sie interne Kämpfe sowie Bürgerkriege auslösten.
    Die Anfänge des Untergangs sind mindestens bis zur Machtübernahme des Augustus zurückzuverfolgen, denn er begann damit, erheblich extraktivere politische Institutionen einzuführen. Dazu gehörten strukturelle Änderungen der Armee, die Sezessionen unmöglich machten und damit ein wichtiges Element der politischen Einflussnahme durch einfache Römer beseitigten. Kaiser Tiberius, der Augustus im Jahr 14 n.Chr. nachfolgte, schaffte auch die Plebejerversammlung ab und übertrug ihre Befugnisse dem Senat. Statt über eine politische Stimme zu verfügen, bekamen die römischen Bürger nun Almosen in Form von Weizen und später Olivenöl, Wein und Schweinefleisch. Außerdem wurden sie durch Zirkusveranstaltungen und Gladiatorenkämpfe unterhalten.
    Nach den Reformen des Augustus verließen sich die Kaiser weniger auf das aus Bürgersoldaten bestehende Heer als vielmehr auf die Prätorianergarde, die von Augustus geschaffene Elitetruppe aus Berufssoldaten. Bald erhielten die Prätorianer eine wichtige Funktion bei der Auswahl des künftigen Kaisers, wobei sie sich häufig nicht auf friedliche Mittel, sondern auf Bürgerkriege und Intrigen stützten. Augustus stärkte auch die Position der Aristokratie gegenüber den einfachen römischen Bürgern, wodurch die Ungleichheit, die den Konflikt zwischen Tiberius Gracchus und dem Adel ausgelöst hatte, wahrscheinlich noch verschärft wurde.
    Durch die Machtanhäufung in den Händen des Kaisers und seines Gefolges wurden die Eigentumsrechte römischer Bürger noch unsicherer. Der staatliche Grund und Boden wurde durch Beschlagnahmen ausgeweitet, so dass er in vielen Teilen des Reiches nicht weniger als die Hälfte des Landes umfasste. Ähnlich wie in den Maya-Stadtstaaten verschärften sich die internen Machtkämpfe. Es kam immer wieder zu Bürgerkriegen, und zwar noch vor dem chaotischen 5. Jahrhundert, in dem die Barbaren unangefochten herrschten. Beispielsweise entriss Septimius Severus Kaiser Didius Julianus, der den Thron nach der Ermordung des Pertinax im Jahr 193 bestiegen hatte, die Macht. Severus, der dritte Herrscher im Jahr der fünf Kaiser, führte dann Krieg gegen seine Rivalen, die Generale Pescennius Niger und Clodius Albinus, die schließlich in den Jahren 194 und 197 besiegt wurden. In dem folgenden Bürgerkrieg beschlagnahmte Severus das gesamte Eigentum seiner unterlegenen Gegner. Obwohl es fähigen Herrschern wie Trajan (98–117), Hadrian (117–138) und Marcus Aurelius (161–180) gelungen war, den Verfall zu bremsen, wandten sie sich nicht den grundlegenden institutionellen Problemen zu. Marcus Aurelius hinterließ den Thron schließlich seinem Sohn Commodus, der mehr mit Caligula oder Nero als mit seinem Vater gemeinsam hatte.
    Die zunehmende Instabilität lässt sich an den Grundrissen und der Lage von Orten und Städten des Reiches ablesen. Im 3. Jahrhundert besaß jede größere Stadt Befestigungsmauern. Oft wurden auch die Steine von Denkmälern für die Errichtung von Schutzwällen verwendet. In Gallien war es vor der Ankunft der Römer im Jahr 125 v.Chr. üblich gewesen, Siedlungen auf Hügeln zu bauen, da sie sich dort besser verteidigen

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