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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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sich.
    »Was?« Sie trat einen Schritt zurück, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.
    Er kramte in seiner Tasche. Er hatte die Schachtel geöffnet und den Ring herausgeholt, bevor sie Einwände erheben konnte. Sie standen an der gleichen Stelle wie beim ersten Mal, vor mehr als einer Woche. »Also, dann versuchen wir es noch einmal. May, willst du meine Frau werden?«
    May blickte zuerst den Ring an, dann in Martins blaue Augen. Seine Nase und seine Wangen waren vom Straßenstaub gesprenkelt, er hatte Grashalme vom Picknick an seinem Hemd. Dieses Mal zögerte sie nicht.
    »Ja, ich will.«
    Martin legte seine Arme um sie. Seine Augen spiegelten den Aufruhr seiner Gefühle wider, und plötzlich wurde May bewusst, dass sie sich noch nie im Leben etwas so sehr gewünscht hatte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn voller Leidenschaft. Das Begehren, dass sie plötzlich empfand, ließ sie erschauern, und ihr schwindelte.
    »Ich verspreche dir, ich werde dich glücklich machen«, sagte er, als sie sich wieder voneinander lösten.
    »Das weiß ich. Und ich dich.«
    »Wir werden ein wundervolles Leben haben. In Black Hall, in Boston und in Kanada. Kylie wird es am Lac Vert gefallen. Warte, bis du den See siehst.«
    »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Wir werden Black Hall nie verlassen. Wir werden mal hier, mal da leben, wie es gerade kommt.«
    »Machen wir.« May lächelte.
    »Was macht ihr?«, ertönte plötzlich Tante Enids Stimme. Sie hatten beide nicht bemerkt, dass sie Zuhörer hatten.
    »Oh Mann!« Tobin stand in der offenen Eingangstür des gelben Geräteschuppens. Tante Enid war direkt hinter ihr, reckte und streckte sich, um einen Blick auf die beiden zu erhaschen.
    »Sie müssen Tobin sein«, sagte Martin.
    »Und Sie sind Martin.«
    »Tante Enid, das ist Martin Cartier.« May stellte ihn vor.
    »Wir haben gerade von Ihnen gesprochen …« Tante Enid schüttelte ihm die Hand.
    » Enchanté . Ich freue mich, Sie beide kennen zu lernen.«
    »Wo ist der Lac Vert?«, erkundigte sich Tobin.
    »In Kanada. Wo ich zu Hause bin.«
    »Kommen Sie ja nicht auf die Idee, May nach Kanada zu entführen!« Tobin hakte sich bei May ein.
    »Wir werden abwechselnd dort und hier leben«, beruhigte May sie.
    »Wo steckt Kylie?« Martin blickte sich suchend um. »Ich muss sie etwas fragen.«
    »Sie ist noch in der Schule«, klärte Tante Enid ihn auf. »Also … wo, wann, wie viele Gäste, mein Gott, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!«
    »Immer mit der Ruhe«, meldete sich Tobin zu Wort. »May sieht aus, als würde sie gleich abheben.«
    »Ach, ich wünschte, deine Mutter und deine Großmutter könnten das noch erleben«, sagte Tante Enid zu May und wischte sich die Augen. »Es gibt keine Hochzeit, die sie lieber geplant hätten.«

6
    D ie Hochzeit sollte nicht so stattfinden, wie es üblich war, zumindest nicht in der Art, wie sie sonst von Mommy, Tante Enid und Grannie für andere Bräute geplant wurde.
    Als Kylie an jenem Tag aus der Schule kam, erzählten Mommy und Martin ihr, dass sie heiraten würden. Sie holten sie an der Bushaltestelle ab und gingen gemeinsam durch die Felder nach Hause, und als Martin meinte »Ich finde, ich sollte jemanden um die Hand deiner Mutter bitten, und das bist du«, hatte sie ihm die Arme um die Taille geschlungen und »JA!« gesagt.
    Später, als sie alleine war, führte sie einen kleinen Freudentanz auf und sang dazu ein Lied, das sie sich selbst ausgedacht hatte: »Ich habe einen Vater, ich habe einen Vater, wir mögen ihn und er mag uns.« Kylie tanzte oft, denn dadurch gelangte man schneller ans Ziel, als wenn man ging, und ihre Schritte stellten eine Kombination aus Hüpfen, beidhändigem Wedeln und Aufstampfen dar, ähnlich, als würde sie auf einen Käfer treten. Aber sie durfte in der Schule kein Wort von der bevorstehenden Hochzeit verlauten lassen, weil Mommy und Martin nicht wollten, dass die Neuigkeit jetzt schon an die Öffentlichkeit drang.
    Kylie erzählte es ihren anderen Freunden, die in der Nacht zu ihr kamen. In ihren Träumen wimmelte es von Engeln und Geistern. Kylie konnte ihnen unbedenklich alles anvertrauen: dass Mommy heiraten und dass sie einen Daddy bekommen würde.
    Abends ging Mommy mit Martin aus oder blieb daheim und zeichnete Brautkleider. Kylie hatte seit Ewigkeiten miterlebt, wie sie für andere Brautkleider entwarf, und fand es aufregend zu sehen, was sie für sich selbst zustande brachte. Tobin schien zufrieden zu sein, im Gegensatz

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