Was am Ende bleibt
Haus der Haynes betreten. Das erste, was sie sahen, an der Wand neben der Tür, war ein riesiger Ring voller Schlüssel, und danebengeheftet ein gelber Zettel mit einer langen Liste von Namen und Telefonnummern.
In diesem dunklen, feuchten Raum, in dem sie standen, war eine ungewöhnliche Menge kleiner Bücherregale aufgestapelt, wie in einem Lager. Wieviel Mr. Haynes auch immer verdiente, er besserte sein Einkommen offensichtlich mit den Hinterlassenschaften der Sommergäste auf.
«Netter kleiner Salon hier», sagte er, «aber gehen wir besser in die Küche. Dort verbringen wir unsere Zeit, solange es draußen so kalt ist. Da drinnen ist es gemütlich und warm, und die Leute vom Land lieben nun mal ihre Küche.»
Rund um den Küchentisch saßen wie eingeknickte Getreidesäcke Mrs. Haynes und die drei Haynes-Kinder, zwei Jungen, noch keine zwanzig, und ein Mädchen, das ein paar Jahre jünger war. Das Mädchen war entsetzlich dick. Unter einem Wust verbrannt aussehender, blondlicherHaare starrte sie mit offenem Mund auf eine Ausgabe von
Life
.
«Also, das sind Duane und Warren», rief Mr. Haynes gutgelaunt. «Glaube, Sie haben sie schon mal gesehen, damals, als wir Ihre Veranda repariert haben. Und das da drüben ist Connie, das Glamourgirl. Und natürlich kennen Sie Mrs. Haynes hier. Das sind die Bentwoods, Toddy, falls du dich nicht mehr erinnerst. Ihnen gehört jetzt das Haus, wo früher die Klingers waren.»
«Setzen Sie sich!» sagte Mrs. Haynes streng. «Stehen Sie hier nicht so herum. Wir freuen uns, daß Sie da sind.»
Da es keine freien Stühle gab, blieben Sophie und Otto im Eingang stehen, bis sie, einen Augenblick später, von den vereinten Gerüchen nach Hund, gebratenem Fleisch, Haar und Haut, Zigarette und Holzrauch so überwältigt wurden, daß sie rückwärts wieder in den Salon traten. Mr. Haynes, der hinter ihrem Rückzug irgendeine vornehme Rücksichtnahme vermutete, rief: «He, Leute, seid nicht so schüchtern! Uns kann hier die ganze Welt zuschauen!» und er nahm die beiden Bentwoods links und rechts beim Arm und schob sie mit Gewalt wieder in die Küche zurück. Niemand hatte sich während Mr. Haynes’ Ansprache gerührt. Dann aber erhob sich Duane auf irgendein Zeichen seines Vaters hin, reckte sich, drängte sich an Otto und Sophie vorbei und kehrte kurz darauf mit zwei Stühlen mit gerader Rückenlehne zurück. Er wartete mit beleidigender Geduld, bis sie zur Seite traten, damit er die Stühle auf den Küchenboden knallen konnte.
Die Sorge der Bentwoods angesichts der Gewalt, die ihnen angetan worden war, verblaßte vorübergehend, als sie sich der Szene verlotterter Intimität stellten, die sich ihren Augen darbot. Die Hitze aus einem großen schwarzen Ofen, auf dessen Vorderseite
Iron Duke
geschrieben war, hätte draußen noch den ganzen Hof mitaufwärmenkönnen. Reste vom Sonntagsessen lagen auf dem mit einem Wachstuch bedeckten Tisch. Beide Jungen rauchten, und sie rauchten während der ganzen Zeit, die Sophie und Otto dort verbrachten, weiter, als würden sie einen boshaften Wettbewerb veranstalten, um zu sehen, wer die letzte Pall Mall aus der Packung bekäme, die neben einer Schale mit Mixed Pickles auf dem Tisch lag.
Connie verkündete: «Ich seh jetzt fern.»
«Du wartest, bis wir mit den Bentwoods geredet haben», sagte Mr. Haynes, warf ihr einen bösen Blick zu und lächelte dann Otto breit an, als sei die mißmutig erklärte Absicht seiner Tochter ein gelungenes Beispiel für ihren Charme. Aber Connie ignorierte ihren Vater. Sie griff über ihre Mutter hinweg zum Fernsehapparat, der inmitten eines Berges von schmutziger Wäsche auf einer neu aussehenden Waschmaschine stand. Mrs. Haynes klatschte ihr auf die ausgestreckte Hand.
«Sie tun nichts, was man ihnen sagt», sagte Mrs. Haynes leutselig. «Sind alle gleich, die jungen Leute von heute.»
«Also, Toddy, wir waren doch ganz genau so», sagte Mr. Haynes und grinste Sophie anzüglich an. «Und wir wissen, was sie wollen, weil wir ja auch mal jung waren. Stimmt’s?»
«Jemand ist in unser Haus eingebrochen und hat alles kaputtgemacht», sagte Otto laut.
Duane und Warren strafften den Rücken und betrachteten die Bentwoods mit echtem Interesse, so als sähen sie endlich irgendeinen Sinn in ihrer Existenz. Selbst Connie hörte auf zu schmollen und richtete ihre leicht hervorstehenden Augen auf ihre Gesichter. Mr. Haynes’ Mund zuckte, und seine Nase wurde rot.
«Oh, du meine Güte!» sagte Mrs. Haynes.
«Also so
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