Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
schließlich die Wahrheit.
Er befand sich noch immer in der Rückzeit.
Hinter ihm lagen seine Ankunft und Wiederauferstehung auf dieser Welt. Eine Wiederauferstehung, die die weisen Erbauer des Palasts, die ihm Engelsflügel und Heiligenschein verliehen hatten, prophezeit hatten.
Und bald würde er sterben, irgendwann in der Urzeit dieser Zivilisation.
Später, viel später, Jahrhunderte vor seinem Tod, würden die Überreste seines Körpers in das stoffliche System dieses Zeit-Raum-Kontinuums übergehen. Ein Zerfall, der sich für die Betrachter als Zusammensetzung aus einem glühenden Nichts darstellen würde. Offenbar waren seine Partikel unzerstörbar, unberührbar. Die Erbauer des Palastes und ihre Vorfahren hatten erlebt, wie sich Staub zu einem Skelett geformt hatte, wie sich das Skelett aufgerichtet und in eine Mumie verwandelt hatte, wie die Mumie zur Leiche, die Leiche zum alten Mann und der alte Mann jung geworden war – bis er so vor ihnen stand, wie er das Raumschiff verlassen hatte.
Er war in seiner eigenen Gruft gelandet. In seinem eigenen Tempel.
Dabei lag noch alles vor ihm, was er vor den Augen dieser Menschen wirken würde, all die Wunder, die sie in den Tafeln an der Tempelwand festgehalten hatten!
Ein schwacher, kaum spürbarer Stolz drang durch seine Müdigkeit – er wusste, dass er seine Anhänger nicht enttäuschen würde. Er würde seiner Rolle gerecht werden, er würde sich in einen jungen, ruhmreichen Gott verwandeln, um im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Er hatte es schon vollbracht, vor ein paar Minuten oder Jahrtausenden.
Immer schmerzvoller riss die Zeit an seinen Eingeweiden, die Nährstoffinjektion brachte keine Linderung mehr. Seine Organe waren ausgetrocknet.
Die Wände des Saals leuchteten, als das Ende näherkam. Die Zeitalter trieben ihn vor sich her.
Ich bin Tasco Magnon, dachte er. Ich war ein Gott und werde wieder einer sein.
Doch sein letzter Gedanke war weniger großmächtig. Er dachte an einen Bogen mondblassen Haars, an eine halb abgewandte Wange und verlor sich in der schmerzvollen Stille seines Geistes.
Dita! Dita!
Im Datenhafen der Instrumentalität nahm das mitgenommene Zeitschiff langsam Gestalt an. Sofort stürmten Funktionäre und Techniker darauf zu und rissen die Luke auf. Im Pilotensitz saß eine junge Frau, die stumm ins Leere blickte. Ihr Gesicht war weiß, ihre Augen tränenleer. Als sie versuchten, die Frau aus ihrer Erstarrung zu lösen, klammerte sie sich verzweifelt an die Instrumente und murmelte in einem immergleichen Singsang vor sich hin: »Er ist gesprungen. Tasco ist gesprungen. Allein, er ist allein im Anachron …«
Mit ernster Miene und sehr behutsam lösten die Funktionäre sie aus ihrem Sitz, um die wertvollen Instrumente zu sichern.
Verbrechen und Ruhm des Kommandanten Suzdal
Lesen Sie diese Geschichte nicht; blättern Sie rasch weiter. Die Geschichte könnte Sie verstören. Aber vielleicht kennen Sie sie ja schon. Es ist eine sehr beunruhigende Geschichte, und eigentlich ist sie überall bekannt. Der Ruhm und das Verbrechen des Kommandanten Suzdal sind schon auf tausend verschiedene Weisen erzählt worden.
Glauben Sie nur nicht, dass diese Geschichte wahr ist.
Sie ist es nicht. Man findet nicht ein Körnchen Wahrheit in ihr. Es gibt keinen solchen Planeten wie Arachosia, es gibt auch kein Volk wie die Klopten, nicht einmal eine Welt wie Katzenland hat es jemals gegeben. Alles ist frei erfunden, hat sich niemals zugetragen. Lassen Sie es bleiben, machen Sie sich schleunigst aus dem Staub und lesen Sie etwas anderes.
Der Anfang
Kommandant Suzdal wurde in einem Muschelschiff ausgesandt, die entferntesten Bereiche unserer Galaxis zu erkunden. Man bezeichnete sein Schiff zwar als Kreuzschiff, aber er war der einzige Mensch an Bord. Er war ausgerüstet mit Hypnotika und Drama-Würfeln, um sich die Illusion von Gesellschaft zu verschaffen, die Illusion einer großen Menge freundlicher Menschen, die er aus seinen Halluzinationen entstehen lassen konnte.
Die Instrumentalität erlaubte ihm sogar, sich seine imaginäre Gesellschaft bis zu einem gewissen Grade selbst auszusuchen ; jeder dieser Gefährten wurde verkörpert von einem kleinen Keramikwürfel, in dem sich das Gehirn eines Kleintieres befand, dem die Persönlichkeit eines real existierenden menschlichen Wesens aufgeprägt worden war.
Suzdal, ein untersetzter, stämmiger Mann mit einem jovialen Lächeln, hatte keine Scheu, seine Wünsche zu
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