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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Altstimme.
    Suzdal bildete sich fast ein, dass er mit ihr sprach, so real wirkte ihre Persönlichkeit. Wie konnte er wissen, dass er getäuscht, in eine Falle gelockt werden sollte?
    Alles klang vernünftig, absolut vernünftig.
    »Und dann«, fuhr die Stimme fort, »kam die arachosianische Krankheit über uns. Landet nicht. Bleibt fort. Redet mit uns. Redet mit uns über Medizin. Unsere Kinder sterben ohne Grund. Unsere Farmen sind fruchtbar und der Weizen hier ist goldener als einst auf der Erde, die Pflaumen sind blauer, die Blüten weißer. Alles entwickelt sich gut – mit Ausnahme der Menschen. Unsere Kinder sterben …« Die Frauenstimme verstummte mit einem Seufzer.
    Gibt es irgendwelche Symptome?, dachte Suzdal, und als ob die Kapsel diese gedachte Frage verstanden hätte, erwiderte sie: »Sie sterben an nichts. Nichts, das unsere Medizin untersuchen, nichts, das unsere Wissenschaft erforschen kann. Sie sterben. Unsere Bevölkerung geht zurück. Menschen, vergesst uns nicht! Menschen, wo immer ihr auch seid, kommt rasch, kommt jetzt, helft uns! Aber um euretwillen  – landet nicht. Bleibt im Orbit und beobachtet uns mit euren Bildschirmen, damit ihr in der Heimat berichten könnt von den verlorenen Kindern der Menschheit zwischen den fremden und fernsten Sternen!«
    Fremd waren sie tatsächlich.
    Die Wahrheit aber war weit fremdartiger, und darüber hinaus sehr hässlich.
    Suzdal war von der Richtigkeit der Botschaft überzeugt. Man hatte ihn für die Reise ausgewählt, weil er gutmütig, intelligent und tapfer war, und die Aufforderung stieß bei allen dreien dieser Eigenschaften auf Resonanz.
    Später, viel später, als man ihn gefangengesetzt hatte, fragte man Suzdal: »Suzdal, Sie Narr, warum haben Sie die Botschaft nicht überprüft? Sie haben die Sicherheit der gesamten Menschheit für eine alberne Bitte aufs Spiel gesetzt !«
    »Sie war nicht albern!«, schnappte Suzdal. »Diese Notsignalkapsel besaß eine traurige, wundervolle Frauenstimme, und ich hielt die Geschichte für wahr.«
    »Wie kamen Sie darauf?«, erkundigte sich der Ermittlungsbeamte mit flacher Stimme und schien verwirrt.
    Suzdals Antwort auf diese Frage klang müde und traurig. »Durch meine Bücher. Durch meine Erfahrung.« Zögernd fügte er hinzu: »Und durch meine eigene Entscheidung …«
    »War Ihre Entscheidung richtig?«, fragte der Ermittlungsbeamte.
    »Nein«, gab Suzdal zu und ließ dieses eine Wort im Raum stehen, als ob es sein letztes Wort gewesen wäre. Aber Suzdal selbst brach das Schweigen, indem er fortfuhr: »Bevor ich auf Kurs ging und mich schlafen legte, aktivierte ich meine Sicherheitsoffiziere in den Würfeln und ließ sie die Geschichte überprüfen. Natürlich ermittelten sie die wahre Geschichte von Arachosia. Sie rekonstruierten sie durch Kreuzentzifferung aus den Mustern der Notsignale und berichteten mir sofort, nachdem ich aufgewacht war, die ganze wahre Geschichte.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Das, was ich getan habe. Ich tat, wofür Sie mich jetzt vermutlich bestrafen werden. Zu diesem Zeitpunkt liefen die Arachosianer schon um mein Schiff herum. Sie hatten mein Schiff aufgebracht. Woher sollte ich auch wissen, dass die wundervolle traurige Geschichte nur auf die ersten zwanzig Jahre zutraf, von denen die Frau berichtet hatte? Und sie war nicht einmal eine Frau. Nur ein Klopte.«
    In den ersten zwanzig Jahren hatten sich die Dinge für die Arachosianer gut entwickelt. Dann brach das Unglück über sie herein, aber in anderer Form, als es der Bericht der Notsignalkapsel verbreitet hatte.
    Sie konnten es nicht begreifen. Sie wussten nicht, wie ihnen geschah. Sie verstanden nicht, warum erst zwanzig Jahre, drei Monate und vier Tage bis zu dieser Katastrophe vergehen mussten. Doch dann war es so weit.
    Wir vermuten, dass es an der Strahlung ihrer Sonne gelegen hat. Oder vielleicht an einer Kombination von Sonnenstrahlung und planetarer Chemie, die nicht einmal die intelligenten Geräte in dem Muschelschiff hinreichend analysieren konnten. Jedenfalls griff es um sich und verbreitete sich überall. Das Elend schlug zu.
    Sie hatten Ärzte. Sie hatten Krankenhäuser. Aber nicht genug, um mit der Katastrophe fertigzuwerden. Sie war einfach zu benennen und dabei monströs und umfassend.
    Alles Weibliche war karzinogen geworden.
    Alle Frauen bekamen zur selben Zeit Krebsgeschwülste, überall auf dem Planeten; sie erkrankten an den Lippen, an den Brüsten, am Unterleib, manchmal im Kiefer, in den

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