Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
seinen Augen auftauchen und wieder vergehen – einfach aus dem Nichts auftauchen, um einen Augenblick zu verharren und dann langsam dahinzuschmelzen, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war. Allmählich konnte er ein paar mehr Details erkennen. Er schien am Eingang einer Höhle oder unter einem hohen Portal zu stehen. Aber seine Gedanken waren noch mit den anderen Bauten beschäftigt. Bei seinen früheren Reisen durch die Zeit war es immer andersherum gelaufen – zunächst waren die Gebäude langsam in die Höhe gewachsen, dann gealtert und grau und unansehnlich geworden, und schließlich waren sie blitzartig verschwunden.
Müde schüttelte er den Kopf – es war doch offensichtlich! Er befand sich in der Rückzeit, in einer so schnell ablaufenden, unerbittlichen und lang währenden Rückzeit, wie sie vermutlich noch niemals jemand erlebt hatte.
Nun aber schien seine Geschwindigkeit rapide abzunehmen. Ein großes Gebäude erschien um ihn herum, kurz darauf war er wieder im Freien, dann wieder im Inneren. Unmittelbar vor ihm tauchte plötzlich ein strahlendes Licht auf.
Er stand in einem riesigen Saal, direkt in der Mitte und offenbar auf einer Art Sockel, denn er konnte den gesamten Raum überblicken. In seinem Umkreis bildeten sich schimmernde Formen heraus, die in einem bestimmten Rhythmus erschienen und verschwanden. Vielleicht Menschen? Aber sie bewegten sich so anders als sonst. Warum bewegten sie sich so sonderbar?
Da das Licht nicht wieder verschwand und auch das Gebäude sich nicht aufzulösen schien, bemühte er sich, etwas genauer hinzuschauen, und kniff die Augen zusammen. Nur die Augäpfel konnte er noch problemlos bewegen. Seine immerzu wachsenden, brechenden, wachsenden Finger- und Zehennägel und sein immerzu sprießender Bart riefen ihm in Erinnerung, dass er sich um die Nährstoffzufuhr kümmern musste. Jeder Quadratzentimeter seiner Haut juckte. Panisch stellte er fest, dass er seine Arme immer weniger bewegen konnte, und drückte rasch den Knopf, der die Ausschüttung von zusätzlichen Nährstoffen aktivierte. Denn trotz der normalen Versorgung, die ihn auch hier im kalten All am Leben hielt, konnte er schon jetzt weder Hände noch Finger bewegen. Obwohl er, seinem Gefühl nach, das Schiff doch erst vor ein paar Minuten verlassen hatte! (Dita, Dita, bist du dem Knoten entkommen? Hast du es geschafft? Hoffentlich habe ich das Gewicht richtig berechnet …)
Der Saal um ihn herum veränderte sich nicht mehr. Er rollte mit den Augen, um zu erkennen, wo er war und wann.
Ich lebe, sagte er sich. Ich bin der Erste, der dem Anachron entkommen ist. Das ist doch was. Es ist noch niemandem vor mir gelungen, aus der Zeit hinauszutreten und zurückzukehren.
Seine Geschwindigkeit verringerte sich immer mehr, das Licht vor seinen Augen strahlte unvermindert hell. Überrascht stellte er fest, dass er mehr erkennen konnte. Vor ihm hing eine Art Bild, ein großes, hohes Bild, oder eher mehrere kleine Bilder. Offenbar handelte es sich um eine Reihe von Bildtafeln mit Gemälden aus grauer Vorzeit. Aber was stellten sie dar?
Als er die Augen zusammenkniff, erkannte er die Gestalt auf der Tafel links oben: Das war er selbst, Tasco Magnon. Nichts fehlte – der glänzende Raumanzug, die marmornen Armstützen, der Sockel. Zusätzlich hatten sie ihm Flügel verliehen, die an die Engel der Alten Starken Religion erinnerten – große, weiße Flügel –, und einen Heiligenschein. Auf der nächsten Tafel war er so dargestellt, wie er sich im Augenblick fühlte: Der Anzug glänzte noch immer, doch sein Gesicht wirkte alt und ausgelaugt.
Die unteren Tafeln waren nicht weniger interessant. Die erste zeigte einen Flecken Gras oder Moos, über dem eine Art Licht schwebte, die zweite ein Skelett, das von einem Gerüst gehalten wurde.
Was hatten diese Bilder zu bedeuten? Er versuchte nachzudenken, doch sein Geist war zu matt dafür.
Jetzt traten die Menschen deutlicher aus dem Wirbel um ihn herum hervor. Fast meinte er, einzelne Gesichter zu erkennen. Auch die Farben der Tafeln wurden immer leuchtender und heller, bis sie in ihrer vollen Pracht erstrahlten – und verschwanden.
Einfach verschwanden, als hätte es sie nie gegeben.
Tascos altes, müdes Hirn rang verzweifelt um eine Erklärung, während die physiologische Zeit vollends aus der Spur geriet. Jede Minute wurde zum Jahrzehnt; noch während er einen Gedanken dachte, hatte er sich in eine uralte Erinnerung verwandelt. Und trotzdem erkannte er
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