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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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Papprücken eines Bildes zusammenzukehren. Sophie packte die Suppendosen in die Speisekammer, holte den Besenstiel und steuerte auf das Wohnzimmer zu. Man hätte es ebensogut anzünden können. Sie trafen sich vor dem Kamin, wo zwischen den aufgetürmten Taschenbüchern und Zeitschriftenein Haufen getrockneten Kots dahockte wie eine verwesende Kröte.
    «Es muß mehr als einer gewesen sein», sagte Sophie.
    «Ein ganzes Bataillon», sagte Otto. «Komm, wir gehen hier raus.»
    «Aber wir können es doch nicht so lassen –»
    «Nein, nein … Wir gehen und holen Mr. Haynes. Diesen Scheißkerl. Er muß es gemerkt haben.»
    Sie machten sich nicht die Mühe, die Türen abzuschließen.
    Haynes wohnte ein paar Kilometer entfernt. Er betreute die Sommerhäuser. Früher einmal hatte er eine kleine Kartoffelfarm gehabt, aber sie war 1953 pleite gegangen, und da Flynders damals begonnen hatte, aus seinem dreißigjährigen Schlaf zu erwachen – einer Zeit, während der es unmerklich von einer Stadt zu einem Dorf herabgesunken war und sich in eine Sommersiedlung verwandelt hatte –, machte sich Haynes für die Leute aus der Stadt nützlich. Er schloß ihre Häuser am Memorial Day auf und im September wieder zu, und manchmal stellte er für ihre Winterferien die Heizung und das Wasser an. Er arbeitete auch als eine Art inoffizieller Bauunternehmer und heuerte für die anfallenden Arbeiten Leute an.
    Haynes’ Grundstück sah aus, als wäre es von einer Zentrifuge zusammengeworfen worden. Das Haus, ein zwergenhaftes, aus verschiedenen Baumaterialien zusammengestückeltes Konglomerat, schwebte an seiner nordöstlichen Ecke über dem Grund, und obwohl man, wenn man sich bückte, unter den Fußboden geklemmte Balken und Bretter sehen konnte, war die Illusion eines unmittelbar bevorstehenden Einsturzes überwältigend.
    Drei Fahrzeuge in unterschiedlichen Phasen des Verfalls standen auf drei Rädern, auf zwei, auf gar keinem ineiner Reihe, die sich mehr oder weniger geradeaus auf einen schützenden Unterstand zubewegte, als wären sie just vor Erreichen ihres Ziels niedergeschlagen worden. Nur der Ford-Laster sah aus, als könne er noch fahren. Gegen jede Mauer lehnten Gummireifen. Dosen, Werkzeuge, Eimer, Schlauchstücke, verrostete Bratroste und Gartenmöbel lagen vor dem Haus verstreut. Das Ganze vermittelte einen Eindruck affenartiger Ruhelosigkeit – als ob jeder Gegenstand aufgehoben und wieder fallengelassen worden wäre, wobei die Vergeßlichkeit einer Sekunde jede Erinnerung an die ursprüngliche Absicht ausgelöscht hatte. Quer über die Veranda war eine Wäscheleine gespannt, über der ein paar schlaffe Fetzen hingen. Ein Fahrrad mit verbogener Lenkstange lag gegen die Stufen gelehnt. Und aus einem kleinen Schornstein quoll schwarzer Rauch, als würden drinnen im Haus die Bewohner eilends immer mehr von den widerlichen Abfällen verbrennen, bevor diese sie endgültig überfluteten.
    Als die Bentwoods aus dem Auto stiegen, warf sich ein riesiger, scheinbar gelenkloser Hund, der von der Rückseite des Hauses nach vorn gelaufen war, vor ihren Füßen auf den Boden, rollte sich auf den Rücken und winkte mit seinen schlaffen Beinen. Als Otto zur Seite trat und «Mein Gott!» murmelte, jaulte der Hund freudig auf und sprang auf die Füße. Die Tür zur Veranda öffnete sich, und Mr. Haynes streckte sein schmales, unrasiertes Gesicht heraus.
    «Weg da, Mamba!» rief er dem Hund zu. «Ach, hallo, Mr. Bentwood und Mrs… Was machen Sie denn in dieser Jahreszeit hier draußen in der Pampa? Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß der Sommer aufgewacht ist und sich hier hereingeschlichen hat, und ich habe es nicht einmal gemerkt?»
    «Hallo, Mr. Haynes», sagte Otto frostig.
    Während sie unsicher die wackligen Bretter der Veranda betraten, schob Mr. Haynes seinen Kopf ein bißchen weiter vor und runzelte die Stirn. «Schauen Sie, daß dieser Hund hier nicht reinkommt», sagte er. «Sie ist läufig. Zu groß, um sie ins Haus zu lassen. Sitz, Mamba! Die Feuchtigkeit macht ihr nichts aus, sie hat ja genug Fell.»
    Er öffnete die Tür, um sie ins Haus zu lassen. «Wieder mal so ein Geschenk von euch Sommergästen», sagte er und lächelte wie ein Wolf. «Hab sie am Strand drüben an der Bucht gefunden, hat gerade eine tote Seemöwe abgeschleppt. Ach, ihr Leute mit euren Viechern! Menschenskinder! Wenn ich alle behalten würde, die hier ausgesetzt werden, hätte ich einen ganzen Zoo.»
    Weder Sophie noch Otto hatten je zuvor das

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