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Warum tötest du, Zaid?

Warum tötest du, Zaid?

Titel: Warum tötest du, Zaid? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Zivilisten getötet worden – unter anderem in einem Internet-Café. Auch Frauen und Kinder seien unter den Opfern gewesen. Die US-Truppen hätten das wie üblich anfangs bestritten. Erst als Fotos der Leichen aufgetaucht seien, habe man von unvermeidbaren Kollateralschäden gesprochen. Nach seiner Erfahrung müsse man die vom Pentagon veröffentlichten Zahlen irakischer Opfer immer mindestens mit 10 multiplizieren, um wenigstens in die Nähe der Wahrheit zu kommen.
    Der Widerstand sei den US-Truppen klar überlegen gewesen. Die amerikanische Presse habe Ende 2006 Geheimberichte des Pentagon veröffentlicht, wonach Ramadi für die USA militärisch verloren sei. Die Marineinfanteristen hätten keine Chance gegen die »Aufständischen«. Die seit zweieinhalb Jahren andauernde Schlacht um Ramadi sei verloren.
    Die Bedeutung Ramadis als Zentrum des irakischen Widerstands und die relative Nähe zu Bagdad hätten leider auch große Anziehungskraft auf Al-Qaida ausgeübt . 21 Deren Kämpfer seien in Scharen nach Ramadi gezogen und hätten entsetzliches Unheil angerichtet. Auch der Jordanier Al-Zarkawi habe sich oft in Ramadi und Umgebung aufgehalten. Al-Qaida habe in ihrem Größenwahn Ramadi sogar zum Zentrum der befreiten »Islamischen Republik Irak« ausgerufen.
    Hunderte von Al-Qaida-Terroristen hätten in die Kämpfe
um Ramadi eingegriffen. Am Anfang habe es eine begrenzte Kooperation zwischen dem irakischen Widerstand und Al-Qaida gegeben. Doch dann habe Al-Qaida wie in Bagdad die Ehre des irakischen Widerstands befleckt, indem ihre Kommandos wahllos nicht nur auf militärische Gegner, sondern auch auf Zivilisten geschossen hätten. Sie hätten Ramadi zum Wilden Westen des Irak gemacht.
    Der Widerstand habe seinen Stolz immer darin gesehen, Zivilpersonen zu schonen. »Dieser junge Mann ist ein Beispiel dafür.« Abu Bassim zeigt auf Zaid, der einen hochroten Kopf bekommt. Dass Zaid einen Anschlag abgebrochen hat, weil sich ein alter Mann in der Nähe des geplanten Explosionsortes befand, hat sich offenbar bis in die Führung des Widerstands herumgesprochen.
    Auf YouTube könne man einen ähnlichen, durch Filmaufnahmen belegten Fall sehen. Ein Widerstandskämpfer habe einen amerikanischen Soldaten ins Visier genommen. Immer wenn er abdrücken wolle, sehe man, wie ein Kind an dem Soldaten vorbeiläuft. Nach einigen Minuten habe der Widerstandskämpfer sein Vorhaben aufgegeben. Wenn ich wolle, könne er mir den Film zeigen. Ich registriere nicht zum ersten Mal, dass die Internet-Revolution auch den Irak erreicht hat.
    Keiner seiner Leute dürfe Zivilisten töten. Die ausländischen Kämpfer von Al-Qaida aber hätten genau das hemmungslos getan. Für ihn verlaufe hier die Grenzlinie zwischen Widerstand und Terrorismus. Al-Qaida und Milizen, die Zivilisten töteten, seien ganz einfach Mörder. In Ramadi gehe fast ein Zehntel der Ziviltoten auf das Konto von Al-Qaida. Das sei wahrscheinlich mehr als in den übrigen Landesteilen.
    Gemeinsam mit den Stammesältesten von Anbar hätten die Widerstandsgruppen der Stadt vereinbart, diesen meist ausländischen Mördern entgegenzutreten und sie
aus Ramadi zu vertreiben. Etwa die Hälfte der Stämme habe zu diesem Zweck sogar beschlossen, gegenüber den Amerikanern eine temporäre Feuerpause einzulegen. Dabei seien allerdings auch hohe Dollarbeträge geflossen.
    Hierzu habe es zuletzt im Juni 2007 im Bagdader Al-Mansour-Melia-Hotel, in unmittelbarer Nähe der »Grünen Zone«, extra eine Konferenz gegeben. Daran hätten sich auch einige Stammesälteste aus Anbar beteiligt. Gegen die Konferenzteilnehmer sei ein schwerer Bombenanschlag verübt worden, bei dem zwölf Personen ums Leben kamen. 22 Das zeige, dass die lokalen Arrangements von Anbar mit den Amerikanern auch viele Gegner hätten. Einig sei man sich nur im Kampf gegen Al-Qaida.
    Ich erinnere mich plötzlich, dass ich ursprünglich schon im Juni 2007 nach Bagdad wollte und in meinem Visumantrag das Hotel Al-Mansour-Melia als Unterkunft angegeben hatte. »Glück gehabt«, denke ich.
    Abu Bassim fährt fort: Die Konzentration der Auseinandersetzung auf Al-Qaida sei auch erfolgreich gewesen. Die schlimmsten, vor allem ausländischen Al-Qaida-Terroristen seien vertrieben. Das sei relativ schnell gegangen. Die Bevölkerung von Ramadi habe Al-Qaida einfach die Rote Karte gezeigt. Ohne ein Minimum an Unterstützung durch die Bevölkerung könnten Untergrundkämpfer nirgendwo auf der Welt überleben.
    Auch in den übrigen Provinzen

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