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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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spürten, dass wir einer gigantischen Lebensform, deren Größe alles menschliche Vorstellungsvermögen überstieg, als Spielzeug oder Schoßtier dienten und dass diese Lebensform, indem wir, die drei Ärzte und Liana, von ihr durchschaut worden waren, uns und den Colonel gesehen und erkannt hatte, dass der Colonel zu seinem eigenen Volk zurückkehren musste.
    Denn es waren fünf und nicht vier, die sich erhoben.
    Der Colonel zitterte, aber er war gesund. Er lebte. Er war wieder menschlich. Mit schwacher Stimme fragte er: »Wo bin ich? Ist das hier ein irdisches Krankenhaus?« Und dann fiel er in Timofeyevs Arme.
    Liana war schon fast durch die Tür.
    Ich folgte ihr hinaus.
    Sie blickte mich an. »Sir und Doktor, Herr und Führer, ich bitte nicht um Dank, nicht um Geld, ich bitte nur darum, dass über das, was geschehen ist, Stillschweigen bewahrt wird. Meine Kräfte entstammen der Güte und Gnade des Herrn und der Freundlichkeit der Menschheit. Ich sollte mich eigentlich nicht in die Medizin einmischen. Ich wäre nicht gekommen, hätte mich Ihr Freund Timofeyev nicht im Namen der Barmherzigkeit darum gebeten. Sie können den Erfolg für Ihr Krankenhaus ganz allein beanspruchen, Sir und Doktor, Herr und Führer, aber Sie und Ihre Freunde sollten mich vergessen.«
    »Aber die Berichte …«, stotterte ich.
    »Fassen Sie die Berichte ganz nach Ihrem Gutdünken ab, nur erwähnen Sie mich nicht.«
    »Aber unser Patient. Er ist auch unser gemeinsamer Patient, Liana.«
    Sie lächelte ein Lächeln voll tiefer Süße, voll mädchenhafter und kindlicher Freundlichkeit. »Wenn er mich braucht, werde ich zu ihm kommen …«
     
    Die Welt war besser, aber nicht sehr viel weiser.
    Das Chronoplast-Raumschiff wurde niemals gefunden. Die Rückkehr des Colonels wurde niemals geklärt. Der Colonel verließ nicht noch einmal die Erde. Alles, was er wusste, war, dass er irgendwo in der Nähe des Mondes einen Knopf gedrückt hatte und nach viermonatiger, unerklärlicher Abwesenheit in einem Krankenhaus erwacht war.
    Und alles, was die Welt wusste, war, dass er und seine Frau zur Überraschung aller ein seltsames, aber schönes kleines Mädchen adoptierten, das keine Familie besaß, aber reich gesegnet war mit der milden Großzügigkeit ihres Geistes.

Das Spiel Ratte und Drache

I
Der Spieltisch
    Lichtstechen war eine elende Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Underhill war fuchsteufelswild, als er hinter sich die Tür schloss. Es hatte nicht viel Sinn, eine Uniform zu tragen und wie ein Soldat auszusehen, wenn die Menschen nicht einmal daran dachten, die geleistete Arbeit anzuerkennen.
    Er setzte sich in seinen Sessel, legte den Kopf in die Kopfstütze zurück und zog den Helm über die Stirn.
    Während er darauf wartete, dass das Stechgerät warmlief, dachte er an das Mädchen in dem äußeren Korridor. Sie hatte zuerst das Gerät und dann ihn verächtlich angesehen.
    »Miau.« Das war alles, was sie gesagt hatte. Aber es hatte ihn tief ins Mark getroffen.
    Was glaubte sie eigentlich, was er war – ein Narr, ein Faulenzer, eine uniformierte Null? Wusste sie denn nicht, dass er für jede halbe Stunde Lichtstechen mindestens einen zweimonatigen Erholungsaufenthalt im Krankenhaus benötigte?
    Inzwischen war das Gerät warm geworden. Er fühlte die Raumquadrate rings um sich herum, war das Zentrum eines gewaltigen Gitters, eines kubischen Gitters, in dem es nichts als Leere gab. Dort in diesem Nichts spürte er den hohlen schmerzenden Schrecken des Weltraums, und er empfand wieder die entsetzliche Angst, die ihn jedes Mal überkam, sobald sein Bewusstsein auch nur die geringste Spur inerten Staubes registrierte.
    Als er sich entspannte, sickerte die tröstende Stabilität der Sonne in ihn hinein, das Uhrwerk der vertrauten Planeten und des Mondes. Unser eigenes Sonnensystem war so reizvoll und so einfach wie eine altertümliche Kuckucksuhr mit ihrem freundlichen Ticken und ihren beruhigenden Geräuschen. Die kauzigen kleinen Monde des Mars wirbelten um ihren Planeten wie toll gewordene Mäuschen, doch gerade in ihrer Regelmäßigkeit lag die Versicherung, dass alles in Ordnung war. Hoch über der Ebene der Ekliptik spürte er eine halbe Tonne Staub, der mehr oder weniger außerhalb der Bahnen menschlicher Raumfahrt dahintrieb.
    Hier gab es nichts, gegen das er kämpfen musste, nichts, das den Geist herausforderte, die lebende Seele aus dem Körper riss, während ihre Wurzeln eine Aura verströmten, die so greifbar war wie

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