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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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und zwar reichlich.
    »Die glauben auch nicht, daß du’s warst. Sie versuchen nur, aus der ganzen Sache schlau zu werden. Das kann eine Weile dauern, und ich seh nicht ein, warum du währenddessen da rumhängen sollst.«
    »Ich war auf dem Heimweg. Ich hab versucht, Mom anzurufen, aber sie ist nicht rangegangen. Ist sie wieder unten auf dem Scheißpier?«
    Er klang zornig wie ein kleiner Bub. Als sei das alles Mauds Schuld. Sam lächelte. »Ja, sie ist unten auf dem Scheißpier. Wenn’s Probleme gibt und sie dich nicht gehen lassen wollen, dann sollen sie mich anrufen. Sie kennen mich. Wahrscheinlich ist das das Ereignis des Jahres in Meridian.«
    Chad lachte. Es war zwar ein schwaches Lachen, aber es klang schon viel besser. »Genau. Dürfte eigentlich nicht länger als zwei Stunden dauern.«
    »Um Himmels willen, du hast vielleicht einen Jaguar, aber laß dich nicht mit überhöhter Geschwindigkeit erwischen. Ich schau jetzt bei deiner Mutter vorbei.«
    Es trat ein kurzes Schweigen ein. Dann sagte er: »Danke, Sam.«
    »Nicht der Rede wert. Sieh zu, daß du herkommst.«
    »Erzählst du’s ihr?«
    »Erzähl ich ihr was?«
    Jetzt trat ein längeres Schweigen ein, ein ausführliches Schweigen, als ob der Junge die Jahre umblättere.
    »Ich weiß nicht.« Er klang verwirrt.

5
    N ein, natürlich können Sie das nicht«, sagte Wade. »Weiß gar nich, was in mich gefahren is. Türlich können Sie das Kleid nich anziehn. Tut mir leid - hab wohl nich nachgedacht, Maud. Es is so viel passiert.«
    Maud fühlte sich einen Moment lang erleichtert, lockerte ihren Griff um die Armlehnen des Schaukelstuhls, verstärkte ihn jedoch fast sofort wieder. Es war schließlich immer noch Dr. Hoopers Kleid, oder? Und Wade sah sie mit einem Blick an, den sie nicht erwiderte; sie richtete lediglich das Profil in seine Richtung und die Augen auf das gegenüberliegende Dock.
    Er war immer noch da, der Mann oder Junge, das winzige rote Auge der Zigarette zwinkerte: auf und zu. Chad. Sie konzentrierte sich, so intensiv sie konnte, auf den Namen und die Gestalt da drüben. Chad. Sie drückte die Augen zu und versuchte, den Namen über das Wasser zu schießen.
    »Was da passiert ist, Maud, ich hab gedacht, Sie verstehn das vielleicht.« Er machte eine Pause. »Was ist los? Sie ham die Augen so fest zugedrückt wie ’n Baby.«
    »Baby.« Aus seinem Mund klang das Wort obszön. Aber sie öffnete die Augen. Ihre Kehle arbeitete. Maud hob die zur Faust geballte Hand, um zu hüsteln, zu gucken, ob sie überhaupt ein Wort herausbekam, denn sie hatte es gesehen und sich nichts anmerken lassen - das Messer. »Ach nichts, Wade. Gar nichts. Ich bin nur baff, weil Sie noch so spät unterwegs sind.« Es verblüffte sie, wie vollkommen natürlich ihre Stimme klang. Daß sie soviel Selbstbeherrschung hatte - genügend sogar, um ein wenig zu lächeln. »Ich hätt immer vermutet, daß Sie bei Sonnenuntergang ins Bett gehn. Mit den Hh -« Sie hustete. Und dann wußte sie, warum sie das Wort »Hühnern« nicht gesagt hatte. Wegen Eunice da draußen in der Scheune. Er hatte auch Eunice umgebracht. Alle.
    Jetzt zwang sie sich sogar, im Stuhl hin und her zu schaukeln; er knirschte auf den verrottenden Planken, und sie spürte auch ihren Hals knarren, als sie ganz, ganz langsam den Kopf herumdrehte, um ihn mit einem ebenso steifen Lächeln anzuschauen. Wade Hayden erwiderte es mit einem verrückten Grinsen, aber sie wandte den Blick nicht ab. Sie wagte es, direkt auf das Messer zu schauen. »Wade, wozu brauchen Sie denn dieses alte Küchenmesser? Mit dem können Sie nicht jagen.« Sie sagte es langsam und fast träumerisch, ihre Lippen kräuselten sich zu jener Erinnerung eines Lächelns. So wie Joey lächelte, dachte sie sich.
    Shirl würde Joey weiterhin und für alle Zeiten im Rainbow Café sehen. Aber sie würde Chad nie wieder sehen, nie wieder.
    Irgendwie schaffte sie es, mit Dr. Hoopers blauem Kleid im Schoß weiterzuschaukeln, und während er mit verwirrtem Gesichtsausdruck auf das Messer hinunterstarrte, sagte sie: »Was für Sachen denn, Wade? Warum erzählen Sie mir nicht mal, was passiert ist?«
    »Die Sachen, die ich vorhatte, Maud. Schlimme Sachen.« Jetzt hielt er das Messer zwischen Daumen und Zeigefinger, ließ es ein wenig hin und her baumeln. »Sachen, die ich gemacht hab. Ich hab gedacht, Sie hören mir zu.«
    Sie versuchte, sich an das Gesicht ihres Sohnes zu erinnern, doch es gelang ihr nicht. Die Angst hatte es ausgelöscht.
    Ihr war, als

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