Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
äußern. »Gebt mir zwei gute Sicherheitsoffiziere mit. Ich kann das Schiff allein steuern, aber wenn ich mich in das Unbekannte vorwage, werde ich Hilfe benötigen, um unvorhersehbar auftretende Probleme lösen zu können.«
Der Zeugmeister lächelte ihn an. »Ich habe noch nie von einem Kreuzer-Kommandanten gehört, der um Sicherheitsoffiziere bittet . Die meisten Leute halten sie für eine ausgesprochene Plage.«
»Das mag schon sein«, erklärte Suzdal, »aber ich denke anders darüber.«
»Möchten Sie nicht auch einige Schachspieler mit auf die Reise nehmen?«
»Ich spiele Schach«, sagte Suzdal, »so viel ich will, und zwar mit den Reservecomputern. Ich brauche nur ihre Leistungskraft zu reduzieren, und schon beginnen sie zu verlieren. Bei voller Leistung schlagen sie mich immer.«
Der Offizier warf Suzdal einen merkwürdigen Blick zu. Er wirkte nicht direkt lüstern, aber sein Gesichtsausdruck wurde vertraulich und auch ein wenig widerwärtig. »Wie ist es mit anderer Gesellschaft?«, fragte er mit leiser Neugierde.
»Ich habe Bücher dabei«, erklärte Suzdal. »Ein paar tausend. Ich werde nur einige Jahre irdischer Zeitrechnung fort sein.«
»Lokal-subjektiv können daraus mehrere tausend Jahre werden«, bemerkte der Offizier mit demselben begierigen Unterton in der Stimme, »obwohl die Zeit zurücklaufen wird, wenn Sie sich wieder der Erde nähern. Und ich meinte auch nicht Bücher mit meiner Frage.«
In plötzlichem Ärger schüttelte Suzdal den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch sein sandfarbenes Haar. Seine blauen Augen waren arglos, er blickte den Zeugmeister offen an. »Was meinen Sie dann, wenn Sie nicht von Büchern sprechen? Navigatoren? Die habe ich schon, ganz zu schweigen von all den Schildkrötenmännern. Sie sind sehr unterhaltsam, wenn man langsam mit ihnen spricht und ihnen genug Zeit lässt, zu antworten. Vergessen Sie nicht, ich war schon einmal dort draußen …«
Der Offizier wurde jetzt deutlich. »Tänzerinnen. Frauen. Konkubinen. Möchten Sie nicht welche mitnehmen? Wir können Ihnen sogar einen Würfel mitgeben, dem die Persönlichkeit Ihrer Frau aufgeprägt ist. Auf diese Weise wird sie bei Ihnen sein.«
Suzdal machte ein Gesicht, als ob er aus schierem Ekel auf den Boden spucken wollte. »Alice? Sie meinen, Sie wollen mich mit ihrem Bewusstsein herumreisen lassen? Was würde die wirkliche Alice wohl davon halten, wenn ich wieder zu Hause bin? Sagen Sie nun bitte nicht, dass Sie meine Frau einem Mausegehirn aufprägen wollen. Sie bieten mir da ja den reinen Wahnsinn an. Ich muss meine Sinne beisammenhalten, wenn Raum und Zeit in großen Wogen über mir zusammenschlagen. Ich werde auch so schon genug überschnappen. Vergessen Sie nicht, dass ich schon einmal dort draußen war. Die Rückkehr zur wirklichen Alice wird einer meiner stärksten Realitätsfaktoren sein. Es wird mir bei meiner Heimkehr helfen.« An dieser Stelle bekam auch Suzdals Stimme einen vertraulichen Klang. »Nun sagen Sie bloß noch, dass viele Kreuzer-Kommandanten darum bitten, mit imaginären Frauen herumzufliegen. Wenn Sie mich fragen, also, das wäre ja verdammt widerlich. Machen das wirklich viele von ihnen?«
»Wir sind hier, um Ihr Schiff auszurüsten, und nicht, um darüber zu diskutieren, was andere Kommandanten tun oder lassen. Manchmal halten wir es für notwendig, dass eine Gefährtin den Kommandanten begleitet, auch wenn sie nur eine imaginäre Person ist. Falls Sie jemals zwischen den Sternen auf etwas stoßen, das weibliche Gestalt annimmt, dann werden Sie dem kaum widerstehen können.«
»Frauen? Zwischen den Sternen? Quatsch!«, rief Suzdal.
»Es sind schon seltsamere Dinge passiert«, wandte der Offizier ein.
»Aber nicht so etwas«, winkte Suzdal ab. »Schmerz, Wahnsinn, Verwirrung, endlose Panik, Heißhunger – ja, so etwas erwarte ich und kann dem widerstehen. Mit diesen Dingen rechne ich schon. Aber mit Frauen? Nein. Dort gibt es keine. Ich liebe meine Frau. Ich brauche keine, die nur in meinen Gedanken existieren. Schließlich habe ich die Schildkrötenmenschen an Bord, die ihre Kinder aufziehen. Ich werde genug Familienleben haben, an dem ich teilnehmen kann und um das ich mich kümmern muss. Ich kann sogar Weihnachtsfeiern für die Kinder veranstalten.«
»Was sind denn das für Feiern?«
»Nur ein hübsches altes Ritual, von dem mir einmal ein Außenpilot erzählt hat. Man überreicht den jungen Dingern Geschenke, einmal in jedem lokal-subjektiven Jahr.«
»Das
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