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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sondern in Schärfe und Bitterkeit. Er konnte nicht verstehen, oder behauptete das zumindest, warum sie daraus so ein Drama machte.
    Es war jedoch komisch, nie gab er als Grund an, daß sein Vater schließlich für die Universität bezahlte. Manchmal dachte sie, er tue es deswegen nicht, weil er wußte, daß das nicht fair wäre, dann wieder nahm sie an, es sei deswegen, weil sie ja beide wußten, daß es nicht wirklich darum ging. Auch wenn Maud all dies Geld gehabt hätte, wären diese Streitereien weitergegangen. Ned glaubte wahrscheinlich, er habe einen gewissen Einfluß, weil er Kaufkraft besaß. In gewisser Weise wünschte Maud sich fast, daß es so wäre; es würde die Beziehung zwischen ihr und Chad viel verständlicher machen.
    Sie beobachtete, wie weitere Partygäste in ihre Boote einstiegen, und es gab jede Menge Gejauchze und Gebrüll und Gelächter, als einer von ihnen fast über Bord ging. Aber die Musik spielte weiter. Sie würden wohl bis in die Morgenstunden aufbleiben, vor allem, weil es ja die letzte Party war.
    Das Eis im Kübel war bis auf wenige Stücke geschmolzen, die sie nun durchs Wasser jagte und in ihr Glas warf. Sam hatte gesagt, er werde zurückkommen, also würde er auch kommen, auch zu so später Stunde. Es war schon nach zwei.
    Es war wunderbar: Kaum hatte sie es gedacht, da hörte sie schon den Wagen, hörte die Tür zuschlagen, und er kam den Pfad herunter. Sie hoffte, er würde nicht mit irgend so was Deprimierendem wie dem Ende der Saison anfangen.
    »Hallo, Maud.«
    Sie drehte sich um. »Wade Hayden, um Himmels willen! Was streifen Sie denn um die Zeit noch in der Gegend rum? Sie haben wohl auch nicht schlafen können.« Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, als säße sie aus einem anderen Grund hier unten.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen, Maud?« Sie nickte. Er setzte sich auf Sams Stuhl und stellte seine braune Tüte daneben ab. Er schaute auf die vergessene Bierdose. »Normalerweise trink ich ja nicht, aber hätten Sie wohl was dagegen...?«
    Eigentlich hatte sie was dagegen: Wenn das letzte Bier ausgetrunken war, hieß das vielleicht, daß Sam nicht mehr kam. Ach, um des lieben Friedens willen. »Nehmen Sie nur, Wade.« Dann dachte sie sich, daß Sam das zum Schreien fände - Wade Hayden, der sich das Coors aus dem kalten Wasser nahm und es zischend öffnete.
    »Feiert da drüben jemand ’ne Party, Maud?« Sein Lächeln war bloß ein Zucken der Lippen. »Und wir sind nicht eingeladen?«
    Die Art, wie er sie beide in einem Atemzug nannte, hatte etwas leicht Beängstigendes. »Wir.« Sie trank von ihrem schwachen Martini.
    »Da ist was, das ich Ihnen zeigen will.« Er griff in die braune Papiertüte und zog ein blaues Kleid heraus. »Hübsch, nicht?«
    Maud erstarrte. Sie fühlte sich sehr zerbrechlich; hätte sie sich bewegt, wäre sie in tausend Stücke zersprungen. Ihr war eiskalt vor Angst. Das Kleid gehörte Frau Dr. Hooper. Maud sah sich ihre Kleider immer genau an und wünschte sich dabei, sie selber könnte so schlichte Sachen tragen und so gut darin aussehen wie Dr. Hooper. Sie mußte etwas sagen. Ihr Mund war wie ausgedörrt, aber sie sagte: »Wade, das ist sehr hübsch. Ist das ein Geschenk für jemanden?« Sie wußte nicht, wie sie es schaffte, den Mund zu bewegen, so verkrampft fühlte er sich an.
    Wade Hayden lächelte wieder sein gefühlloses Lächeln. »Oh, ja. Das ist für Sie.«
    Sie hatte Wade Hayden nie woanders als auf der Post oder im Rainbow gesehen, und er hatte außer Hallo und Wiedersehn nie etwas gesagt. Irgend etwas war da faul, entsetzlich faul; sie mußte aufpassen, was sie sagte... aber auch wieder nicht zu sehr, damit er nicht die Angst aus ihren Worten heraushörte. »Hmm, das ist ein schönes Kleid, Wade. Aber warum sollten Sie mir denn was schenken? Ich hab nicht Geburtstag.« Es gelang ihr, ein kleines Lächeln auf ihre starren Lippen zu zaubern.
    »Oh, Sie kommen nie drauf, wofür das ist. Ich weiß, daß Ihr Junge wieder an die Uni gefahren ist, und ich weiß, daß er Ihnen fehlt. Das ist bloß eine Kleinigkeit, die ich Ihnen mitgebracht hab, weil Sie eine gute Mutter sind. Hier im Umkreis gibt’s meilenweit keine beßre; nicht eine einzige. Als Postmeister kann man das beurteilen, da weiß man unheimlich viel über die Leute. Das ist nun mal so.« Er schaute sie an, und sein Blick war seltsam freundlich. »Wollen Sie’s mal anprobieren, damit Sie sehen, ob’s paßt?«
    Ohne ihn anzusehen, nahm sie das Kleid und legte es auf ihren

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