Warum Sex Spass macht
Spaß, weil Frauen einen versteckten Eisprung haben und weil sie ständig sexuell empfänglich sind. Aber warum haben sich diese ungewöhnlichen Merkmale der Fortpflanzungsphysiologie entwickelt? Ja, Männer sind physiologisch in der Lage, Milch zu produzieren. Aber warum haben sie sich nicht so entwickelt, daß sie diese Fähigkeit auch nutzen? Für die Wechseljahre gilt das gleiche: Der einfache Teil des Rätsels ist die banale Tatsache, daß der Eizellenvorrat einer Frau um das fünfzigste Lebensjahr herum zur Neige geht oder funktionsunfähig wird. Schwerer zu verstehen ist aber, warum sich dieses scheinbar selbstzerstörerische Detail der Fortpflanzungsphysiologie entwickelt hat.Die Alterung der weiblichen Fortpflanzungsorgane kann man sinnvollerweise nur zusammen mit anderen Alterungsvorgängen betrachten. Auch die Augen, die Nieren, das Herz sowie alle anderen Organe und Gewebe werden älter. Aber diese Alterung unserer Organe ist physiologisch nicht unausweichlich – oder zumindest nicht so unausweichlich, daß sie so schnell altern wie bei Menschen, denn die Organe mancher Schildkröten, Muscheln und anderer Arten bleiben viel länger in gutem Zustand als unsere. Physiologen und viele andere Wissenschaftler neigen dazu, nach einer einzigen allumfassenden Erklärung für das Altern zu suchen. Beliebte Erklärungen, die in den letzten Jahrzehnten die Theoriebildung bestimmten, machten das Immunsystem, freie Radikale, Hormone oder Zellteilung verantwortlich. In Wirklichkeit weiß aber jeder, der über Vierzig ist, daß sich der gesamte Zustand unseres Organismus allmählich verschlechtert, nicht nur unser Immunsystem oder die Abwehr gegen freie Radikale. Obwohl ich bisher ein weniger belastendes Leben und bessere medizinische Versorgung hatte als die meisten der sechs Milliarden Menschen auf der Erde, kann ich die Alterungsvorgänge benennen, die heute, bei meinen neunundfünfzig Jahren, bereits ihren Tribut gefordert haben: schlechteres Gehör bei hohen Frequenzen, Unfähigkeit der Augen, auf kurze Entfernung scharf zu sehen, weniger empfindliche Geschmacks- und Geruchswahrnehmung, Verlust einer Niere, abgenutzte Zähne, weniger bewegliche Finger und so weiter. Sogar von Verletzungen erhole ich mich langsamer als früher: Das Joggen mußte ich wegen immer wiederkehrender Knöchelbeschwerden aufgeben, erst kürzlich ist eine Ellenbogenverletzung langsam verheilt, und jetzt habe ich mir gerade eine Fingersehne gezerrt. Wenn ich mich an den Erfahrungen anderer Männer orientiere, liegt vor mir die ganze bekannte Palette der Alterserscheinungen wie Herzkrankheiten, Arterienverkalkung, Blasenstörungen, Probleme mit den Gelenken, Prostatavergrößerung, Gedächtnisschwäche, Darmkrebs und so weiter. Alle diese Verfallserscheinungen meinen wir mit dem Wort »Altern«.
Die grundlegende Ursache der grausigen Litanei ist anhand einer Analogie mit Konstruktionen von Menschenhand leicht zu verstehen. Der Körper eines Tiers unterliegt wie eine Maschine einem allmählichen Verschleiß, oder er wird durch Alter und ständige Benutzung akut geschädigt. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, lassen wir unseren Maschinen gezielte Pflege und Reparaturen angedeihen. Die natürliche Selektion sorgt dafür, daß sich unser Körper unbewußt erhält und repariert.
Organismen werden wie Maschinen auf zweierlei Weise instand gehalten. Ein Maschinenteil, das akut geschädigt ist, reparieren wir. Wir können zum Beispiel einen platten Autoreifen oder einen eingebeulten Kotflügel in Ordnung bringen, und wenn Reifen oder Bremsen so defekt sind, daß sie sich nicht mehr reparieren lassen, wechseln wir sie aus. Ganz ähnlich repariert auch unser Organismus akute Schäden. Das offenkundigste Beispiel ist die Wundheilung, wenn wir uns geschnitten haben, aber auch die molekulare Reparatur der DNS und viele andere Ausbesserungsvorgänge laufen unsichtbar in unserem Inneren ab. Und genau wie man einen kaputten Reifen auswechseln kann, so hat auch unser Körper eine gewisse Fähigkeit, Teile geschädigter Organe zu ersetzen und beispielsweise neues Nieren-, Leber- oder Darmgewebe zu bilden. Bei vielen anderen Tieren ist diese Regenerationsfähigkeit noch wesentlich besser ausgebildet. Wären wir doch wie Seesterne, Krebse, Seegurken oder Eidechsen, die Arme, Beine, Darm beziehungsweise Schwanz regenerieren können!
Der zweite Weg, um Maschinen und Organismen funktionsfähig zu halten, ist die regelmäßige oder automatische Pflege zur
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