Warum Sex Spass macht
einzige nicht dazu in der Lage gewesen sein sollte. Die Behauptung, früher hätten nur sehr wenige Frauen bis zu den Wechseljahren überlebt, gründet sich auf die Paläodemographie, das heißt auf den Versuch, das Todesalter bei ausgegrabenen Skeletten zu bestimmen. Solche Schätzungen basieren auf unbewiesenen, unplausiblen Annahmen, beispielsweise daß die gefundenen Skelette einen repräsentativen Querschnitt durch die gesamte Population jener Zeit darstellen oder daß man das Alter an den Skeletten prähistorischer Erwachsener wirklich genau feststellen kann. Daß Paläodemographen das fossile Skelett eines Zehnjährigen von dem eines Fünfundzwanzigjährigen unterscheiden können, steht außer Zweifel, aber daß sie ebenso in der Lage sind, einen Vierzig- und einen Fünfundfünfzigjährigen auseinanderzuhalten, wurde nie nachgewiesen. Von Vergleichen mit den Skeletten moderner Menschen kann man dabei kaum ausgehen, denn durch die Unterschiede in Lebensweise, Ernährung und Krankheiten altern Knochen heute sicher mit einer anderen Geschwindigkeit als in alter Zeit. Ein zweiter Einwand lautet: Die Wechseljahre sind zwar möglicherweise ein sehr altes Phänomen, aber es kommt keineswegs nur bei Menschen vor. Bei vielen, vielleicht sogar den meisten Wildtieren nehme die Fruchtbarkeit mit dem Alter ab. Wie man festgestellt habe, seien manche älteren Exemplare verschiedener wilder Säugetier- und Vogelarten steril. Viele ältere Rhesusaffenweibchen und auch weibliche Labormäuse bestimmter Stämme werden tatsächlich unfruchtbar. Sie leben in Laborkäfigen oder Zoos, wo sie ausgezeichnet ernährt, medizinisch versorgt und vor Feinden beschützt werden, so daß sie erheblich länger leben als in der Wildnis. Deshalb meinen manche Biologen, die Wechseljahre der Menschen seien ein Beispiel für das allgemein verbreitete Phänomen der Wechseljahre bei Tieren. Unabhängig von seinen Ursachen würde das bedeuten, daß die Wechseljahre der Menschen nichts Besonderes sind, so daß man dafür auch keine besondere Erklärung finden muß.
Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein unfruchtbares Weibchen ist kein Beleg für Wechseljahre. Das heißt, wenn man gelegentlich in freier Wildbahn ein einzelnes älteres steriles Weibchen findet oder wenn Ähnliches bei Käfigtieren mit künstlich verlängerter Lebensdauer regelmäßig vorkommt, ist damit noch nicht belegt, daß die Wechseljahre in der Natur ein biologisch signifikantes Phänomen sind. Dazu müßte man nachweisen, daß ein erheblicher Teil der Weibchen in Wildtierbeständen unfruchtbar werden und dann noch einen beträchtlichen Teil ihrer Lebensspanne vor sich haben.
Die menschliche Spezies erfüllt diese Definition, aber von Wildtieren ist es nur bei einer oder zwei Arten eindeutig bekannt. Die eine ist eine australische Beutelmaus, bei der nicht die Weibchen, sondern die Männchen so etwas wie Wechseljahre durchmachen: Alle Männchen einer Population werden im August im Laufe kurzer Zeit unfruchtbar und sterben dann in den folgenden Wochen, so daß nur noch schwangere Weibchen übrigbleiben. Die Zeit nach der Menopause macht aber nur einen geringfügigen Teil der gesamten Lebenszeit der Männchen aus. Beutelmäuse sind also kein Beispiel für echte Wechseljahre, sondern man muß in ihrer Lebensweise einen Fall von Semelparität sehen, jenes »großen Fortpflanzungsknalls«, bei dem die Tiere sich nur einmal im Leben fortpflanzen und anschließend sehr schnell unfruchtbar werden und sterben – andere Beispiele sind Lachse und Agaven. Ein besseres Beispiel für Wechseljahre bei Tieren sind die Grindwale: Hier zeigte sich, daß ein Viertel aller von Walfängern erlegten Weibchen die Wechseljahre bereits hinter sich hatte, abzulesen am Zustand der Eierstöcke. Weibliche Grindwale kommen mit dreißig bis vierzig Jahren in die Wechseljahre, leben danach im Durchschnitt noch vierzehn Jahre und können insgesamt über sechzig Jahre alt werden.
Die Wechseljahre sind als biologisch signifikantes Phänomen also nicht auf den Menschen beschränkt, sondern wir haben sie mit mindestens einer Wal art gemeinsam. Es würde sich sicher lohnen, auch bei Schwertwalen und einigen anderen Arten nach entsprechenden Anzeichen zu suchen. In gut untersuchten Populationen anderer langlebiger Säugetiere dagegen, so bei Schimpansen, Gorillas, Pavianen und Ele man häufig fruchtbare ältere Weibchen an. Für diese Arten und viele andere sind Wechseljahre also offenbar nicht die
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