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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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lebenden Körper samt seinem materiellen Zubehör durch zwei Dimensionen bis zu einem unendlich fernen Punkt im Weltraum springen zu lassen. Bei dem derzeitigen Stand unserer Technologie hätte es mindestens ein Jahrhundert gedauert, um Alpha Centauri zu erreichen, den nächstgelegenen Stern.
    Desmond Harkening, der als einer der Herren der Instrumentalität den Titel eines Colonels führte, war einer unserer besten Raumnavigatoren. Seine Augen waren perfekt, sein Verstand war scharf, sein Körper in einem ausgezeichneten Zustand, seine Erfahrung vorzüglich. Was wollte man mehr verlangen?
    Die Menschheit hatte ihn mit einem winzigen Raumschiff hinausgeschickt, das nicht größer als eine Liftkabine in einem normalen Haus war. Noch während Millionen von Televideo-Zuschauern seinen Kurs verfolgten, war er plötzlich irgendwo zwischen Erde und Mond verschwunden.
    Sehr wahrscheinlich hatte er den Chronoplast eingeschaltet und war so der erste Mensch geworden, der planoformte.
    Sein Raumschiff sahen wir nie wieder.
    Aber wir fanden den Colonel.
    Er lag nackt mitten im Central Park von New York, einer Stadt, die sich ungefähr hundert Meilen westlich von den Alten Ruinen befand.
    Er lag da in jener grotesken Stellung, in der wir ihn soeben in seinem Krankenzimmer beobachtet hatten und in der er an eine Art menschlichen Seestern erinnerte.
    Vier Monate waren seither vergangen, und wir hatten mit dem Colonel nur sehr geringe Fortschritte gemacht.
    Es war nicht schwierig, ihn am Leben zu erhalten, seit wir ihn ununterbrochen auf rektale und intravenöse Weise ernährten. Er wehrte sich nicht dagegen. Er wehrte sich nur, wenn wir ihn ankleideten oder versuchten, ihn zu lange von seiner horizontalen Stellung abzuhalten.
    Wenn er zu lange aufrecht stand, erwachte er zu einer verrückten, wortlosen, hinterhältigen Raserei und ging auf die Pfleger, die Zwangsjacke und alles los, was sich ihm in den Weg stellte.
    Wir machten eine höllische Zeit durch, als der arme Mann, fest in Segeltuch eingewickelt, eine volle Woche ununterbrochen darum kämpfte, wieder freizukommen und seine beklemmende Position wieder einzunehmen.
    Der Besuch seiner Frau in der letzten Woche hatte ebenso wenig etwas genützt, wie Grosbecks Vorschlag in dieser Woche wohl etwas nützen würde. Der Colonel hatte sie genauso ignoriert, wie er uns Ärzte ignorierte.
    Wenn er von den Sternen zurückgekehrt war, aus der Kälte jenseits des Mondes, von all den Schrecken des Auf-und-Hinaus, aus Gründen, die jedem normal lebenden Menschen unbekannt waren, in einer Form, die nicht mehr er selbst war und dennoch seine Gestalt besaß – wie konnten wir dann erwarten, dass ihn die groben Stimulanzen des derzeitigen menschlichen Wissens wieder aufwecken würden?
    Als Timofeyev und Grosbeck sich zu mir umdrehten, nachdem sie ihn zum zigtausendsten Mal betrachtet hatten, sagte ich ihnen, dass wir mit normalen Mitteln vermutlich keinen Erfolg haben würden.
    »Fangen wir ganz von vorn an. Dieser Mann ist hier. Doch er kann eigentlich gar nicht hier sein, denn niemand kann splitterfasernackt von den Sternen zurückkehren und nach einer Reise durch den äußeren Weltraum so sanft im Central Park landen, dass er bei der Landung nicht einmal die winzigste Abschürfung davonträgt. Deshalb befindet er sich nicht in diesem Zimmer, und Sie und ich reden über irgendetwas anderes, und es gibt nicht das geringste Problem. Ist das richtig?«
    »Nein«, antworteten sie im Chor.
    Ich wandte mich Grosbeck zu, der von beiden am halsstarrigsten war. »Dann also auf Ihre Weise. Er ist dort – erste Prämisse. Er kann nicht dort sein – zweite Prämisse. Wir existieren nicht. Q.e.d. Gefällt Ihnen das besser? «
    »Nein, Sir und Doktor, Herr und Führer«, entgegnete Grosbeck und behielt die höflichen Umgangsformen bei, obwohl er wütend war. »Sie versuchen, den gesamten Kontext dieses Falls zu zerstören, und indem Sie das tun, führen Sie uns noch weiter hinein in unorthodoxe Behandlungsmethoden. Gott im Himmel, Sir! So können wir nicht weitermachen. Dieser Mann ist verrückt. Es spielt keine Rolle, wie er in den Central Park gelangt ist. Das ist das Problem der Ingenieure. Aber kein medizinisches Problem. Sein Irresein ist ein medizinisches Problem. Wir können versuchen, ihn zu behandeln, oder wir können darauf verzichten. Aber es führt zu nichts, wenn wir die medizinischen Belange mit den ingenieurwissenschaftlichen  …«
    »So schlimm ist es nun auch nicht«, unterbrach

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