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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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weniger. Keine Veränderung.
    Schließlich hörte das Mädchen zu weinen und zu reden auf und folgte uns hinaus auf den Gang.
    Sie sprach mich direkt an. »Sind Sie ein mutiger Mann, Anderson, Sir und Doktor, Herr und Führer?«
    Das war eine törichte Frage. Was konnte jemand schon auf eine derartige Frage antworten? Alles, was ich sagen konnte, war: »Ich glaube schon. Was hast du vor?«
    »Ich brauche Sie alle drei«, erklärte sie so zeremoniell wie eine Zauberin. »Ich möchte, dass Sie alle den Helm der Lichtstecher aufsetzen und mit mir hinausreiten in die Hölle selbst. Diese Seele ist verloren. Sie ist eingefroren worden von einer Macht, die ich nicht kenne, eingefroren draußen zwischen den Sternen, wo die Sterne sie gefangen und in Besitz genommen haben, so dass der arme Mann und Bruder hier wahrhaft unter uns ist, während seine Seele in unheiliger Lust zwischen den Sternen weint, wo sie angewiesen ist auf die Gnade Gottes und die Freundschaft der Menschheit. Wollen Sie, o mutiger Mann, Sir und Doktor, Herr und Führer, mit mir hinausreiten in die Hölle selbst?«
    Was hätte ich anderes sagen können als Ja?

III
Die Rückkehr
    Spät in der Nacht bereiteten wir die Rückkehr aus dem Nimmernichts vor. Wir besaßen fünf Lichtstecher-Helme, ungefüge Dinger, mechanischer Ersatz für natürliche Telepathie, Geräte, die die Synapsen des einen Gehirns mit denen des anderen verbanden, so dass wir alle fünf die gleichen Gedanken denken konnten.
    Es war das erste Mal, dass ich Kontakt hatte mit dem Bewusstsein von Grosbeck und Timofeyev.
    Sie überraschten mich.
    Timofeyev war tatsächlich durch und durch rein, so rein und einfach wie frisch gebleichtes Leinen. Er war wirklich ein einfacher Mann; der Verdruss und die Zwänge seines tagtäglichen Lebens drangen nicht bis in sein Inneres vor.
    Grosbeck war ganz anders. Er war so lebendig wie Geschnatter und so gewalttätig wie ein ganzer Hühnerhof voller Federvieh. Stellenweise war sein Geist schmutzig, stellenweise sauber. Er war hell, duftig, lebendig, spritzig, beweglich.
    Und ich erhielt von ihnen ein Echo meines eigenen Geistes. Timofeyev erschien ich kalt, eisig, geheimnisvoll. In Grosbecks Augen wirkte ich wie ein fester Klumpen Kohle; er konnte nicht sehr tief in mich hineinschauen, und er wollte es wohl auch nicht.
    Wir alle tasteten nach Liana, und indem wir ihre Gedanken aufspürten, wurden wir auch mit dem Bewusstsein des Colonels konfrontiert …
    Niemals habe ich etwas derart Entsetzliches erlebt.
    Es war rohe Sinnenlust.
    Als Arzt ist mir Lust vertraut – die Lust des Morphiums, das zerstört, die Lust von Fennin, das tötet und vernichtet, sogar die Lust der Elektroden, die sich in das lebende Gehirn brennen.
    Als Arzt war ich verpflichtet dabei zu sein, wenn sich die verruchtesten Menschen auf Befehl des Gesetzes töteten. Es war ein einfacher Vorgang. Wir schlossen einen dünnen Draht direkt an das Lustzentrum des Gehirns an. Der schlechte Mensch hielt dann seinen Kopf in die Höhe eines elektrischen Feldes mit der richtigen Spannung. Es war ganz einfach. Er starb binnen Stunden an seiner Lust.
    Dies war schlimmer.
    Diese Lust war nicht von menschlicher Art.
    Liana war irgendwo in der Nähe, und ich fing ihre Gedanken auf, mit denen sie sagte: »Wir müssen dorthin, Sirs und Doktoren, Herren und Führer. Wir müssen zusammen dorthin, wir alle vier, dorthin, wo der Mann gewesen ist, hinein in das Nimmernichts, zur Hoffnung und zum Herz des Schmerzes, hinein in den Schmerz, der vielleicht diesen Mann zurücktreibt, hinein in die Macht, die größer ist als der Raum, hinein in die Macht, die ihn heimgeschickt hat, hin zu jenem Ort, und es ist kein Ort, hin zu jener Kraft, und sie ist keine Kraft, hin zu jenem Zwang, und es ist kein Zwang, und zwingen den Zwang zur Herausgabe des Herzens und zur Rückgabe an uns. Kommt mit mir, wenn ihr überhaupt kommt. Kommt mit mir bis zum Ende aller Dinge. Kommt mit mir …«
    Plötzlich flackerte ein Blitz in unseren Gedanken auf.
    Es war ein heller Blitz, hell, köstlich, vielfarbig, freundlich. Er überflutete alles und war eine Kaskade aus reiner Farbe, mild im Ton, aber intensiv in der Helligkeit. Das Licht kam.
    Das Licht kam, sage ich.
    Fremd.
    Und es war fort.
    Das war alles.
    Das Ganze war so schnell vorbei, dass man es nur schwerlich kurz nennen konnte. Es dauerte kürzer als einen Augenblick, falls das nachvollziehbar ist. Wir alle fünf spürten, dass wir freundlich untersucht worden waren. Wir

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