Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens (German Edition)
paarweise an ein Sauerstoffatom, was H 2 O, Wasser, ergibt.
Aufgrund der hohen Temperatur bei der Verbrennung hat dieses Wasser die Form von Gas. Doch wenn der Dampf hinten aus dem Triebwerk austritt und auf die kalte Luft trifft, kondensiert er zu winzigen Tröpfchen oder (wenn es kalt genug ist) Eiskristallen. Kondensstreifen sind auch nicht überall zu beobachten. Zum einen strömen sie nicht direkt aus den Triebwerken, denn es dauert ein wenig, bis das Gas kalt genug ist, um Tröpfchen zu bilden. Sie entstehen erst ein Stückchen hinter der Maschine. Zum anderen sind sie in Höhen unter 3000 Meter selten, denn erst ab da ist die Temperatur der Luft, die immer kälter wird, je höher man kommt, so niedrig, dass der Dampf schnell genug abkühlt, ehe er sich verteilt hat.
Kondensstreifen bilden sich hinter jedem einzelnen Triebwerk, und wenn man nah genug an dem entsprechenden Flugzeug ist, kann man das auch sehen. Aber es dauert nicht lange, bis sie zusammenwachsen, erst zu einem Streifen pro Flügel (wenn es sich um vier Triebwerke handelt), dann zu einem für die ganze Maschine. Letzteres ist die Form, die man am ehesten vom Boden aus sieht.
Wenn die Maschine sehr niedrig fliegt – weit unterhalb der Höhe, in der sich Kondensstreifen bilden –, sehen Sie möglicherweise etwas, das wie sehr dünne Kondensstreifen aussieht, die von den Flügelspitzen ausgehen. Gelegentlich haben diese Streifen an Bord Panik hervorgerufen, weil die Passagiere dachten, das Flugzeug würde brennen. Aber was man da sieht, ist weder Rauch noch ein herkömmlicher Kondensstreifen, sondern ein sichtbar gewordener Flügelspitzenwirbel – jene rotierende Turbulenz, die an den Flügeln entstehen kann und der Hauptgrund ist, warum Flugzeuge beim Starten und Landen größere Abstände einhalten müssen. Die sichtbaren Wirbelschleppen sind längst nicht so häufig wie Kondensstreifen. Sie entstehen, wenn ein Druck- und Temperaturabfall im Wirbel dafür sorgt, dass Wasserdampf kondensiert. Dabei handelt es sich nicht, wie beim Kondensstreifen, um Wasserdampf, den die Triebwerke produzieren, sondern um natürliche Luftfeuchtigkeit, die üblicherweise in geringeren Höhen ansteigt.
Gibt es Leben da draußen?
Vielleicht denken Sie, andere Flugzeuge seien die einzige Form von Leben, die Sie auf Reisehöhe vom Flugzeugfenster aus sehen können, doch es bestehen verschiedene Möglichkeiten, dass jenseits der Scheibe Leben existiert. Die am weitesten verbreitete Lebensform haben wir schon kennengelernt – Bakterien. Bakterien fungieren nicht nur als Kondensationskerne für die Tröpfchenbildung von Wolken, sie sind auch leicht genug, dass Luftströmungen sie über viele Kilometer transportieren können. Bis zu 1800 verschiedene Bakterien wurden in der Luft über Städten entdeckt, und Bakterien wurden auch in über 20000 Metern Höhe gefunden – doppelt so hoch, wie Flugzeuge üblicherweise fliegen.
Einige Insekten können gleichfalls sehr hoch gelangen. Als Rekordhalterin gilt eine Hummelart. Sie lebt in mindestens 5500 Metern Höhe am Mount Everest und ist im Laborversuch rund 9000 Meter hoch geflogen. Doch da sich Hummeln normalerweise nicht allzu hoch über die Berggipfel begeben, ist es unwahrscheinlich, dass Sie sehen, wie eine am Fenster vorbeibrummt – wenn sie überhaupt die Turbulenzen übersteht, die Ihre Maschine erzeugt.
Wahrscheinlicher ist es, dass Sie an bestimmten Punkten Ihres Fluges Vögel sehen. Die meisten Singvögel bleiben unterhalb von 600 Metern, für Wasservögel liegt die Grenze bei etwa 1200 Metern, aber manche findet man sehr viel höher. Die Streifengans gilt als der Zugvogel, der am höchsten fliegt. Sie nutzt den Jetstream und legt am Tag gelegentlich bis zu 1600 Kilometer zurück. Dafür muss sie über 9000 Meter hoch sein. Die geringe Sauerstoffkonzentration kompensiert sie mit dem Zusammenwirken des normalen Atmungssystem von Vögeln, bei dem die Luft zur besseren Sauerstoffausbeute zweimal durch die Lungen zirkuliert, und einer speziellen Form des Hämoglobins, das Sauerstoff besonders schnell aufnehmen kann.
Die Gänse sind nicht die einzigen Vögel, die so hoch fliegen. Singschwäne wurden vom Flugzeug aus bei über 8200 Metern gesehen, und sogar Stockenten haben die 6000-Meter-Marke überquert. Bemerkenswerterweise hält ein Geier den Höhenrekord in der gefiederten Welt. Ein Sperbergeier, der eine Flügelspannweite von stolzen drei Metern hat, machte über der Elfenbeinküste in fast 11300
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