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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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verrückt wurden, weil sie sich zu viel um ihre Partner gekümmert hatten, als solche, die von den Ratten erwischt wurden. Von wie vielen weißt du eigentlich genau, dass sie in die Fänge von Ratten gefallen sind?«
    Underhill blickte auf seine Finger, die in dem durchdringenden Licht des eingeschalteten Stechgerätes grün und purpurn schimmerten, und zählte die verlorengegangenen Schiffe daran ab. Der Daumen für die Andromeda, verschollen samt Besatzung und Passagiere, Zeige- und Mittelfinger für die Bergungsschiffe 43 und 56, die man mit ausgebrannten Stechgeräten gefunden hatte – jeder Mann, jede Frau und jedes Kind an Bord war tot oder verrückt gewesen. Der Ringfinger, der kleine Finger und der Daumen der anderen Hand standen für die ersten drei Schlachtschiffe, die man an die Ratten verloren hatte – bevor die Menschen erkannt hatten, dass es dort draußen etwas gab, unter dem eigentlichen Raum, etwas Lebendiges, Unberechenbares und Bösartiges.
    Planoformen war irgendwie vergnüglich. Es war wie …
    Eigentlich wie nichts.
    Wie das Prickeln eines milden elektrischen Schlages.
    Wie der Schmerz in einem hohlen Zahn, wenn man zum ersten Mal darauf beißt.
    Wie ein zart quälender Lichtblitz, der das Auge trifft.
    Trotzdem verschwand in diesem Moment ein vierzigtausend Tonnen schweres Schiff nach dem Start von der Erde auf irgendeine Weise in zwei Dimensionen und tauchte in einer Entfernung von einem halben Lichtjahr oder von fünfzig Lichtjahren wieder auf.
    Eines Tages würde er im Kampfraum sitzen, während das Stechgerät einsatzbereit war und das vertraute Sonnensystem in seinem Kopf tickte. Für eine Sekunde oder ein Jahr (niemals wusste er, wie lange es – subjektiv – wirklich war) durchzuckte ihn der sonderbare kleine Blitz, und dann war er allein im Auf-und-Hinaus, in den schrecklichen leeren Räumen zwischen den Sternen, wo die Sterne sich für sein telepathisches Empfinden wie Pickel anfühlten und die Planeten zu weit entfernt waren, um gefühlt oder gelesen zu werden.
    Irgendwo in diesem äußeren Raum erwarteten ihn ein grausiger Tod und ein Schrecken von einer Art, die dem Mensch noch unbekannt gewesen war, bevor er seine Hand ausstreckte nach dem interstellaren Weltraum. Offensichtlich hielt das Licht der Sonnen die Drachen fern.
    Drachen. Diesen Namen hatten ihnen die Menschen gegeben. Für normale Menschen gab es dort nichts, nichts bis auf das Zittern des Planoformens und den Hammerschlag des plötzlichen Todes oder die düsteren Krämpfe, mit denen der Wahnsinn in die Gedanken Einzug hielt.
    Aber für die Telepathen waren es Drachen.
    In dem Sekundenbruchteil zwischen der Erkenntnis der Telepathen, dass es dort draußen in der schwarzen, hohlen Leere des Weltraums ein feindseliges Etwas gab, und der Wucht eines blindwütigen, vernichtenden psychischen Schlages gegen alles Lebende im Innern des Schiffes, hatten die Telepathen Wesen gespürt, die den Drachen der uralten Menschheitslegenden entsprachen – Bestien, die raffinierter waren als Bestien, Dämonen, die greifbarer waren als Dämonen, hungrige Strudel aus Lebenskraft und Hass, aus unbekannten Gründen aus dem dünnen, kaum vorhandenen Staub zwischen den Sternen entstanden.
    Es musste erst ein Schiff zurückkehren, um diese Neuigkeit zu verbreiten – ein Schiff, in dem durch puren Zufall ein Telepath einen Lichtstrahl gebündelt und hinaus in den harmlosen Staub gerichtet hatte, so dass im Panorama seines Bewusstseins der Drache sich in ein Nichts auflöste, und die anderen Passagiere, die nicht telepathisch begabt waren, ihre Reise fortsetzten, ohne überhaupt erkannt zu haben, dass sie einem plötzlichen Tod entgangen waren.
    Von da an war es einfach – beinahe einfach.
    Planoformschiffe führten jetzt immer Telepathen mit sich. Die Telepathen hatten durch die Stechgeräte ihre Sensitivität auf einen ungeheuer großen Bereich ausgedehnt; diese Geräte waren telepathische Verstärker, die auf das Bewusstsein von Säugetieren abgestimmt waren, und sie waren gleichzeitig elektronisch mit kleinen lenkbaren Lichtbomben gekoppelt. Licht war die Lösung.
    Licht ließ Drachen bersten, Licht ermöglichte es den Schiffen, in ihren dreidimensionalen Zustand zurückzukehren, während sie sprangen, sprangen, sprangen, von einem Stern zum nächsten.
    Damit verringerte sich die Risikoquote von hundert zu eins gegen die Menschheit auf sechzig zu vierzig für die Menschheit.
    Noch reichte das nicht aus. Die Telepathen wurden auf

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