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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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klingt nett«, sagte der Offizier, der allmählich genug von dem Gespräch hatte. »Sie lehnen es also tatsächlich ab, eine Würfel-Frau mit an Bord zu nehmen?«
    »Sie sind noch nie geflogen, stimmt’s?«, fragte Suzdal.
    Diesmal war der Offizier an der Reihe, verlegen zu werden. »Nein«, erwiderte er knapp.
    »Ich werde genug Zeit haben, über alles nachzudenken, was sich in dem Schiff befindet. Ich bin eine fröhliche Natur und sehr umgänglich. Lassen Sie mich ruhig mit meinen Schildkrötenmenschen ziehen. Sie sind nicht sehr lebhaft, aber taktvoll und ruhig. Zweitausend oder sogar mehr Jahre lokal-subjektiver Zeit – das ist eine verdammt große Spanne. Bürden Sie mir nicht noch mehr Entscheidungen auf. Es bedeutet schon genug Arbeit, das Schiff zu steuern. Lassen Sie mir nur meine Schildkrötenmenschen. Ich bin schon früher immer gut mit ihnen ausgekommen.«
    »Sie sind der Kommandant, Suzdal«, sagte der Zeugmeister. »Wir tun nur, was Sie sagen.«
    »Schön«, lächelte Suzdal. »Sie haben es hier vermutlich mit den seltsamsten Gestalten zu tun, aber ich gehöre nicht zu ihnen.«
    Die beiden Männer lächelten einander verstehend zu, und die Ausrüstung des Schiffes war damit abgeschlossen.
    Das Schiff selbst wurde von Schildkrötenmenschen bedient, die nur sehr langsam alterten, und während das Schiff Kurs auf den äußeren Rand der Galaxis nahm und Suzdal die Jahrtausende – lokaler Zeitrechnung – in seinem Kältebett verschlief, wuchs eine Generation Schildkrötenmenschen nach der anderen heran, bildete ihren Nachwuchs für die Bedienung des Schiffes aus, erzählte die Legende von der Erde, die sie nie sehen würden, und überwachte sorgfältig die Computer, um Suzdal erst dann zu wecken, wenn der Eingriff eines Menschen erforderlich war. Von Zeit zu Zeit erwachte Suzdal, erledigte seine Arbeit und schlief dann weiter. Er hatte den Eindruck, dass er die Erde erst vor wenigen Monaten verlassen hatte.
    Aber was für Monate! Er war schon mehr als zehn subjektive Jahrtausende unterwegs, als er auf die Sirenenkapsel stieß.
    Sie wirkte wie eine gewöhnliche Notsignalkapsel. Solche Sonden wurden oft in den Weltraum geschossen, um von irgendwelchen Schwierigkeiten im Schicksal der Menschen zwischen den Sternen zu berichten. Diese Kapsel hatte offenbar eine ungeheure Entfernung zurückgelegt, und durch sie erfuhr Suzdal die Geschichte von Arachosia.
    Die Geschichte war ein Lügenmärchen. Die Gehirne eines ganzen Planeten – das wilde Genie einer bösartigen, unglücklichen Spezies – waren allein dem Problem gewidmet worden, wie man einen normalen Piloten von der Alten Erde umgarnen und weglocken konnte. Die Geschichte und der Gesang der Kapsel vermittelten die reiche Persönlichkeit einer wundervollen Frau mit einer tiefen Altstimme. Die Geschichte stimmte – zum Teil. Die Verlockung war Wirklichkeit  – zum Teil. Suzdal hörte der Geschichte zu, und sie sank wie ein wundervoll orchestrierter Teil einer großen Oper tief in die Fasern seines Gehirns. Das alles wäre anders verlaufen, hätte er die wahre Geschichte gekannt.
    Heute kennt jeder die wahre Geschichte von Arachosia, die bittere Geschichte eines Planeten, der ein Paradies gewesen war und sich in eine Hölle verwandelt hatte. Die Geschichte, die davon handelt, wie Menschen sich zu etwas entwickeln konnten, das etwas völlig anderes war als sie. Die Geschichte von den Ereignissen, die sich weit draußen am schrecklichsten Ort zwischen den Sternen abgespielt hatten.
    Suzdal wäre geflohen, wenn er die wahre Geschichte gekannt hätte. Er konnte nicht ahnen, was wir heute wissen: Die Menschheit konnte nicht den furchtbaren Wesen von Arachosia begegnen, ohne dass diese Wesen von Arachosia den Menschen in ihre Heimat gefolgt wären und ihnen Leid gebracht hätten, das größer gewesen wäre als Kummer, Wahnsinn, schlimmer als aller Wahnsinn, eine Seuche, die alle vorstellbaren Seuchen weit übertroffen hätte. Die Arachosianer waren Un menschen geworden, und trotzdem, im innersten Kern ihrer Persönlichkeit, waren sie doch Menschen geblieben. Sie sangen Lieder, in denen sie ihre Missbildung verherrlichten und in denen sie sich für das priesen, was sie auf so entsetzliche Weise geworden waren, und dennoch, in ihren Liedern, in ihren Balladen, erhob sich wie Orgelbrausen der Refrain:
    Und ich traure um den Menschen!
    Sie wussten, was sie waren, und sie hassten sich dafür. Und weil sie sich selbst hassten, verfolgten sie die

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