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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Blut.
    Nichts drang jemals in das Sonnensystem ein. Er konnte ewig das Stechgerät tragen und war doch nicht mehr als eine Art telepathischer Astronom, ein Mann, der den heißen, warmen Schutz der Sonne fühlte, wie er in seinem lebendigen Geist pulsierte und brannte.
    Woodley kam herein.
    »Immer dieselbe alte tickende Welt«, sagte Underhill. »Keine besonderen Vorkommnisse. Kein Wunder, dass man das Stechgerät erst entwickelt hat, als man zu planoformen begonnen hatte. Hier unter der heißen Sonne ist alles so schön und so ruhig. Man fühlt, wie alles sich dreht und bewegt. Es ist hübsch und klar und in sich stimmig. Ebenso gut könnte man zu Hause herumsitzen.«
    Woodley grunzte. Er hielt nicht viel von Höhenflügen der Fantasie.
    Unverdrossen fuhr Underhill fort: »Es muss damals, in den Zeiten der alten Menschen, sehr schön gewesen sein, zu leben. Ich frage mich wirklich, warum sie ihre Welt mit Kriegen verwüstet haben. Sie mussten nicht planoformen. Sie mussten nicht hinausfahren, um sich ihren Lebensunterhalt zwischen den Sternen zu verdienen. Sie mussten nicht den Ratten ein Schnippchen schlagen oder das Spiel spielen. Sie hätten das Lichtstechen nicht erfinden können, weil sie dafür keine Verwendung besaßen, meinst du nicht auch, Woodley?«
    Woodley machte »Mhm«. Woodley war sechsundzwanzig Jahre alt und würde in einem Jahr pensioniert werden. Er hatte sich bereits eine Farm ausgesucht. Er hatte zehn Jahre harter Arbeit als Lichtstecher hinter sich und mit den Besten von ihnen zusammengearbeitet. Er war bei Verstand geblieben, weil er nicht zu viel über seine Arbeit nachgedacht hatte, seine Aufgaben erfüllte, wenn es Zeit dafür wurde, und sich erst wieder an seine Pflichten erinnerte, wenn der nächste Notfall eintrat.
    Woodley hatte nie den Versuch gemacht, Freundschaft mit seinen Partnern zu schließen. Keiner der Partner mochte ihn besonders. Einige von ihnen lehnten ihn sogar ab. Man verdächtigte ihn, dass er gelegentlich hässliche Gedanken über die Partner hegte, aber da sich noch niemand von den Partnern besonders über ihn beschwert hatte, ließen ihn die anderen Lichtstecher und die Lords der Instrumentalität unbehelligt.
    Im Gegensatz dazu war Underhill noch immer gefesselt von den Wundern ihrer Arbeit. Aufgekratzt redete er weiter: »Was geschieht mit uns, wenn wir planoformen? Glaubst du, dass es eine Art Sterben ist? Bist du jemals einem Menschen begegnet, dem die Seele herausgerissen wurde?«
    »Die Seele herausreißen, das ist nur eine Redensart«, erklärte Woodley. »Nach all den Jahren weiß immer noch niemand genau, ob wir nun eine Seele haben oder nicht.«
    »Aber ich habe einmal eine gesehen. Ich habe Dogwood gesehen, als er entzwei ging. Da war etwas Merkwürdiges. Es wirkte feucht und irgendwie klebrig, als ob es bluten würde, und es floss aus ihm heraus – und weißt du, was sie mit Dogwood gemacht haben? Sie schafften ihn fort, hinauf in den Teil des Krankenhauses, den du und ich niemals betreten dürfen – hinauf in die oberen Stockwerke, wo die anderen sind, wo die anderen immer hingebracht werden, wenn sie noch leben, nachdem die Ratten im Auf-und-Hinaus sie erwischt haben.«
    Woodley setzte sich und entzündete eine antike Pfeife. Darin verbrannte er etwas, das man als Tabak bezeichnete. Es war eine schmutzige Angelegenheit, aber die Pfeife ließ ihn sehr schneidig und verwegen aussehen. »Hör mir einmal gut zu, Kleiner. Du solltest dir keine unnützen Gedanken darüber machen. Das Lichtstechen wird laufend verbessert. Die Partner werden immer tüchtiger. Ich habe miterlebt, wie sie einmal binnen anderthalb Millisekunden zwei Ratten erledigt haben, die vierundsechzig Millionen Meilen voneinander entfernt gewesen waren. Solange die Menschen gezwungen waren, die Stechgeräte allein zu bedienen, bestand immer das Risiko, dass wegen des Minimums von vierhundert Millisekunden, die der menschliche Geist zur Bündelung eines Stechlichtes benötigte, die Ratten nicht schnell genug gestochen werden konnten, um unsere Planoformschiffe zu retten. Die Partner haben das geändert. Wenn sie es einmal können, dann sind sie schneller als die Ratten. Und sie werden es immer sein. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, sein Bewusstsein mit einem Partner zu teilen …«
    »Für sie ist es ebenfalls nicht leicht«, warf Underhill ein.
    »Mach dir ihretwegen keine Gedanken. Es sind keine Menschen. Sie können selbst auf sich achtgeben. Ich habe mehr Lichtstecher gesehen, die

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